Hurricane und Southside sind wie in jedem Jahr natürlich auch 2011 ein fester Bestandteil im Kalender eines jeden Musikbegeisterten. Das lassen wir uns natürlich auch nicht entgehen und sind für euch dabei!
Während wir im letzten Jahr auf dem Southside noch kräftig durchgespült und von Schlamm, Sturm und anderen Wetterwidrigkeiten gepiesakt wurden, ist das Hurricane in diesem Jahr ein angenehmes Gegenbeispiel. Der Norden Deutschlands präsentiert sich recht trocken und mit angenehmen Temperaturen. Die paar Tropfen auf der Windschutzscheibe sind im Gegensatz zum letzten Jahr in keinster Weise der Rede wert.
Die erste Festivalnacht glänzte bereits mit bester Feierlaune und lässt uns erwartungsvoll auf die kommenden Tage blicken. Eine überaus gut aufgelegte und noch in bester Kondition stehende Meute brachte das Partyzelt zum Beben, das mit einer bunten Mischung aus dem Alternative-Regal bespielt wurde. Textsicher und schweißgebadet springt die Crowd zu den Beatsteaks, Kings Of Leon und einigen anderen, auf dass sich die Bodenbretter des Zelts bald verabschieden mögen. Aber auch vor der Red Bull-Bühne versammelten sich zahlreiche Festivalisten zu einer ausgelassenen Beat-Parade. Während auf der Straße vor dem Gelände immer noch einige auf ihre Reisegruppe warteten und sich dabei bereits emsig an das Vernichten der Dosenbiervorräte machten, rollen die ersten Bandbusse auf den Platz. Angesichts der kommenden und prallgefüllten Tage, begeben wir uns in die Waagerechte.
Der Hurricane-Freitag
Geweckt von ein paar Sonnenstrahlen startete der Tag heute sehr vielversprechend. Nach kurzem, aber herzlichen Frühstück trafen wir uns für Musikerverhältnisse recht früh, um kurz nach elf, mit Jupiter Jones. Während auf dem Platz noch die letzten Vorbereitungen getroffen werden, die letzten Dixies und Bauzäune aufgestellt und natürlich die Bühne fit gemacht wird, redeten wir mit Nicholas und Marc über einen sehr steinigen Weg nach oben, kontrollierten Krach und die erste Sanierung in ihren acht Jahren Bandgeschichte. Währenddessen ist der Soundcheck in vollem Gange und die Sonne noch immer gut aufgelegt.
Gegen kurz vor vier eröffnet Yoav die Blue Stage. Der Singer/Songwriter aus Südafrika wirkt so ganz allein mit seiner Gitarre auf der großen Bühne ein wenig verloren, ihn selbst stört das jedoch überhaupt nicht. Mit Loop-Station, virtuosen Melodien und abenteuerlicher Percussion schafft er es spielend, die noch recht zögerliche Menge für sich zu gewinnen. Ein spannender und überraschender Auftakt.
Während in der Red Stage die Heavy-Rocker Letlive ein gepflegtes Gitarrenbrett servieren, sind wir auf dem Weg zu Twin Atlantic. Die vier Herren aus Schottland eröffnen die Green Stage. Auf die Ohren gibt es soliden Alternative Rock mit Post-Hardcore-Anleihen und einem angenehm rotzigen Unterton. Die Menge weiß es zu schätzen, die Stimmung ist ausgelassen. Am Vormittag hatten wir bereits ein sehr amüsantes Treffen mit Sänger Sam und Gitarrist Ross, die uns ein wenig von ihren Festivalerfahrungen berichteten.
Wir ziehen weiter zu Portugal The Man. Die amerikanischen Rock-Exzentriker glänzen wie zu erwarten war mit eindrucksvollem Stilmix. Gut aufgelegt und sympathisch kredenzen sie ihrer stattlichen Fanbase einen beeindruckenden Spagat zwischen Experimenten und Hitpotential. Wir machen einen Abstecher über den Platz. Das Wetter hält sich erstaunlich gut, verzichtet wenigstens tagsüber auf Schauer und begeistert gelegentlich sogar mit ein paar Sonnenstrahlen.
Passend zu diesen stehen auf der Green Stage Irie Revoltés. Eine energetische Mischung aus Reggae, Ska und Pop mit Einschlägen von Worldbeats und natürlich einer guten Portion Ohrwurm- und Mitsingcharakter. Die Laune hebt sich, der Platz füllt sich. Und das Programm hat für den Abend noch einige Perlen in petto.
Wir besuchen Jupiter Jones auf der Red Stage. Die Herren legen derzeit einen bemerkenswerten Aufstieg an den Tag und locken immer mehr Menschen vor ihre Bühnen – so ist das Zelt prall gefüllt. Bodenständig, ehrlich und in bester Spielfreude präsentieren die Herren ihren Fans einen Querschnitt ihres achtjährigen Schaffens. Die Routine sitzt, das Zusammenspiel ist auf den Punkt und man merkt ihnen tatsächlich an, dass sie sich, um an diesen Punkt zu kommen, buchstäblich den Arsch wund gespielt haben. Wie steinig der Weg wirklich war, lest ihr schon bald im motor.de-Interview.
Es geht weiter: Elbow spielen auf der Green Stage. Der Platz davor ist brechend voll. Ein textsicheres und stimmlich sehr starkes Publikum unterstützt Guy Garvey tatkräftig bei der Arbeit. Sogar ein bisschen Abendsonne ist ihnen vergönnt. Ihr Set ist gespickt mit vielen bekannten Songs und natürlich auch einigen Titeln ihrer aktuellen Platte “Build A Rocket Boys”. Die Stimmgewalt der vielen tausend Fans ist eindrucksvoll, Garvey spielt mit ihnen, übt die Gesangslinien bevor es ernst wird.
Nach einem kurzen Abstecher auf der Red Stage, der bis in die Nacht mit Converge, Comeback Kid und Parkway Drive noch ein ordentliches Knüppelprogramm bevorsteht, geht es zur Blue Stage – diese bespielen mittlerweile Jimmy Eat World, wir haben jedoch ein anderes Ziel: Portishead. Das Durchkommen bis zur Green Stage gestaltet sich schwerer als gedacht. Geduldig wartet die Menge auf die Trip Hop-Veteranen. Mit eindrucksvollen Visuals und stoischer Ruhe gibt die Band eine gemischte Setlist zum Besten, die sowohl einige “Third”-Tracks als natürlich auch Klassiker wie “Roads” enthält.
Beth Gibbons ist sehr zurückhaltend und konzentriert. Publikumsinteraktionen sind bei dieser Band quasi unnötig, die Songs wirken auch ohne Ansagen. Ihre Show verbreitet Gänsehaut. Wenn man sich Portishead vielleicht auch nur schwer als Festivalband vorstellen kann – diese gute Stunde wird vielen sicher in Erinnerung bleiben. Vor Aracde Fire, die an diesem Abend als letzte Band auf der Green Stage spielen, schauen wir noch bei Suede vorbei. Das britische Quintett wird von vielen als Wegbereiter des Brit Pop angesehen, Sänger Brett Anderson und seine Mannen geben sich an diesem Abend jedoch eher Rockbetont. Der Sound ist warm, die Stimmung sehr angenehm und wenn wir auch ein wenig weiter weg stehen, springt der Funke über. Für einige Festivalisten, ein unterm Strich doch sehr junges Publikum, sicher Neuland, an diesem Abend haben sie bestimmt ein paar neue Ohren für sich gewonnen.
Der Platz vor der Green Stage ist brechend voll. Die Menge wartet auf den Headliner vom Freitag – Arcade Fire betreten die Bühne. Mit ganzen acht Leuten und einer Fülle an verschiedensten Instrumenten auf der Bühne, ist es schwer, den Überblick zu behalten. Leider kommen nicht alle Instrumente zur Geltung, doch insgesamt können sie trotzdem eine großartige Atmosphäre aufbauen.
Die Songs sind genau abgestimmt zwischen laut und leise, das Set ist überaus dynamisch. Die große Leinwand im Hintergrund steuert den Rest zur Atmosphäre bei. Filmschnipsel aus “Scenes From The Suburbs” und aufwändige Visuals begleiten die Show. Sowohl die Butler-Brüder als auch der Rest der Band präsentieren sich in bester Spielfreude und sehr energiegeladen.
Den Abschluss vom Freitag bilden für uns die Chemical Brothers. Mit einer aufwändigen Lichtshow und beeindruckenden Projektionen liefern die Herren eine pulsierende Show ab, der Bass drückt über das ganze Gelände, Tracks wie “Do It Again” oder “Galvanice” werden ausgiebig zelebriert.
Die tiefen Frequenzen schieben die Menge quer über den Platz. Wir sind zufrieden und freuen uns auf den Samstag! An der gerammelt vollen Zeltbühne vorbei, in die es Sum 41 auf eigenen Wunsch hin verschlagen hat, gehen wir in Richtung Zeltplatz und trinken noch ein Bier mit den Zeltnachbarn.
Vom Hurricane 2011 berichtet für euch Alex Beyer.
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