Mit seinem Debüt “Love Remains” schlug Tom Krell alias How To Dress Well im letzten Jahr, ohne große Aufmerksamkeit, ein neues Kapitel im Lo-Fi-Buch auf.
Obwohl viele Kritiker die vertone Gemächlichkeit seines Erstlingswerks (hierzulande im Februar erschienen) ins Schlagzimmer bugsierten, ist die Platte nicht nur etwas für alle Hobby-Kuschler. Mit 14 schier traumhaften Songs belebte der Philosophie-Student mal eben im Vorbeigehen den R’n’B neu und oszilliert dabei immer zwischen Unnahbarkeit und Sperrigkeit. Der ehemalige New Yorker, nun Wahl-Kölner, arbeitet bereits seit 2004 unter dem Alias How To Dress Well, sodass sich auf der LP einige Songs finden, die älter als fünf Jahre sind. Und Tatsache: Viele Tracks klingen als seien sie im Radio aufgenommen und nun durch einen Oldschool-Kasettenrekorder wieder abgespult worden. Gleichwohl die Musik Krells eine unglaubliche Tiefe anzubieten hat, so bleibt doch vieles unscharf, verborgen. Bei Wahnsinnssongs wie “Ready For The World” oder “My Body” wird man das Gefühl nicht los, die Boxen seien kaputt.
How To Dress Well – Ready For The World
Alles wird übersteuert, wirkt verrauscht und knistert in kathedraler Eindringlichkeit. Die traumwandelnde Falsett-Stimme gewinnt durch die Verzerrungen und den Rattereien eine unglaubliche Präzision, die ihre Ziele nie verfehlt. Man glaubt Bon Iver, Justin Timberlake und Sigur Ros gleichzeitig zu hören. Faszinierend wirkt vor allem die bewusste Instrumentierungsarmut, sodass “You Won’t Need Me Where I’m Going” mit sachten Beats aus dem Casio-Keyboard dahinplätschert.
How To Dress Well – You Won’t Need Where I’m Goin’
Nun hat der Newcomer eine neue EP veröffentlicht. “Just Once” erscheint als limitierte 1000er Vinyl und hält vier orchestrale Versionen des Albumtracks “Suicide 2″ bereit. Wer sich beeilt und eine der 10”-Schallplatten bestellt, bekommt nicht nur einen handgeschriebenen Brief von Krell, außerdem wird ein Passwort versandt, mit dem man einige Behind-The-Scences von den Aufnahmen zu sehen bekommt.
How To Dress Well – “Just Once EP”
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