Es geht ein Schlucken durch die deutsche Popkultur. Martin Büsser ist tot. Der Autor, Verleger, Musikjournalist und Vordenker der Popkultur erlag gestern im Alter von 42 Jahren seiner Krebserkrankung.
Büsser hatte in den Achtzigern und frühen Neunzigern durch Beiträge im Zap-Fanzine auf sich aufmerksam gemacht. In der männlich dominierten Hardcore-Szene stieß er damals durch queere Beiträge und ein intellektuell-androgynes Auftreten hervor. Noch lange beschäftigte Büsser sich mit queer-feministischen, emanzipatorischen Themen. So erschien noch im letzten Jahr sein Comic „Der Junge von nebenan“. In diesem Graphic Novel schuf Büsser einen Jungen, der in der BRD der 70er-Jahre als Sohn verfolgter und untergetauchter Terroristen entdeckt, dass er schwul ist. Büsser veröffentlichte seine Beiträge zu queeren und popkulturellen Themen unter anderem in der Süddeutschen Zeitung, konkret,der Intro und der Emma.
Büsser war aber auch Mitinhaber des Ventilverlags und seit 1995 Mitherausgeber der „Testcard“, einer Buchreihe, in der sich unterschiedliche Autoren kritisch mit popkulturellen Themen auseinandersetzen. Büsser gilt gemeinsam mit Autoren wie Dietmar Darth und Diedrich Diederichsen als einer der letzten Vertreter der Poplinken. Dabei beschäftigte Büsser sich weniger mit massenkompatiblen Themen, als vielmehr mit den äußersten Randbereichen der Popkultur: 2005 beteiligte er sich am Projekt „I Can’t Relax In Deutschland“, bestehend aus Buch und CD, das sich gegen den Pop-Nationalismus in Deutschland wandte. Zudem gilt Büsser als einer der ersten Verfechter der Antifolk-Bewegung.
Mit Martin Büsser verlässt uns nun ein Que(e)rdenker und vor allem eine unheimlich interessante Person, die den Popdiskurs wie keine andere bereichert hat und unermüdlich neue Debatten anstieß.
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