Bei allen Fehlgriffen, die sich Cover-Designer und Graphiker gern mal erlauben und die wir gestern erst in Form der grausamsten Cover des Jahres vorgestellt haben – es gibt sie natürlich noch, die Musiker und Künstler, die sich um die Verpackung ihres Inhaltes noch ausgiebig Gedanken machen.
Dabei bedarf es für ein schönes Cover nicht einmal viel. Manchmal genügt bereits ein kleines Tier – der Klassiker. Artwork, das lediglich mit einem Schriftzug aufwartet, hat hingegen selten eine große Anziehungskraft, Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Ob puristischer Minimalismus oder überladene Mash-Up-Kunst – dazwischen tummeln sich viele Ideen, die später von Vinyl-Liebhabern mit stolzer Brust präsentiert werden. Ist es doch die Größe, die ein Cover letztlich am meisten adelt.
Über die Funktion eines Covers kann – naturgemäß – heftig gestritten werden. Während die einen sagen, dass der Inhalt von größerer Wichtigkeit ist, so argumentieren die Ästhetiker, das zu einer schönen Platte auch eine formvollendete Präsentation gehört. Fakt ist: die Frontgestaltung einer Platte war schon immer Faszinosum, denn sie kann Geschichten erzählen, zum Nachdenken anregen, verstörende Wirkungen hervorrufen oder schlicht und einfach durch Grazie überzeugen. motor.de präsentiert euch die aus unserer Sicht imponierensten und schönsten Plattencover des Jahres und hoffen, dass die Inspiration auch Euch beim Betrachten erfassen wird.
Der Briefkasten quillt über, der Efeu sprießt und auch ansonsten wirkt es so, als hätte diese mysteriöse gelbe Tür schon lange niemand mehr geöffnet. Was mag sich dahinter verbergen? Die Instrumental-Rocker von Explosions In The Sky regen mit schlichten Mitteln zum Phantasieren an. Einladend!
Nachdem sich die US-Folker für ihr Debüt noch mit einem Motiv des niederländischen Malers Pieter Brügel schmückten, musste es auf dem Zweitwerk etwas Eigenes sein. Illustrator Toby Liebowitz und Maler Christopher Alderso schufen eine detaillierte Collage über aufwühlender See, deren wahrer Sinn nur die Urheber kennen. Erkundungsanregend!
Plattencover mit nackten Frauen sind heutzutage keine wirkliche Seltenheit mehr. Es ist allerdings eine Frage des Stils, wie man die hüllenlosen Damen präsentiert. Das französische Elektonik-Projekt Young Montana? bemalt seine Protagonistin einfach mit den schönsten Farben. Toolesk!
Kunst darf und sollte auch immer streitbar sein. Für das Cover von Eniks neuem Album liegt die Ästhetik im Unästhetischen begründet. Was Lady Gaga seit jeher versucht auf die Spitze zu treiben, wird hier bildgewordene Realität: Mut zur Hässlichkeit. Prätentiös.
Sexy? Sinnlich? Abstoßend? Provozierend? Trashig? Kunstvoll? – das Cover von Toro Y Mois Zweitwerk weckt beim Betrachter die unterschiedlichsten Assoziationen. Bei dieser Mannigfaltigkeit an Deutungen hat ein Artwork sein Ziel erreicht. Diffizil!
Den Nostalgie-Bonus des Jahres kann Produzent Robag Wruhme einstreichen. Ein Foto aus eigenen Kindertagen zeigt den strahlenden Jungen auf einer Autobahnbrücke. Egal, ob es die Sehnsucht nach der Ferne oder die nach der Unbeschwertheit der eigenen Kindheit ist – dieses Cover schafft auf ganz simple Art und Weise ein Gefühl der Vertrautheit. Kindheitlich!
Was auf den ersten Blick wie eine Szene aus einem x-beliebigen Roland Emmerich-Katastrophenfilm anmutet, ist in Wirklichkeit das Cover des zweiten Albums der australischen Elektro-Popper Cut Copy. Die Erhöhung der Skyline spiegelt nicht nur den Status der westlichen Welt wider, gar wird dieser durch die niederreißende Wassermenge dem Erdboden gleichgemacht. Apokalyptisch!
Das Genie beherrscht in der Regel ja das Chaos. Seiner Wohnzimmer-Collage zufolge, dürfte Produzent Moritz Friedrich alias Siriusmo also ein absoluter Meister seines Faches sein. Gerüchten zufolge ist auf dem Cover von “Mosaik” nichts gestellt. So wird der Betrachter sozusagen mit einem kurzweiligen Suchbild aus dem Leben eines kreativen Messis belohnt. Anarchistisch!
Seit der ersten Ausgabe der “Fabriclive”-Compilation im Jahr 2001, pflegt die Reihe stilvolle Cover-Motive. Mit der Veröffentlichung der 59. Variante in diesem Jahr eröffnete man sozusagen die maritime Phase (welche die nachfolgenden Teile von Brodinski und Pich weiterführen). Ein gleichermaßen bizarres, wie faszinierendes Zusammenspiel zwischen Mensch und Oktopus. Animalisch!
Auch unser liebstes Cover des Jahres glänzt mit den Reizen der Natur. Mikroskopisch genau lenken Gang Gang Dance unser Augenmerk auf ein kleines Wesen, dessen ganzes Antlitz mit Wassertropfen übersäht ist. Was fast schon außerirdisch wirkt, stammt dann doch von einem heimischen Wiesenbewohner und lässt uns fasziniert über Flora und Fauna zurück. Formvollendet!
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