Wenn man unter Freunden Exkremente photographiert, dann liegt das meist am pubertären Leichtsinn. Stellt man diese jedoch für jedermann ins Internet, ist das eher, nicht so! Und wenn man mit expliziten Darstellungen von nackten Jungs (natürlich auch auf der Band eigenen MySpace Seite) mehr Aufmerksamkeit erzielt, als mit der eigenen Musik, dann ist das entweder ADS im Endstadion, oder ein Missverständnis zwischen Künstler und Öffentlichkeit. Bei Deerhunters aus Atlanta, Georgia scheint beides der Fall zu sein. In jungen Jahren sexuell Missbraucht, versucht Frontmann Bradford Cox sich auf diesem Wege auszudrücken. Öffentlichkeitsgeilheit als Ausdruck der eigenen Einsamkeit.
“Don’t even think about pulling this child pornography shit with me. I have not used a single image that did not come from a legitimate site that keeps age records. Child Pornography is fucked up, and as someone who was sexually abused since I was seven, I take it pretty seriously. I don’t need thought police on here. You can eat the shit you’ll be seeing photos and journal entries about in the next day. I can’t help it that some of you think I am sick or fucked up or twisted. My job is to express myself how I best know how. Usually a mixture of sadness and humor. I was really writing about lonliness. I don’t feel like I need to defend the fact that I am fucked up because I was fucked with and sexually abused at a VERY young age.”
Irgendwie einsam und verloren klingt auch die Musik von Deerhunter. Die Freunde Bradford Cox, Moses Archuleta, Josh Fauver, Colin Mee und Lockett Pundt wandern mit jugendlicher Blauäugigkeit über endlose Elektro-Teppiche bis sie sich im Gras der Melancholie fallen lassen und zu zarter Gitarrenklimperei schöne Worte in den Wind flüstern. Diese werden in höchste Höhen getragen und verschwinden in der Unendlichkeit. Songs wie „Heatherwood“ sind gutmütige Seelen, die nicht kratzen und beißen, sondern einfach nur Herzen brechen.
2007 erscheint mit „Kranky“ ihr Debüt-Album, mit dem sie vorerst nur in Amerika unterwegs sind.
Hans Erdmann
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