Skateboard- und BMX-Action vom Feinsten sowie Live-Shows von den Trashmonkeys, Panic! At The Disco und den frisch wieder vereinten Boysetsfire boten die Telekom Extreme Playgrounds Anfang Dezember einem entzückten Berliner Publikum. Aber der Reihe nach.
Foto: Extreme Playgrounds
Bereits um 11:00 Uhr startet die Sause im zu dem Zeitpunkt noch recht spärlich gefüllten Berliner Velodrom mit einem Free Practice der Rider. Mit dabei sind insgesamt 44 Profisportler, die ihre Skateboard- bzw. BMX-Skills entweder auf dem Street-Parcours, bestehend aus diversen Ramps, Obstacles und einem Rail über ein Auto (!) oder in der Halfpipe unter Beweis stellen wollen.
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Um 12 Uhr wird es dann ernst: Die erste Runde im Skateboard Street Contest steht an. Gefahren wird im Head-To-Head-Modus, es treten also immer zwei Fahrer in jeweils zwei Läufen gegeneinander an. So kommt es an diesem Nachmittag sowohl in den Skateboard- als auch in den BMX-Contests zu vielen actionreichen und teilweise sehr knappen Duellen. Kompromisslos stürzen sich die Jungs in den Parcours. So auch der US-Amerikaner Tyler Hendley, der allerdings bereits in seinem ersten Run so schwer stürzt, dass er medizinisch behandelt werden muss. Der ein oder andere Zuschauer fühlt sich für einen kurzen Moment wohl an die „Wetten, dass…?“-Sendung vom Vorabend erinnert, auch wenn sich der junge Mann in diesem Fall „nur“ einen Ellenbogen-Bruch zuzieht.
Bei den BMXern sorgt vor allem einer bereits in der Vorrunde für Raunen und euphorischen Beifall in der sich langsam füllenden Arena: Der erst 16-jährige Brett Banasiewicz aus den USA, genannt „Mad Dog“. Wer eine Schwäche für Fun-Sport hat, sollte diesen Jungen einmal in Aktion sehen. Wagemutig und mit ungekanntem Style sowie einer unglaublichen Routine packt er einen Trick nach dem anderen aus und macht so seinem Spitznamen alle Ehre. Nach und nach lichtet sich das Feld bis die 8 Finalisten für die Street-Finals (4 Skateboarder und 4 BMXer) feststehen.
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Ab 16:15 Uhr stehen dann die Entscheidungen des Tages an. Das Velodrom ist nun prall gefüllt und das junge Publikum – auf kaum einer Veranstaltung gibt es so viele aufgestylte Achtjährige zu sehen wie bei den Extreme Playgrounds – wartet gespannt auf die Finalläufe. Aus denen gehen völlig verdient der Belgier Phil Zwijsen (Skateboard Street) und – na klar – Ben „Mad Dog“ Banasiewicz (BMX Street) als Sieger hervor.
Nun aber wird es Zeit für den ersten musikalischen Act: Um 17:30 geben sich die Trashmonkeys aus Bremen die Ehre und machen schnell klar, warum sie schon seit Jahren zu den renommiertesten Garage-/Rock’n’Roll-Bands in Europa zählen. Das sympathische Quintett liefert dem Berliner Publikum eine energetische Live-Performance, an dessen Ende Frontmann Andreas Wolfinger – wie es sich für eine amtliche Rock’n’Roll-Band eben gehört – seine Gitarre auf dem Bühnenboden zerdeppert. Ein gelungener Auftakt auf der Extreme Playground Stage.
Anschließend katapultieren sich dann die Halfpipe-Fahrer in den Vert-Contests aus der riesigen Rampe. Auch hier werden wieder jeweils vier Fahrer für die Finals ausgefahren. Bevor die aber steigen, versammeln sich zunächst auffällig viele weibliche Besucher vor der Extreme Playgrounds Stage. Kein Wunder – schließlich steht der Auftritt der schnuckeligen Jungs von Panic! At The Disco an. Mit ihrem eingängigen Pop Punk wissen die Amerikaner dann auch durchaus ihr Publikum zu überzeugen. Sicher polarisiert die Band aufgrund ihrer großen Popaffinität und ihrem Teenie-Image auch auf eine gewisse Art. Aber all jene, die mit Songs wie „I Write Sins Not Tragedies“ nicht allzu viel anfangen können, erwartet am späteren Abend ja noch die Comeback Show von Boysetsfire – eine der wenigen Bands, auf die sich wohl nahezu alle Freunde der härteren Gitarrenmusik einigen können.
Foto: Extreme Playgrounds
Es folgen die Vert-Finals, in denen der Brasilianer Marcelo Bastos (Skateboard Vert) und Vince Byron (Australien – BMX Vert) die Judges am meisten beeindrucken.
Und dann ist alles angerichtet. Der Bereich vor der Stage bietet jetzt kaum noch Platz. Dicht an dicht drängen sich die gespannten Besucher um das Comeback einer der wichtigsten Hardcore-Bands der vergangenen Dekade mitzuerleben. Bereits im Vorfeld war der Jubel unter den Fans groß, als Boysetsfire nach dreieinhalbjähriger Pause ihre Reunion verkündeten und als Ort für die erste Show nach dieser gefühlten Ewigkeit ausgerechnet Berlin, Germany ausgewählt hatten. Kurz nach 21:00 Uhr baut sich dann eine gewaltige Soundwand auf. Die Stage ist in einen rot angeleuchteten Vorhang gehüllt. Dann die ersten Chords und Nathans Grays gewohnt kraftvolles Organ: „Rise… Rise…“.
Foto: Extreme Playgrounds
Der Vorhang ist gefallen, Boysetsfire stehen auf der Bühne und das Publikum verfällt in kollektive Euphorie. Es wird getanzt, geschoben, mitgesungen, mitgebrüllt: „Where’s your anger, where’s your fucking rage…“. Fäuste werden in die Höhe gereckt und ein tobender Beifall beendet den ersten Song. Doch die Band gewährt ihrem Publikum kaum eine Atempause. Klassiker wie „Rookie“ oder „Empire“ halten die Stimmung am Kochen.
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Sichtlich gerührt bedankt sich Nathan Gray dann auch wieder und wieder bei den Fans. „Mir fehlen die Worte“, erklärt der Sänger. Sicher merkt man der Band an, dass einige Zeit vergangen ist, seit sie das letzte Mal auf der Bühne stand. Nicht jeder Break wird „auf den Punkt“ gespielt, auch der Sound ist nicht optimal. Doch das scheint kaum jemanden an diesem Abend zu interessieren. Entscheidend ist, dass Boysetsfire immer noch in der Lage sind, eine Energie – ja Euphorie – im Publikumn zu erzeugen, wie kaum eine andere Band. Emotionaler Höhepunkt ist dann „Handful Of Redemption“, der letzte Song des Sets.
Foto: Extreme Playgrounds
Band und Fans sind gleichermaßen entzückt. Und Nathan Gray schickt das Publikum noch mit einer guten Nachricht hinaus in die kalte Berliner Nacht: Im Sommer soll es eine Deutschland-Tour von Boysetsfire geben.
Thomas Kasperski
Mehr visuelle Eindrücke der Playgrounds findet ihr »hier.
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