Melancholie kann so viel Spaß machen. Die Red Drapes stellen sich, ihre Musik und ihre Superkräfte vor. Und lernen, was nochmal gleich ein Substantiv war.
Schwermütigen Post-Punk nennt man das wohl, was da aus Großbritannien auf uns zukommt. Eine EP mit fünf melancholisch schönen Stücken haben die Red Drapes gerade auf dem Berliner Label Humming Records veröffentlicht. Darauf dreht sich alles um gebrochene Herzen, Unglücklichsein, London und die Tristesse. Akustisch stehen die Red Drapes für ganz viel The Cure und Joy Division, 80er und The Smiths. Optisch bilden die vier ein einheitliches Bild aus schwarzen Hemden und glänzenden Lederschuhen, Fender-Gitarren und zurückgegelten Haaren. Die Red Drapes sind Interpol mit mehr Melodien, Feinheit und Herzschmerz. Sie stehen voll auf David Lynch und Twin Peaks. Und außerdem noch: Trübsal, Nostalgie, Melancholie. So New Wave und geheimnisvoll ist zumindest ihre Musik. motor.de traf Adam, Thomas, George und Brendan auf ihrer Tour durch Deutschland und Österreich und schaute einmal hinter den Vorhang. Dafür ließen wir sie bei ihrer Record Release Show in Berlin einen Steckbrief in unserem Freundebuch ausfüllen. Ihr Passfoto haben sie gleich selbst gemalt:
“Warte mal, das ist jetzt nur ein Bild von Tom!”
Wir sind: Red Drapes
Geburtsdatum: Anfang 2009
Wohnort: Wir kommen aus dem Vereinten Königreich, manche nennen es auch Großbritannien.
Beruf: Visionäre, Traumleser, Musiker, Künstler, Freunde, Geschäftspartner
Laster: Zigaretten, Berliner Pilsner, Falafel, hochwertige Schuhe, gute Kleidung, gegelte Haare
Idole: Billy Idol, David Bowie, Neil Young
Stärken/Schwächen
Thomas: Wir sind ziemlich kreativ auf der Autobahn und beim Herumfahren mit dem Van in der Stadt. Parken und so. Wir erfinden unsere eigenen Regeln.
Adam: Wir scheuen es nicht, auch über 70 zu fahren, um zu einem Gig zu kommen. Die Polizei hat uns schonmal angehalten. Ich weiß nicht ob das eine Stärke ist, aber sie sind wieder weggegangen, also sind wir eindeutig stärker.
motor.de: Welche Musik hört ihr gerade im Tourbus?
Thomas: Ich höre viel Eagles, das ist gute Fahr-Musik. Auch Tame Impala. Und Phil Collins.
Adam: Beach House, Joy Division und The Cure zum Beispiel.
motor.de: Womit geht ihr euch während einer Tour gegenseitig auf die Nerven?
Adam: Die langweiligen Eurostecker! Dauernd fragt jemand “Äh, hast du mal einen Eurostecker?”, “Nee meiner ist im Van!” Boah.
Thomas: Ja, das macht mich echt sauer.
Adam: Furzen. Und nicht für die Toilette bezahlen. (Fortsetzung folgt »hier)
motor.de: Wie habt ihr euch kennengelernt?
Adam: Tom und ich sind von Southhampton nach London gezogen, um andere Musiker zu finden. Wir hatten schon Songs zusammen geschrieben und wollten nun eine Band gründen. George haben wir in einem Plattenladen getroffen und Brendan kam durch ein Fenster geflogen.
motor.de: Aha, was soll das denn heißen?
Adam: Er ist Batman. (lacht)
motor.de: Was war der schlimmste Auftritt, den ihr bisher hattet?
Thomas: Stuttgart vor ein paar Tagen, würde ich sagen.
Adam: Da war ein überreizter Mann auf der Bühne, der da rumgetanzt ist und eine Menge unnötige, ungewollte sexuelle Anspielungen gegenüber mir machte.
Thomas: Ein Erotiktänzer war das. Stell dir einen übergewichtigen Mann mittleren Alters vor, der tanzt obwohl es niemand will, aber er tut es trotzdem. Das war einer der Tiefpunkte meines Lebens.
Adam: Er hat dann auch meinen Mikrophonständer umgestoßen. Ich bin sicher, im Tageslicht ist er ein netter Mann, aber dort war er es nicht. Ich glaube er ist so eine Art ansässiger Komödiant oder sowas.
Red Drapes – “Reflection”
motor.de: Beschreibt eure “Ep. 1” mit drei Substantiven!
Thomas: Was ist nochmal ein Substantiv?
Brendan: Keine Ahnung, das hab ich mal gelernt.
motor.de: Kein Adjektiv und kein Verb. Ein Ding-Wort.
Thomas: Sanft.
motor.de: Das ist kein Substantiv.
Adam: Melancholisch.
motor.de: Okay, also Melancholie. Aber ist ja auch egal.
Adam: Nein, korrigiere uns bitte, wir sind müde und so.
Brendan: Und ungebildet.
Thomas: Was ist denn jetzt ein Substantiv?
motor.de: Na sowas wie Wärme.
Adam: Ah okay. Kälte!
Thomas: Ist “dunkel” eins?
motor.de: Dunkel-heit.
Brendan: Gut. Und Romantik.
motor.de: Wenn ihr für 24 Stunden eine andere Band sein könntet, wer würdet ihr sein wollen?
Adam: Jeder darf eine Vorschlagen!
George: Beatles?
Adam: Stones.
Brendan: Johnny Cash vielleicht?
Adam: Ich glaube die Stones hatten eine gute Zeit.
George: Ramones?
Adam: Ja Ramones. Sex Pistols! Wie wär’s mit den Sex Pistols, geht ihr da mit?
Thomas: Ja, also Sex Pistols.
Adam: Okay, 24 Stunden, wann geht’s los?
motor.de: Was war für euch der letzte Anlass, um euch maßlos zu betrinken?
Adam: Unser erster Gig in Salzburg, das war bisher das härteste. Seitdem leiden wir immer noch darunter.
Thomas: Ja das war eine schlechte Entscheidung.
motor.de: Und jetzt sauft ihr halt einfach weiter?
Thomas: Musst du ja!
Adam: Du hast keine Wahl. Wir sind emotional und sensibel, weißt du. Und jetzt sind wir auf den Geschmack gekommen (lacht). Die geben uns ja auch überall Bier hier!
motor.de: Mit wem würdet ihr denn gern mal ein Bier trinken?
Adam: Vielleicht David Bowie oder Morrissey, wenn die Lust haben. Also ich gehe mal davon aus, dass die auch kommen. Wurden die Leute, die wir wollen, schon gefragt?
motor.de: Was war der dümmste Smalltalk, den ihr geführt habt?
Thomas: Da ging es um eine fiktive Figur aus Nord England, die besessen war von Tom DeLonge (Sänger von Blink 182, Anm. d. Red.). Der hat Städte aus Lego gebaut. Das war das bizarrste Thema.
Adam: Wir sind jetzt seit einer Woche auf Tour und wir werden ein wenig desillusioniert. Wir erfinden Personen und sowas. Diskutieren Dinge miteinander durch uns selbst. Es ist, als hätten wir unsichtbare Freunde, aber sie sind eigentlich da.
motor.de: Wann habt ihr das letzte Mal das Gesetz gebrochen?
Thomas: Wahrscheinlich heute. Wir haben ein paar rote Ampeln überfahren und sind Einbahnstraßen hochgefahren.
Adam: Wir haben ein paar Leuten das V gezeigt, so englische Nettigkeiten eben (lacht). Aber eigentlich wissen wir nicht mal, was das Gesetz ist!
Thomas: Oh und wir haben in der Bahn vorhin nicht bezahlt. Ist das gegen das Gesetz?
motor.de: Ja.
Adam: Okay pass auf, jedes Mal, wenn wir in Berlin waren, haben wir nicht für die Bahn bezahlt.
Thomas: Erzähl das doch nicht jedem!
motor.de: Wärt ihr ein Tier, welches wärt ihr?
Thomas: Eine Ente.
George: Eine Katze.
Adam: Eine schwarze Katze. Die sind intelligent, haben neun Leben…
George: Sie sind faule Säcke.
Adam: Sie fressen gutes Essen, schlafen viel, sind ziemlich gutaussehend. Wenn du keine Katzen magst, bist du irgendwie ein Idiot, Katzen sind toll.
motor.de: Ohne was könntet ihr nicht leben?
Thomas: Sex.
George: Sunday roast.
Thomas: Tee! Englischer Tee.
motor.de: Welche außergewöhnlichen Fähigkeiten habt ihr?
Adam: Tom kann so Töne machen, wenn er seine Hände zusammenschlägt und reinpustet (Tom und Adam machen tolle Geräusche und Pfeifen auch). Beatbox! Du siehst nicht sehr beeindruckt aus.
motor.de: Naja ich dachte eher so an Superkräfte.
Brendan: Ich kann mich unsichtbar machen.
Adam: Ich kann fliegen. Aber nicht wie R. Kelly. (alle lachen)
Interview + Text: Laureen Kornemann
Fotos: Humming Records
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