Tief stapeln kann so schön sein. Whores aus Atlanta, Georgia wuchten und drücken, als gäbe es kein Morgen. Hier wird nicht diskutiert. Nein, hier gibt’s gepflegt eins auf die Fresse.

Stressed Sumo Records besitzt bekanntlich ein Händchen für prächtige, kleine Liebhaberstücke im Noise, Hardcore und Postrock. Mit Whores hat sich Labelpapa und Therapy?-Drummer Neil Cooper ein mächtiges Energiebündel ins Haus geholt. “Ruiner” ist eine EP von (leider) nur knapp 20 Minuten, in denen das dreiköpfige Gespann dem Freund gepflegter Gitarrenbretter ein tüchtiges Pfund in die Magengrube schiebt. Hier wird geknüppelt, bis jede Bassbox freiwillig um den Gnadenschuss bittet.

Die Platte öffnet mit dem herzhaft scheppernden “Daddy’s Money”, das weder Kompromisse noch Diskussionen zulässt und die Verhältnisse gleich zu Beginn überaus deutlich klärt. Beachtlich ist neben der unbändigen Energie der Band auch die Produktion, die dem Trio ein derart vollmundiges Soundgewand verpasst, dass sich davon die führenden Größen im Stoner und Noise sicher herzlich gern eine Scheibe abschneiden. “Daddy’s money can’t save you now!” – mit brennenden Fackeln, Peitschen und Prügeln machen sich die Herren ans Werk.

Whores – “Daddy’s Money”

Zeit zum Verschnaufen gewähren Whores an kaum einer Stelle, warum auch. Selbst das etwas funky beginnende “Shower Time”, das in den ersten Takten harmoniegeschuldet fast leichte Primus-Assoziationen aufkommen lässt, entwickelt sich im seinem Verlauf zum gemeingefährlichen Tiefdruckgebiet, das bis zum Ende der Platte noch zelebrierend ausgebaut wird. Immer wieder schalten Whores aber auch für wenige Takte gezielt einen Gang runter, jedoch nur um danach wieder gehörig mit der flachen Hand auszuteilen. Eine wahre Freude.

Whores – “Shower Time”


Lange hat mich keine Platte solcher Härte-Güteklasse mehr so überrascht, wie es Whores mit diesem kurzen und umso knackigeren Werk (übrigens ihr Debüt) getan haben. Der Sound ist unglaublich vollmundig, an zahlreichen Stellen schier zum Anfassen druckvoll, das Schlagzeug herrlich roh und die gesamte Platte mit Arrangements ausgestattet, die an jeder Stelle den gewünschten Effekt erzielen – biestige Wiederhaken ziehen die Mundwinkel nach oben. Scheppern, ballern, drücken, hämmern, prügeln.. möge jeder den Reigen ausdrucksstarker Lärmbeschreibung für sich fortführen.

Alex Beyer

VÖ: 18.5.2012

Label: Stressed Sumo Records

Tracklist:

1. Daddy’s Money
2. Fake Life
3. Sower Time
4. Straight Down
5. Tell Me Something Scientific