Nachlader – das war früher ein Ausdruck für Computerspiele auf dem guten alten Commodore C 64, deren einzelne Level – damaliges Wunderwerk der Technik! -nachgeladen werden mussten, da der Speicher nicht reichte…
Heute ist Nachlader das Neuste in Sachen Elektropop aus Berlin. Einige Nachlader-Sounds klingen vielleicht noch nach C 64, doch es geht hier nicht um elektronische Frickel-Musik. Im Gegenteil es pumpt der Synthie- mal der E-Bass, die analoge Hi Hat zischt, und die Bass Drum bummst fröhlich mit.
Live wird beim Nachlader ebenfalls nicht nur an Knöpfchen gedreht. Mit agiler Unterstützung schießt er um die Ecke: Eine Begleit-Band bestehend aus Drums, und Umhänge-Synthie verleiht einem Nachlader-Gig die Power einer kleinen Rockshow, aber ohne Pyrotechnik und toupierten Haaren. Dazu tigert der Nachlader geschmeidig über die Bühne und singt sonor seine ausgefuchsten deutschen Texte.
Für den gebürtigen Berliner Nachlader gibt’s kein ausschließliches Mitte, oben unten oder Kreuz/Prenzlberg/Friedrichshain. Er ist eben hier Berlin geboren und fühlt sich in allen Teilen der Stadt ebenso wie an der Ost- oder Nordsee gut.
Nachlader bastelt nun seit drei Jahren seine Tracks in Heimarbeit unter diesem Namen zusammen. Er verbindet dabei unterschiedlichste stilistische Einflüsse aus den 80ern, klassischer Popmusik (Die Gute) und moderner elektronischer Musik zu einer eigenwilligen, extrem eingängigen Art von Elektro-Pop. Der Popexpressionist Nachlader singt auf deutsch. Seine verschmitzten Texte sind mal von verblüffender Klarheit: “Gebt mir alles, was ich will; alles, was ich will. Alles, was ich will, ist weniger als ich verdiene.” (Alles) und mal erstklassig skurril: “Kontrolle ist ein Wanderschuh; Ich trug ihn einst, jetzt trägst ihn Du, ahaha” (Kontrolle ist … ). Er fordert: “Geld ohne Arbeit, sofort!” (Arbeitsgeld) und lässt es dann krachen: “Bei Bewusstsein, doch ohne Verstand. Hey, hey, wir fahr’n an die Wand. Inkonsequent und latent militant. Hey, hey, wir fahr’n an die Wand.”(An die Wand) Es gilt für den Nachlader, und das singt er auch, zurückzukehren zu den einfachen Dingen, man muss ja nicht immer Protestlieder singen und läuft pfeifend weiter, hat Spaß an der Idee von einer besseren Welt. Musikalisch wie textlich bewegt sich der Nachlader so in der Tradition großer Popmusik, ein Hauch von Melancholie, mit Aussicht auf Licht am Ende des Tunnels. Und eine kleine Portion von positiven Zynismus darf es auch sein.
Im Zuge seiner musikalischen Sozialisation spielte der Nachlader mal Gitarre, mal Bass, mal Keyboard. Und auch wenn er heute singt: “Ich habe meine Gitarre verkauft, weil ich gedacht, dass ich lieber programmiere …. ” (Gitarre) schnallt er sich die E-Axt nicht nur bei diesem Song doch mal gerne wieder um. Nachlader entstammt aus dem Berlin/Internationalen Elektronik-Kollektiv Unkool, das in zahlreichen Clubs, wie z.B. in der Berliner Maria am Ostbahnhof, Freischwimmer, Kinzo, Tacheless, Roter Salon für Furore sorgte. Die anderen Bands aus dieser Kooperative wie RichandKool oder 9 unterstützt er als Gitarrist oder Bassist. Genau wie die Kollegen bei ihm mitmischen, wie z.B. Serge Kool, der u.a. die französischen Rap-Parts bei dem Song Fett abschießt.
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