Allein mit seiner Gitarre bereist er die ganze Welt und war schon fast überall zu Hause. Yoav ist alles andere als ein gewöhlicher Singer/Songwriter. Hier stellt er sich für euch vor.

Die Gitarre ist für Yoav schon seit vielen Jahren eine treue Begleiterin. Nur mit ihr und einer Loopstation bewaffnet, betritt der Musiker die unterschiedlichsten Bühnen. Sei es im großen Konzertsaal, auf der kleinen Clubbühne oder vor tausenden Leuten auf dem Hurricane-Festival, wo wir ihn getroffen haben: Yoav fasziniert mit liebevoll arrangierten Popsongs mit experimenteller Ader und einer sehr charakteristischen Stimme. Eigentlich wollte er für uns noch einen Song unplugged zum Besten geben, der Soundcheck von Portishead verhinderte das jedoch leider. So mussten wir es leider fürs Erste bei einem kleinen Interview belassen.

Heute Abend wird die Unplugged-Session in einer kleinen Berliner Wohnung nachgeholt, hier könnt ihr exklusive Tickets gewinnen! Falls ihr es nicht schaffen solltet, wir geben euch schon bald einen ausgiebigen, visuellen Eindruck von der Show. Yoav im motor.de-Interview über sich, seine Musik und fehlende Tassen im Schrank der Gesellschaft.

motor.de: Wer bist du?

Yoav: Wer ich bin? Ganz schön schwierige Frage. Ich habe eine Zeitlang in Südafrika gelebt und war eigentlich schon auf der ganzen Welt zu Hause. An der West- und Ostküste Amerikas, Kanada, Großbritannien, Frankreich und als nächstes werde ich eine Weile in Berlin sein. Zu meiner Musik: Ich spiele meine Gitarre ein bisschen komisch und habe viele Looping-Techniken. Ich nutze sie etwa wie ein DJ, produziere damit Beats und lege dann einige Gitarrenspuren drüber. Es gibt mich und meine Gitarre und ich reise viel.

motor.de: Beschreibe deine Musik ein wenig genauer.

Yoav: Ich würde sie als “dark electronic pop” beschreiben. Ich bin mit Depeche Mode, The Cure und Radiohead aufgewachsen, aber ich höre zum Beispiel auch viel HipHop. Meine Beats sind allerdings ziemlich elektronisch, dennoch sind es echte Songs. Ich nutze meine Akustikgitarre für alles und spiele sämtliche Lieder auf ihr.

motor.de: Wie heißt dein aktuelles Album?

Yoav: Ich habe bisher zwei Platten veröffentlicht. Die erste heißt “Charmed and Strange” und das neue Album nennt sich “A Foolproof Escape Plan”. Ich habe es an unterschiedlichen Orten geschrieben, beispielsweise in Südafrika oder England und auch die Aufnahmen fanden in mehreren Ländern statt. Es geht darin um gesellschaftliche Themen – das ganze Chaos, was sich rund um den Globus abspielt, und einige Dinge aus meinem eigenen Leben.

Yoav – “Where Is My Mind”

motor.de: Was sollte man unbedingt über dich wissen?

Yoav: Die meisten denken, dass ich gar nicht wirklich Gitarre spiele und viel auf Elektronik setze. Das stimmt so aber nicht, denn bei mir ist eigentlich alles live.

motor.de: Also bist du immer allein auf der Bühne?

Yoav: Ja, ich stehe ganz allein dort.

motor.de: Was ist für dich wichtig im Leben?

Yoav: Dieses Abenteuergefühl – ich würde das gern mein ganzes Leben lang erhalten und die Welt immer wieder neu entdecken, mich davon inspirieren lassen und neue Songs schreiben.

motor.de: Die Welt könnte besser sein, wenn…?

Yoav: Oh wow – darüber habe ich viele Gedanken, aber im Moment glaube ich, dass die Gesellschaft nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Es geht nur um Kontrolle und darum, dass die Menschen immer mehr und mehr wollen. Wenn Sie in der Lage wären, zu akzeptieren, wer sie sind, würde es viel weniger geben, die unglücklich sind. Das heißt nicht, dass man damit mehr bekommt, aber du weißt zumindest wo du stehst. Es ermöglicht einem, die Dinge ruhiger anzugehen und nicht total verzweifelt nach dem zu streben, was andere besitzen. Ich denke, das ist es, was unseren Planeten so aufwirbelt: Verlangen.

motor.de: Worüber hast du dich zuletzt geärgert?

Yoav: Lass mich kurz darüber nachdenken… Ich glaube, das war die Straßensperre, als wir herkamen. Die war echt scheiße! (lacht)

motor.de: Wofür kannst du dich besonders begeistern?

Yoav: Für Musik, deren Worte Bedeutung haben und Musiker, die die Wahrheit sagen. Das habe ich in meinem Leben schon immer sehr zu schätzen gewusst. Es ist einfach eine wundervolle, von Menschen geschaffene Sache. Die Verbindung zwischen einem Selbst und dem Publikum mithilfe dieser Worte ist wunderschön.

motor.de: Was hörst du zur Zeit?

Yoav: Im Moment wirklich alles. Ich habe mir vor kurzem ein Buch gekauft, das unglaublich dick ist. Es handelt von Musik der 1920er bis heute, die man unbedingt gehört haben muss. Ich bin grade dabei, das Buch durchzugehen und mir Bands anzuhören, die ich verpasst habe, weil ich einfach zu jung war. Auf der Herfahrt lief Iggy Pop und The Knife. Ich mag HipHop, aber auch nur gelegentlich. Wichtig für mich ist Popmusik, Singer/Songwriter und Rock’n’Roll. Meine Ohren sind im Moment so offen, wie noch nie zuvor. Früher habe ich immer gleich gesagt „Aaaah Country Musik oder aaaah Heavy Metal”, aber inzwischen komm ich da überall ein bisschen rein.

motor.de: Bitte bringe diesen Satz zu Ende: Meine Gitarre ist…

Yoav: Meine Gitarre ist definitiv immer sehr nah bei mir und das schon seit ziemlich langer Zeit. Ich weiß gar nicht genau, wie lange schon, aber sie ist ein treuer Begleiter. Ich reise um die Welt, sehe unglaublich schöne Orte und treffe so viele interessante Leute und das alles nur wegen meiner Gitarre. Dafür bin ich sehr dankbar.

Interview und Fotos: Alex Beyer