München mausert sich so langsam und Missent To Denmark tragen ihren Teil bei. Vorbei die Zeiten, da Städte wie Berlin und Hamburg die Vorherrschaft im Indie gepachtet hatten.
Als kleines Zweimann-Projekt beginnt eine Band in Deggendorf, dem selbsternannten „Tor zum Bayrischen Wald“, Musik zu machen. Der Indie-Pop, der dabei entsteht, ist ursprünglich gar nicht für Live-Auftritte gedacht, doch mit den Jahren erweitern sich, neben der Mitgliederzahl, auch die Ansprüche der Band. Mittlerweile sind Missent To Denmark zu fünft und haben mit „I Am Your Son“ ihr nunmehr zweites Album veröffentlicht. Nach einer Tour im Vorprogramm von Polarkreis 18 sind die Jungs nun auch über die Grenzen des Freistaates hinaus bekannt. Ebenso wie ihre Musik, puzzeln sie sich langsam ihren Erfolg zusammen. Bei der Musikmesse PopUp in Leipzig spielt die Band ebenso wie in Frankfurt oder Dresden. Uns ist es gelungen, Nico, Stephan und Robert abzufangen und ihnen einige Fragen zu stellen. Die anderen beiden, Marcus und Cico, waren noch etwas zerstört vom Vorabend, oder wollten lediglich im Tourbus Fußball im Radio hören – wer weiß das schon so genau…
motor.de: Ihr spielt heute in Leipzig, seid aber ansonsten eher in Bayern anzutreffen. Warum besucht ihr Restdeutschland noch so selten?
Nico: Uns kennen einfach noch zu wenig Leute. Da macht es wenig Sinn, Auftritte vor zehn Leuten zu spielen. Dafür ist der Aufwand dann doch zu groß.
Robert: Wir sind auch gelegentlich außerhalb unterwegs, aber das Gros der Gigs findet momentan noch in Bayern statt.
motor.de: Ihr habt Euer Material immer in Deggendorf im Elternhaus von Nico aufgenommen. Wie war das diesmal?
Stephan: Das war beim neuen Album wieder so. Es ist alles in Eigenregie im Proberaum bei Nicos Eltern entstanden. Lediglich die Mischung und die Koproduktion haben wir diesmal an Taison Heiß (u.a. Lali Puna Anm.) nach München übergeben.
motor.de: Apopos Taison Heiß: Ihr werdet gern in die Weilheim-Elektronik-Ecke geschoben. Passt euch das?
Stephan: Das passiert automatisch, wenn man aus der selben Region kommt und sich in einer ähnlichen Szene bewegt. Warum wir musikalisch in diese Richtung geschoben werden, ist mir allerdings manchmal etwas schleierhaft.
Robert: Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass unser Label „Biegen und Brechen“ aus der Nähe von Weilheim kommt. Da sind die Referenzbands dann schnell zur Hand.
Missent To Denmark – “Where Are My Glasses”
motor.de: Euer neues Album „I Am Your Son“ ist vor kurzem erschienen. Wie zufrieden seid ihr mit dem Ergebnis? Wie ist das Feedback bei Live-Gigs?
Stephan: Wir persönlich sind sehr zufrieden damit. Wie die Zuschauer es finden, wird sich erst noch zeigen, da unsere Tour ja erst begonnen hat. Die ersten Reaktionen waren auf jeden Fall positiv. Viele unserer Fans dürften aber die Hälfte des Materials auch schon kennen, da wir das schon vor der Release im Live-Programm gespielt haben. Es ist so etwas wie ein Sammelalbum, bei dem wir die Songs der vergangenen Jahre zusammen auf eine Platte gepackt haben – sozusagen ein gewachsenes Album…
motor.de: …so gewachsen wie ihr selbst? Seit 2003 gibt es Missent To Denmark nun und ihr seid Stück für Stück erfolgreicher geworden. Wünscht ihr euch manchmal den großen Knall, oder seid ihr zufrieden damit, dass es eher langsam vorangeht?
Nico: Ich denke, dass sich sowas natürlich entwickeln muss…
Robert: …wenn der Erfolg mit einem großen Knall kommt, dann schießt man vielleicht auch über das Ziel hinaus und vergisst, was man am Musik machen hat. Lieber stetig wachsen als morgen weg sein.
Stephan: Ich dachte eigentlich du meinst die Band an sich, die ist neben dem Erfolg ja auch stetig gewachsen. (lacht)
motor.de: Stimmt, auch eure Mitgliederzahl ist auch stetig gestiegen. Der letzte Neueankömmling war Cico. Ausschlaggebeneder Punkt um ihn in die Band zu holen war sein Instrumentensammlung. Sind die nun alle in Bandbesitz übergegangen?
Robert: Das nicht, aber es sind ungefähr 15 neue Instrumente auf der Bühne dazugekommen. Gott sei Dank verwaltet er das aber alles selbst…(lacht) Wenn man sich mal die Zeitlinie der Band anschaut und sieht, dass wir 2003 zu zweit angefangen haben und alle zwei Jahre jemand neues dazukommt. Wahrscheinlich sind wir irgendwann 100 Leute auf der Bühne…
Stephan: …davor hab ich auch schon etwas Angst. (lacht) Nein, unseren Zenit hatten wir bei der Release unserer Platte. Da waren wir fünf auf der Bühne plus fünfköpfigem Streicherensemble.
Missent To Denmark – “In My Room”
motor.de: Ich hab aber von einem Auftritt mit 20 Backgroundsängern gehört.
Stephan: Stimmt, das war das On3-Festival. Da haben wir Leute aus befreundeten Bands auf die Bühne geholt.
Robert: Das war super. Es macht einfach Spaß mit so vielen befreundeten Künstlern Musik zu machen. Das war wie eine große Familie.
motor.de: Also bewegt sich die Band doch in Richtung Kollektiv?
Stephan: Manchmal siehts so aus, ja. Das wäre aber auch nicht schlecht. Bei uns ist es so, dass wenn einer verhinert ist, das Konzert abgesagt werden muss. Nimmt man so Bands wie Broken Social Scene, da funktioniert das immer, egal ob fünfzehn oder sieben auf der Bühne stehen.
Interview + Photos: Christoph Berger
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