Im Jahr 2005 wurden die Dänen mit ihrer Single “Human” auf einen Schlag bekannt. Auf ihrem aktuellen Album “Lost” gibt es davon eine Neuauflage und ganz viel Synthetik fürs Ohr.
Die Jungs von Carpark North sind in ihrer Heimat Dänemark nicht nur drei der umjubeltsten Musiker, sie gehören wahrscheinlich auch zu den aller nettesten Einwohnern des Landes. Mit “Lost” veröffentlichen die Brüder im Geiste ihre mittlerweile vierte Synth-Rock-Platte, für die sie diesmal weniger auf dem imaginären Grabbeltisch, sondern strikt nach rotem Faden komponiert haben.
motor.de: Was wolltet ihr auf “Lost” unbedingt anders machen als auf den Alben davor?
Lau Højen: Wir wollten uns auf das Wesentliche konzentrieren. Mit “Grateful” haben wir einfach alles ausprobiert und alles drauf gepackt, was uns in den Sinn kam. Bei “Lost” war uns der rote Faden
wichtig. Deshalb haben wir auch Songs, die wir eigentlich gut fanden, aussortiert. Wir wollten ein dynamisches Album, deshalb haben wir zum Beispiel gezielt ruhigere Tracks und Balladen weggelassen.
Søren Balsner: Am besten sind wir einfach, wenn wir energetischen Elektro-Rock machen.
motor.de: Mit elektronischer Musik kann man ja momentan fast nichts falsch machen.
Morten Thorhauge: Elektro ist momentan allgegenwärtig. Das ist fast ein bißchen ermüdend. Doch als wir 1999 mit der Band angefangen haben, war das noch nicht so. Erst 2004 oder 2005 haben die Leute begonnen, Musik auf ihren MacBooks zu machen. Ab da konnte man alles direkt in der Studentenbude aufnehmen. Vorher ging das nicht. Wir mochten immer schon
Daft Punk, aber vornehmlich waren es ältere Künstler, wie Kraftwerk oder Jean Michel Jarre, die uns inspiriert haben. Old school eben, damals gab es noch keinen coolen Elektro aus Brooklyn oder so.
Søren Balsner: Das ist heute ein technologischer Dschungel und der Zeit angemessen. Als die elektronische Gitarre damals erfunden wurde, gab es dafür einen Haufen neuer Rockbands.
Morten Thorhauge: Ja, irgendwann bleibt nur noch der Kick, die Musik komplett von Robotern machen zu lassen.
motor.de: Was hat jeder von euch zur Entstehung der neuen Platte beigetragen?
Søren Balsner: Wir arbeiten immer als Team und puzzeln die einzelnen Ideen dann zusammen. Es ist ein tolles Gefühl, gemeinsam mit anderen Musik zu machen. Ich schätze, normalerweise gibt es in Bands eine Person, die die Songs schreibt.
Lau Højen: Wir könnten das natürlich auch individuell machen, aber wir brauchen den Input und die Kritik der anderen Bandmitglieder. Da wir uns schon so lange kennen, sind wir füreinander wie Familienmitglieder. Das impliziert aber auch, dass wir brutal ehrlich miteinander sein können.
Morten Thorhauge: Aber wir kritisieren immer auf eine produktive Art und Weise, nicht so wie: “Das klingt total scheiße.”
Lau Højen: Die Meinung der beiden anderen ist mir von allen am wichtigsten. Das kann ich daran feststellen, wie schnell mein Herz schlägt, wenn ich ihnen eine neue Songidee vorspiele. Ich will sie immer beeindrucken.
Morten Thorhauge: …weil wir seine Ideen meistens schlecht machen. Nein, Quatsch! Aber jedes Mal, wenn wir einander neue Ideen vortragen, ist das, als würden wir eine Prüfung ablegen müssen. Sagen die andern: “Ok, damit können wir arbeiten”, ist das immer eine große Erleichterung.
Carpark North – Just Human
motor.de: Was schmeichelt euch?
Søren Balsner: Wenn man die anderen beiden mit einem Song überrascht. Wir kennen uns in und auswendig, da ist ein Überraschungseffekt ein Kick.
Welches Opfer bringt man für diesen Job?
Søren Balsner: Für mich ist das größte Opfer, dass das Musikbusiness den Glamour verliert. Wenn man praktisch Seite an Seite mit anderen Bands, seinen Idolen arbeitet, sieht, wie sie wirklich sind und was hinter allem steckt,
dann zerstört das so manche naive Illusion. Und von Illusionen lebt das Showbusiness ja irgendwie. Alle Magie verschwindet plötzlich.
motor.de: Was ist dann Magie für euch?
Lau Højen: Mit “Lost”, dem Titel der Platte, beziehen wir uns darauf. Eine Sache, die wir als magisch empfinden, ist der Moment, wenn du dich in der Musik verlierst, davon absorbiert wirst. Manchmal jammen wir im Proberaum
und ganz aus dem Nichts entwickelt sich ein Sog und du verlierst die Kontrolle über das, was du machst – auf eine positive Art, meine ich. Ich denke, darum geht es uns direkt bei dieser Platte.
Morten Thorhauge: Ich finde einer der magischsten Momente auf dieser Welt ist, wenn du Gänsehaut bekommst, während du einen Song hörst. Das ist verrückt!
Interview: Christine Stiller
VÖ: 03.09.2010
Label: Sony BMG
Trackliste:
01. Lost (Peace)
02. Just Human
03. Subusual
04. Transparent
05. Leave My Place
06. Save Me From Myself
07. Beasts
08. More
09. Shall We Be Grateful
10. Cancer
11. Shutdown
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