Musikalisches Schubladendenken und aparte Klassifizierungen, wir alle kennen sie zu Genüge: “NuMetal”, “HairMetal”, “Screamo”, “Post-Hardcore” und so weiter.
Unsere kanadischen Jungs von 3 Inches Of Blood sind die Antwort auf jegliche Genre-Grenzen: angetreten, um über die Gebeine der ach so hippen Trendreiter hinwegzuschreiten, wird hier dem schönen alten Heavy Metal in frischer Colour gefrönt: Denn nach Jahren des inzestiösen Selbstkopierens innerhalb der Jung-Musiker-Szene wurde es auch wirklich Zeit für eine ehrerbietende Rückbesinnung auf die klassischen Werte und so wundert es nicht wirklich, wenn als Vorbild die British New Wave of Heavy Metal herbeizitiert wird. Die prägnante Stimme solcher Ikonen wie Rob Halford oder King Diamond, die epischen Gitarren von Iron Maiden diese Burschen aus Vancouver haben ihre Hausaufgaben nicht nur gemacht, sondern auch verinnerlicht.
“That’s definitely our biggest influence, the late 70’s British stuff,” so der eine der beiden Sänger von 3 Inches, Jamie Hooper. “And also bands that were influenced by those U.K. bands, like early Slayer, and “Ride the Lightning”-era Metallica.”
Doch nicht nur musikalisch, auch thematisch geht es zur Sache:
Totenköpfe, Schwerter, Piraten, Orcs und blutrünstige Schlachtrufe gellen durch die sagenhafte Welt von 3 Inches Of Blood, zu erwecken die schlummernden Krieger der Vergangenheit.

Als 3 Inches sich 2000 in Vancouver, British Columbia gründeten, hatten sie natürlich noch keine Vorstellung, welche Wogen ihre Musik in der übersättigten Szene schlagen würde. Die Mannen um Jamie Hooper wollten eigenlich nur eine einmalige Re-Union-Show ihrer alten Band spielen, hatten dabei aber solchen Erfolg, dass sie beschlossen, sich unter einem neuen Namen und neuer Flagge frisch zu formieren. In den nächsten zwei Jahren konnte man sich einen überregional guten Ruf erspielen und ihr Debütalbum “Battlecry Under A Winter Sun“ wurde 2002 veröffentlicht. Diese Scheibe, voller Drachenkämpfe und mittelalterlichen Schlachten sollte nicht nur ihren heutigen Sound, sondern auch ihre bandinterne Attitüde festlegen:
Regel Nr. 1: Metal.
Regel Nr. 2: Metal.
Regel Nr. 3: Keine Angst.
“My first bedtime story was “Lord of the Rings”, which was read to me when I was three,” erzählt Hooper. “So that influenced me a lot, and my lyrics. We just want to be a story-based, imaginative band that plays metal.”

Und obwohl die Band in den Staaten nur einen kleinen Vertriebsdeal hatten, wurde man in UK von demselben Label wie The Darkness gesigned, die derzeit gerade erst auf dem Weg waren, zu der kleinen UK-Sensation zu werden, welche sie mittlerweile sind. So kam es, dass 3 Inches als Support für eine UK Tour von The Darkness bestätigt wurden, auf welcher sie sich satt neue Fans erspielen konnten und selbst The Darkness Frontmann Justin Hawkins zu einem neuen Anhänger zählen durften. Er bot sogar an, auf einem der letzten Tourdates 3 Inches bei dem Song „Deadly Sinners“ zu begleiten, hatte bei seinen back-up vocals wohl jedoch trotz seiner eigenen Erfahrung mit hohen Tönen derartige Probleme mitzuhalten, dass er nicht unbeschadet aus dem Auftritt herauskam: “By the next night, he had crazy laryngitis,” so Pipes, lachend. “So we kind of feel responsible.”
Nicht nur auf dieser Tour mussten sie jedoch die Erfahrung machen, gerade live neue Begeisterung in den Mengen auszulösen, missversteht man ihre Musik auf Tonträger gerne als „Veralberung“: “Once people see us live, everything changes,” freut sich Pipes. “They all come to me and are like, ‘we thought maybe you were a joke. But we just saw you play, and you’re pretty fucking serious!'”

Als die Arbeiten zu “Advance And Vanquish” begannen, stellten alle Beteiligten direkt klar, dass man hierbei keine geringeren Maßstäbe ansetzen wollte, als ein “classic” Metal Album in jeglicher Hinsicht zu erschaffen: Das bedeutete mit Neil Kernon (u.a. Judas Priest and Queensryche) einen Classic Metal Producer zu verpflichten, dazu einen Engineer zu packen, den man durch seine Arbeiten für Machine Head, Cannibal Corpse und Napalm Death kennt (Colin Richardson), und das Ganze mit einem Cover Artist zu krönen, welcher eine Old-School Metal Vergangenheit vorzuweisen hat:
Ed Repka, der Mann hinter den Vic Rattlehead Bildern auf den alten Megadeth Scheiben.

Vor den Aufnahmen mussten jedoch noch einige Wechsel in der Bandbesetzung vorgenommen werden, so dass die ehemaligen Mitglieder Brian Redman (bass) und Goatsblood Drummer Matt Wood wiederkamen. Nach den Aufnahmen wurden dann noch die beiden neuen Gitarristen Justin Hagberg und Kevin Keegan integriert, welche beide mit Jamie und Cam in früheren Bands gespielt hatten. Das Ergebnis spricht für sich: “Our band has been reborn and intensified,” erklärt Hooper.

Drum aufgesprungen, die Pommesgabel-Hand aufgewärmt, die Stimme mit Met geölt und dem Siegeszug der alten Meister in neuem Gewand gefrönt:

Let Heavy Metal be your master!

roadrunner