Noah And The Whale über ihren letzten Tag auf Erden, Blockbuster und kluge Worte von Tom Waits.

Damals, im Jahre 2008 und vom Stimmchen der Folk-Pop-Sängerin Laura Marling unterstützt, traten Noah And The Whale mit ihrem Debüt “Peaceful, The World Lays Me Down” zum ersten Mal in das Licht der Öffentlichkeit. Laura Marling ist Geschichte und ebenso das gebrochene Herz, das Sänger Charlie Fink auf dem zweiten Album “The First Days Of Spring” verarbeitet hat. Damals noch von Herzschmerz getränkt, präsentieren sich die Folk-Rocker Noah And The Whale auf ihrer neuen Platte “Last Night On Earth” deutlich optimistischer. motor.de erzählt Frontmann und Sänger Charlie Fink welche Wichtigkeit Veränderung im Leben hat, was er in seiner letzten Nacht auf der Erde tun würde und warum ein Blockbuster eine gewisse Wichtigkeit besitzt.

motor.de: Euer neues Album “Last Night On Earth” erschien in Deutschland am 25. März. Wie war der Entstehungsprozess der Platte?

Charlie: Die Aufnahmen verliefen super. Zwar hat der ganze Prozess länger gedauert als ursprünglich geplant, aber das Ergebnis zählt und die Verzögerung war letztendlich absolut richtig. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

motor.de: Eine Deutschlandshow habt ihr ja nun schon hinter euch. Wie war’s?

Charlie: Fantastisch! Die Leute waren total gut drauf und das Konzert in Berlin war ein voller Erfolg.

motor.de: Warum sieht man bei euren Shows keine Viedeoclips oder ähnliches auf der Leinwand hinter euch?

Charlie: Ja, früher gab es mal Clips und es wird sie sicherlich auch in Zukunft wieder geben. Wir versuchen einfach, bei jeder Tour etwas anderes auszuprobieren und das Bühnenbild unterschiedlich zu gestalten. Und diesmal haben wir eben darauf verzichtet.

motor.de: Was sind die größten Unterschiede zwischen dem aktuellen “Last Night On Earth” und dem Vorgänger-Album “The First Days Of Spring”?

Charlie: Naja, 15 Minuten und ein paar Refrains. (grinst)
Außerdem hört man den Unterschied. Die neue Platte ist wesentlich optimischer und freundlicher als der Vorgänger.

Noah And The Whale – “L.I.F.E.G.O.E.S.O.N.”



motor.de: Zeit scheint für euch auf dem Album ein großes Thema zu sein, da ihr euch in den Songs viel mit Veränderung und Entwicklung auseinandersetzt. Zudem sind die letzten Worte der Platte: “…don’t dream of yesterday“. Was denkst du darüber?

Charlie: Ja, das stimmt. Zeit ist wirklich ein wichtiges Thema auf “Last Night On Earth”. Obwohl ich glaube, dass die Thematik Veränderung auf der Platte noch mehr Gewicht hat. In den Songs geht es darum, wie sich ein Leben verändern kann und was diese Veränderung für einen bedeutet.

motor.de: “Last Night On Earth” – was würdest du tun, wenn du nur noch eine Nacht auf dieser Erde hättest?

Charlie:
Ich würde ganz bewusst und tief die Luft einatmen und dann ins Licht blicken.

motor.de: Verarbeitest du in deinen Songs persönliche Erfahrungen oder stammen die Texte ausschließlich aus deiner Fantasie?

Charlie: Wie Tom Waits schon sagte, ist der Schlüssel zum ehrlichen und charakteristischen Schreiben nicht der, dass man sich selbst verleugnet und versteckt. Ganz im Gegenteil. Du musst dich selbst öffnen und dann findet sich in deinem Inneren eine ganze Familie.

motor.de: Zu eurem Album “First Days Of Spring” habt ihr einen 45-minütigen Kurzfilm gedreht, in dem die Songs in einer durchgehenden Handlung umgesetzt werden. Außerdem seid ihr bekennende Filmfans. Warum gibt es diesmal nicht so einen Kurzfilm?

Charlie: Ein Song erlaubt dem Zuhörer, sich eine eigene Geschichte zu dem Lied auszudenken, seine Phantasie wird angeregt und er hat einen viel größeren Interpretations-Spielraum. Bei einem Film gibt man zu viel von der Geschichte vor. Und bei diesem Album wollte ich, dass der Hörer seinen eigenen Film schiebt. (grinst)

motor.de: In früheren Interviews habt ihr gesagt, dass ihr mehr “Visuelle Musik” machen möchtet. Sind denn ähnliche Projekte wie dieser Film für die Zukunft geplant?

Charlie: Ich würde wirklich gern mehr mit solchen Film-Sachen arbeiten. Aber im Moment konzentrieren wir uns ausschließlich auf die Musik. Ich glaube aber, dass ich mich in Zukunft tatsächlich auch wieder der Filmbranche zuwende, allerdings werde ich dabei beides, also Musik und Film, voneinander trennen und separat behandeln.

Noah And The Whale – “Tonight’s The Kind Of Night”


motor.de: A propos – hast du Lieblingsfilme?

Charlie: Meine absoluten Lieblingsfilme sind “Von Menschen und Göttern”, ein französischer Film, und “The Social Network”. “Inception” mochte ich auch. Es ist immer gut einen Blockbuster zu sehen, der sein Publikum nicht schon im Vorfeld bevormundet.

motor.de: Eure Deutschland-Konzerte für dieses Jahr liegen ja bereits hinter euch. Plant ihr denn, noch in diesem Jahr zurück in die Republik zu kommen, zum Beispiel für einige Festivals?

Charlie: Auf jeden Fall. Im Juli werden wir defintiv auf dem Melt! Festival in Gräfenhainichen spielen. Und in der Schweiz auf dem Gurtenfestival haben wir auch einen Auftritt geplant. Wer weiß, welche Events noch hinzukommen.

Interview: Danilo Rößger
Text: Christine Pötzsch