Out of the blue and into the green – You Say Party auf dem Weg zu neuen Ufern.

Im April des letzten Jahres verstarb Schlagzeuger Devon Cliffard auf tragische Weise an einem Hirnschlag während einer Show in Vancouver. Daraufhin war die Zukunft von You Say Party! We Say Die! für einige Zeit ungewiss. Die Band entschied sich jedoch trotz des Verlustes für das Projekt und machte weiter. “XXXX“, das letzte Studioalbum, das sie gemeinsam mit Cliffard einspielten, erschien im Juni letzten Jahres. Mit neuem Namen You Say Party und neuer Besetzung, Keyboarderin Krista Loewen verließ die Band ebenfalls, waren sie Ende des letzten Jahres erstmals seit Cliffards Tod wieder auf Tour. Sie scheinen den Tiefschlag in ihrer Bandgeschichte weitestgehend überwunden zu haben und sprachen mit uns über die Neuerungen in der Bandfamilie. Sängerin Becky Ninkovic über Licht am Ende des Tunnels und den Prozess, sich zu einer neuen Band zu entwickeln.

motor.de: Wie viel Zeit habt ihr nach Devons Tod benötigt, um zu entscheiden, dass ihr als Band weiter macht?

Becky: Das dauerte einige Monate. Ich persönlich sah für die Band zunächst gar keine Zukunft mehr. Ich wusste einfach nicht, wo wir die Kraft her nehmen sollten, weiter zu machen. Aber dann haben wir vier uns zusammen gesetzt und begannen, über alles zu reden. Als Derek [Derek Adam, Gitarrist; Anm. der Redaktion] – seit der Kindheit Devons bester Freund – meinte, wir sollten weiter machen, sahen wir erstmals wieder etwas Licht am Ende des Tunnels. Danach fühlte auch ich, dass es in Devons Sinn wäre, nicht aufzugeben. Nur so konnten wir der Dunkelheit in uns ein Ventil geben. Außerdem haben Devons ehemalige Mitbewohner und enge Freunde von Devon unsere Gefühle geteilt. Deshalb waren sie auch die einzigen, die infrage kamen, um die Band zu unterstützen.

motor.de: Eure Keyboarderin Krista, die immer einen großen Einfluss auf das Entstehen euer Songs hatte, hat die Band allerdings verlassen. Wie hat sich seit dem der Songwriting-Prozess verändert?

Becky: Das Songwriting hat sich in der Tat sehr verändert. Und eigentlich sind wir immer noch in einem Prozess, diese „neue“ Band zu werden. Durch jede Show, die wir spielen, kommen wir diesem Ziel ein bisschen näher. Jeder leistet seinen Teil dazu. Aber wir können nun mal nicht mehr die Band sein, die wir vorher waren.

motor.de: Habt ihr versucht, Krista noch umzustimmen?

Becky: Nicht wirklich, da ich seit Jahren sehr eng mit ihr befreundet bin und schon längere Zeit gespürt habe, dass der Tag kommen wird, an dem sie die Band verlässt. Als Devon dann verstarb, war das der Punkt, an dem sie eine Entscheidung treffen musste. Und auch wenn das für die Band natürlich schwierig ist, weiß ich, dass es für sie die richtige Entscheidung war und empfinde nach wie vor nichts als Liebe für sie.

You Say Party – “Lonely’s Lunch”

motor.de: Ihr habt YSP stets als „große Familie“ bezeichnet. Ist das Bandgefüge immer noch familiär, seit Al und Robert Teil der Band geworden sind?

Becky: Oh ja. Ich kenne Rob fast genauso lang wie Devon und Krista. Die Mitglieder dieser Band stehen sich immer noch sehr nah.

motor.de: Die beiden spielten vorher in einer Band namens Gang Violence.

Becky: Ja, Gang Violence waren eine meiner Lieblingsbands aus Vancouver. Irgendwann verließ ihre Sängerin jedoch die Band und es ließ sich einfach kein Nachfolger finden. Ich hätte gern bei ihnen gesungen, aber war bei YSP! einfach zu sehr eingespannt. Stattdessen haben Al und Rob nun die Seiten gewechselt.

motor.de: Zuletzt habt ihr ein Remix-Album veröffentlicht. Wer hatte die Idee dazu und nach welchen Kriterien habt ihr die Künstler ausgewählt, die eure Songs gemixt haben?

Becky: Einige der Künstler sind Freunde von uns, andere wurden durch unser Label bzw. unser Management ausgewählt. Wir waren einfach neugierig zu sehen, was andere Leute mit unseren Songs anstellen können. Nach dem uns die ersten Remixes zu geschickt wurden und wir hörten, wie andere Künstler unsere Songs ganz neu interpretierten, fanden wir das so interessant, das wir ein ganzes Album daraus machen wollten.

You Say Party in neuer Besetzung, Foto: YSP

motor.de: Ein Markenzeichen der Band ist dein extrovertierter Style. Designst du die Sachen, die Du trägst, selbst?

Becky: Die meisten Kleider, die ich trage, sind von Freuden entworfen oder aus Vintage-Läden. Wenn ich shoppen gehe, dann meist sehr preiswert. Vor kurzem habe ich mich mit einer Designerin aus Berlin angefreundet, die zum Beispiel das Kleid für die Berlin-Show entworfen hat. Außerdem habe ich eine gute Freundin in Toronto, Vanessa Fisher, sie entwirft ebenfalls viel von dem, was ich trage. Ich liebe die Sachen einfach, die sie macht. Andere Sachen werden mir aus New York zugeschickt. Es ist toll, wenn sich Musiker und Designer gegenseitig unterstützen. Immerhin trage ich die Sachen ja auch auf der Bühne und mache so Werbung für ihre Styles.

motor.de: Hast Du dich selbst mal an einem Kleid versucht?

Becky: (lacht) Seit meine Nähmaschine kaputt gegangen ist leider nicht mehr.

Interview: Thomas Kasperski