Renaissance der Mystik: Die Kanadier Timber Timbre lassen in ihren Songs magische Kräfte für sich sprechen. Im motor.de-Interview erfahrt ihr mehr über das Geheimnis ihrer Musik.

(Foto: Kandle Osborne)

Im Jahre 2005 entschied sich der kanadische Folkmusiker Taylor Kirk, der zu dieser Zeit bereits einige Soloaufnahmen aufgenommen hatte, seine Musik einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, sodass kurz darauf mit Mika Posen und Simon Trottier die Formation vervollständigt und die Band Timber Timbre erstmals erwähnt wurde. Nach einigen Anlaufversuchen erschien 2009 ihr selbstbetiteltes Album, im gleichen Zuge verschrieben sie sich dem Label Arts And Crafts – seitdem geht es für das Trio steil bergauf. Sänger Taylor Kirk verrät uns im motor.de-Interview, wie er seine Musik wahrnimmt und was ihn inspiriert.

motor.de: Das erste, was mir an deiner Musik auffällt, ist deine markante Stimme. Nimmst du in dieser Hinsicht speziellen Unterricht?

Taylor: Nein, ganz und gar nicht.

motor.de: Du hast demzufolge auch nichts studiert, was das angeht?

Taylor: Nein, das heißt, jedenfalls nichts Spezifisches mit Gesang. Ich habe früher Gitarrenstunden genommen, aber da war ich vielleicht 13 oder 14 Jahre alt. Irgendwer aus meinem Umfeld hat mir damals ein paar Akkorde beigebracht. Später hab ich auch angefangen, klassische Gitarre zu lernen, ungefähr für ein Jahr. Aber ich war darin nicht wirklich gut (lacht).

motor.de: Und was machst du so neben der Musik?

Taylor: Nicht viel! (lacht). Da bleibt ehrlich gesagt auch nicht viel Zeit. Wir sind ja mehr oder weniger terminlich ausgelastet, seit wir mit dem Material von Arts And Crafts auf Tour sind. Wenn dann doch mal etwas Zeit bleibt, nutzen wir die Gelegenheit, um uns zu erholen oder eben neue Musik zu schreiben. Natürlich wäre ich manchmal lieber zu Hause, um “normaleren” Dingen nachzugehen.

Timber Timbre – “Bad Ritual”

motor.de: Du beschreibst deine Musik als “Gothic-Rockabilly-Blues”. Woher nimmst du deine Inspiration? Und was verbindest du mit Rockabilly?

Taylor:
Damit habe ich uns wohl irgendwo auf dem MySpace-Profil passend beschrieben (lacht). Trotzdem denke ich, dass es da Parallelen zu unserer Musik gibt. Ich mag beispielsweise Gene Vincent oder Elvis Presley. Ich glaube auch, dass unter anderem diese Personen zur Entstehung und Weiterentwicklung des Rockabilly beitrugen.

motor.de: Wie würdest du deine Musik eher beschreiben?

Taylor: (überlegt) Schwierig! Vielleicht einfach nur “Blues”, “Folk” oder “Rock’n’Roll”. Das ist natürlich auch nicht ganz präzise, aber heutzutage gibt es einfach keinen Begriff mehr, der das alles abdeckt.

motor.de: Euer neuestes Album heißt “Creep On, Creepin’ On“. Das Cover der Platte ist ja sehr mystisch gestaltet und Songs, wie “Bad Ritual” oder “Swamp Magic” unterstreichen diesen Charakter. Wie identifizierst du dich damit?

Taylor: Ich war schon immer fasziniert von Symbolen. Das versuche ich durch Metaphern auch in meinen Songs zum Ausdruck zu bringen. Damit lassen sich die unterschiedlichsten Dinge in einer anderen Art und Weise darstellen. Heutzutage sieht man sowas leider immer seltener, alles wird nur noch spießbürgerlich zurechtgeschnitten. Da geht die Mystik einfach
verloren.

motor.de: Denkst du, dass die Realität deshalb langweilig oder schlecht ist?

Taylor: Nein, eigentlich nicht. Es ist nur traurig anzusehen, wie sich die Dinge teilweise entwickeln. Dass so Vieles durch extreme Selbstdarstellung mittlerweile transparent geworden ist.

motor.de: Der Name “Timber Timbre” klingt ja sehr waldverbunden. Wie bist du auf gerade diesen Namen gekommen?

Taylor: Ich habe vor einigen Jahren mal in einer kleinen Holzhütte im Wald gewohnt, als ich erstmals die ganze Bandidee verwirklichen wollte. In diesem Umfeld entstanden dann auch meine ersten Aufnahmen, der Bandname “Timber Timbre” war also naheliegend.

Interview: Lydia Meyer
Übersetzung: Tim Schedler