Peter Hempel ist ein Sprecher der GEMA. Ein Interview in drei Teilen über das GEMA-Image, ihre Struktur, den “Wasserkopf”, YouTube, Spotify, natürlich Geld und das Problem mit der “freien” Musik. Teil 3 von 3.
(Bild: GEMA-Blog)
motor.de: Viele warten auf einen Start des Streamingdienstes Spotify in Deutschland. Es gibt Verhandlungen?
Hempel: Ja. Spotify ist im Herbst auf uns zugekommen.
motor.de: Im Herbst 2011?
Hempel: Vorher gab es offensichtlich kein Interesse von Seiten von Spotify.
motor.de: Da frag ich mal ganz ungeniert: Wie lange werden die Verhandlungen dauern?
Hempel: Verhandlungen hängen immer von beiden Verhandlungspartnern ab und können oftmals Monate dauern.
motor.de: Mit Simfy ist ja schon ein vergleichbarer Anbieter am Start. Gibt es dort schon einen Vertrag oder ist das auch eine vorläufige Lizenzierung?
Hempel: Meines Wissens nach ist das derzeit auch nur vorläufig.
motor.de: Wenn es irgendwann zu einer endgültigen Einigung per Vertrag oder Schiedsstellen-Entscheid kommt, dann wird der Tarif veröffentlicht und ist für alle vergleichbaren Anbieter identisch?
Hempel: Ja, die im Bundesanzeiger veröffentlichten und abgestimmten Tarife sind verbindlich.
motor.de: Gerade auch ein vieldiskutiertes Thema ist die GEMA-Vermutung. Ist die noch zeitgemäß?
Hempel: Ja, ist sie. Solange wir immer noch über 90 Prozent des Weltrepertoires an Musik vertreten, ist sie absolut zeitgemäß und wird immer wieder in Gerichtsverfahren bestätigt.
motor.de: Woher wissen Sie denn eigentlich, dass es über 90 Prozent sind? Oder anders herum gefragt: Woher wissen Sie, wieviele Urheber Sie nicht vertreten? Wo kommen die anderen 10 Prozent her?
Hempel: Das war oftmals Gegenstand von Gerichtsverfahren und wurde höchstrichterlich bestätigt.
motor.de: Die Anzahl verfügbarer freier Musik steigt aber doch explosiv, sie ist prinzipiell ja erst seit wenigen Jahren überhaupt praktisch zugänglich.
Hempel: Die erfolgreichen und häufig gespielten und aufgeführten Werke sind nach wie vor überwiegend im Repertoire von Verwertungsgesellschaften. Die Urheber sind also entweder Mitglied der GEMA oder einer anderen Verwertungsgesellschaft weltweit. Der Eindruck, die „freie“ Musik sei dank einiger Webseiten einfacher zugänglich ist aber sicher richtig.
motor.de: Wir haben die Situation, dass der Anteil an “freier” Musik höher wird und die technische Erfassung “geschützter” Musik immer schwieriger. Was ist denn die Strategie der GEMA angesichts dieser Entwicklung?
Hempel: Wir arbeiten ständig an neuen und userfreundlichen Services. Ganz aktuell werden wir in den nächsten Wochen die Möglichkeit bieten, Titellisten – also die sogenannten Musikfolgen – auch online anzumelden. Der Service wird auf unserer Webseite im Bereich Online-Services & Lizenzen allen Interessierten in Kürze zur Verfügung stehen.
motor.de: Die Annahme, diese eingeforderte Liste mit allen Urhebern eines DJ-Abends ließe sich korrekt erstellen, ist doch unrealistisch.
Hempel: Ein Pauschal-Hinweis “die Musik stammt von diesem oder jenem Portal mit freier Musik” reicht uns für die Lizenzierung natürlich nicht. Über den Service Musikfolgen Online wird die Anmeldung für die Veranstalter aber deutlich einfacher und besser zu handhaben als über die bisherigen Anmeldebögen.
motor.de: Nochmal zurück zu den über 90 Prozent Weltrepertoire: Sie müssten doch demzufolge wissen, wieviel – zumindest aktuell geschützte – Musikstücke es auf der Welt gibt.
Hempel: Da müsste ich jetzt wirklich tagesaktuell recherchieren. Es war schon vor Jahren eine ziemlich hohe Millionenzahl allein an Werken der von uns direkt vertretenen Urheber. Die Anzahl der Werke schwankt ja auch täglich um Tausende, da Werke in die Gemeinfreiheit übergehen oder neue Mitglieder ihr Repertoire einbringen bzw. Mitglieder neue Werke anmelden.
motor.de: Die Piratenpartei versucht gerade, mehr als 60.000 deutsche Musikurheber zu finden, die nicht von der GEMA vertreten werden, um die GEMA-Vermutung ad absurdum zu führen.
Hempel: Das würde immer noch nichts an der Tatsache ändern, dass wir die Gesamtverträge mit den ausländischen Verwertungsgesellschaften haben.
Interview: Augsburg
Teil 1 des Interviews findet ihr »hier.
Teil 2 des Interviews findet ihr »hier.
motor.de hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Zukunft mit einem Dossier: GEMA das Thema speziell unter die Lupe zu nehmen, Player und ihre Interessen deutlich zu machen, Probleme zu analysieren, Meinungen zum komplexen Thema und zu den Perspektiven zu sammeln.
Weitere Texte zum Thema:
» Basisinformation zu den Einnahmen der GEMA
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