Eigentlich hielten wir Foster The People für den Inbegriff der Indiepop-Band 2011/12. Wo vor acht Jahren noch Gitarren dominierten, stehen jetzt Synthies im Vordergrund. Ihr Debütalbum “Torches” ist die perfekte Grundlage für eine durchtanzte Indieclub-Nacht. Getanzt haben wir auf ihrem Konzert in Berlin durchaus. Dennoch ließ uns dieser Abend leicht verwundert zurück.

Unlängst vom Astra in die mehr als doppelt so große C-Halle verlegt, war das Konzert nun allerdings keineswegs ausverkauft. Man braucht ja auch Platz zum Tanzen. Dennoch sind wir vollkommen gespannt und unvoreingenommen. Angeblich soll die Band live gut sein. Aber ob alle nur wegen “Pumped Up Kicks” gekommen sind?

Da wir zu diesem Zeitpunkt noch mit einer Indie-Band rechnen, passt die Vorband Mini Mansions aus L.A., bei der Queens of the Stone Age-Bassist Michael Shuman mitspielt, gut ins Bilde. Dann – kurz vor zehn – wird das Publikum langsam ungeduldig und beginnt im Takt zu klatschen. Die Fans bestehen aus einem bunten Mix von 14- bis 45-Jährigen. Am meisten bemerkbar machen sich allerdings die Teenie-Mädchen. Obwohl die Stimmung sowieso gut ist, kommt Punkt 22 Uhr ein Mann im Anzug auf die Bühne und spielt den Anheizer, indem er die Menge auffordert noch einmal zu klatschen und die Band zu feiern. Als Foster The People die Bühne betreten und die Show mit “Houdini” beginnen, geht das Gekreische los und die Digitalkameras sind bereit. Dass sich Konzertbesucher heute mehr mit der Aufnahme als dem Genießen von Konzerten beschäftigen, ist uns nichts Neues. Das Ausmaß dessen steigt heute in der C-Halle in ungeahnte Höhen. Das ganze Konzert über wird gefilmt und fotografiert. Steht da einer mit einem iPad in der Menge? Ja, ein Fan hält den Moment wirklich mit seinem Tablet-PC fest. Oh boy! Seifenblasen und Leuchtstäbe haben sie auch mitgebracht und die Mädchen strecken ihre Hände zu einem Herz geformt in die Luft.

Sänger Mark Foster rennt und hüpft von links nach rechts, damit alle ihn sehen können, legt hier und da coole Dancemoves hin und erntet dafür noch mehr Gekreische. Fehlt nur noch, dass er sein Shirt auszieht, aber soweit kommt es nicht. Mehrmals bekundet er jedoch seine Liebe für Berlin: “the best city in Europe”, dann “the best city in the world” und auch noch “the place to be for creative people.” 

Dass wir hier nicht auf dem Konzert des “Inbegriffs von einer Indieband” sind, sondern auf dem einer kalifornischen Boygroup, wird uns nicht nur durch die lila-pinke Lichtshow und die glattpolierte, einstudierte Bühnenshow bewusst. Auch beim nächsten skurrilen Szenario klappt uns fast die Kinnlade herunter: Ein paar Mädchen in der ersten Reihe haben ein Plakat gemalt und werden zum Dank von Foster The People auf die Bühne geholt. Der “Anheizer” von vorhin hilft ihnen auf die Bühne. Die Band versucht ein bisschen Small Talk mit seinen Fans zu halten, die sind aber um die 14 und verstehen leider kein Wort von dem, was Mark Foster da sagt. Vielleicht sind sie auch zu aufgeregt. Die Adrenalinstöße müssen enorm gewesen sein in diesen Momenten. Sie dürfen nun einen Song lang auf der Bühne mit hüpfen und werden mit Gruppenumarmung verabschiedet. Süß.


California-Girls auf die Bühne, jetzt!

Immerhin wird unsere Frage, ob hier alle nur wegen “Pumped Up Kicks” da sind, verneint. Das Publikum kannte alle Songs von “Torches” und belohnte deren Darbietung mit jugendlichem Mitsingen, Kreischen, Klatschen und Hüpfen. Dass der Sound in der C-Halle mal wieder nicht überzeugte, schien hier keinen zu stören. Zur Zugabe spielt Mark Foster eine Ballade, obwohl jeder im Raum nur noch auf zwei Lieder warten. Bei “Helena Beat” werden alle nochmal aufgeweckt und schließlich und endlich kommt DER Hit. “Pumped Up Kicks”, der letzte Tanz und das einzige Lied, bei dem wirklich fast jeder mitsingen. Die Kameras kommen nochmal zum Einsatz – das muss schließlich alles für Online-Videoplattformen festgehalten werden. Nach 75 Minuten ist die Show vorbei. Es haben nur die Kuscheltiere gefehlt, die auf die Bühne geworfen werden.

Text: Laureen Kornemann & Stefanie Schwerdtfeger
Fotos: Stefanie Schwerdtfeger