Er verbuddelt seine Mastertapes, singt und schreit, sucht sich seine wechselnden Mitmusiker erst kurz vor Showbeginn, spielt seine Konzerte an den ungewöhnlichsten Orten und zieht, nur mit einer Gitarre bewaffnet, dafür aber mit einer ganzen Parade im Schlepptau, durch die Straßen von Manhattan: Emperor X.
Chad Matheny alias Emperor X ist verrückt, im besten Sinne. Der Mann, der über sich selbst sagt “I need to be as weird as possible and do whatever I want until I’m so insane that somebody notices” hat bis vor einigen Jahren noch fleißig Physik studiert, brach seinen Master aber ab um sich voll und ganz der Musik zu widmen. Seither hat er bereits fünf Alben veröffentlicht und stand mit Indie-Größen wie Nada Surf oder The Hold Steady auf der Bühne.
Im Oktober diesen Jahres erschien sein neustes Werk “Western Teleport” in Amerika. In Deutschland ist die Platte zurzeit leider nur digital oder über amerikanische Vertriebe erhältlich. Ein Blick über den großen Teich lohnt sich aber, denn das Album zeigt alle Facetten von Mathenys musikalischer Experimentierfreudigkeit. Neben der träumerisch-beschwingt daherklingelnden Lofi-Produktion “Erica Western Teleport” oder dem Stimmwirrwarr aus “Allahu Akbar”, das sich zu einer krachenden Indie-Uptempo-Nummer aufbaut, ziehen sich vor allem gefühlvolle Melodien durch die Platte, unterlegt mit rauen Gitarren und cleveren Songtexten.
Emperor X – “Sig Alert”
Die Originalität des begabten Musikers drückt sich aber nicht nur in seinen Songs, sondern vor allem auch durch die Art und Weise wie er diese vermarktet aus. In unserer heutigen Welt ist es selbstverständlich, dass jede Art von Musik nur einen Click entfernt und sofort verfügbar ist. Der ehemalige Physiker hat jedoch einen speziellen Weg gefunden, um sich und seiner Kunst Gehör zu verschaffen: Er veranstaltet eine musikalische Schnitzeljagd. Matheny vergräbt die Mastertapes seiner Songs, postet die GPS Koordinaten auf seiner Homepage und hofft, dass irgendwer sich auf den Weg macht, um seine Musik zu entdecken. Die Finder der Tapes haben so nicht nur die Möglichkeit, eines von Emperor Xs Originaltapes in ihren Besitz zu bringen, sondern mittels eines dazugehörigen Codes auch die ehrenvolle Aufgabe, den Song online für alle anderen Fans freizuschalten.
Emperor X – “Tanline Debris”
2012 will Emperor X erstmals auch Europa mit einigen Shows beehren. Also aufgepasst! Vielleicht könnt Ihr Euch auch bald hierzulande auf musikalische Schnitzeljagd begeben und eines seiner Tapes euer Eigen nennen.
Stefanie Göthel
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