Ausgeflippt und unkonventionell – Leonard Las Vegas gehört mit seinem neuen Album auf die großen Bühnen.

Nicht aus jedem „Wunderkind“, das mit vier Jahren schon die Violine in die Hand nimmt, wird zwangsläufig ein klassischer Musiker. Zum Glück, denn sonst gäbe es Leonard Las Vegas in seiner heutigen Form überhaupt nicht. Gerade diese zu beschreiben ist jedoch eigentlich unmöglich. Auch mit Kategorien wie Post-Rock, Indie, Shoegaze kommt man nicht vollständig an ihn ran. Kein Problem, sondern ein Vorteil: Leonard Las Vegas erschafft sich eine musikalische Mischung, die man so schnell nicht wieder hört.

Im Juli veröffentlichte der gebürtige Berliner bereits sein zweites Album. „Lightspeed Your Body, We’re Going Downtown“ heißt es und wurde von ihm komplett selbst eingespielt. Neben der eben beschriebenen Nicht-Beschreibbarkeit seines Stils, findet man hier vor allem eines: Unkonventionelle Melodie- und Stimmungs-Umschwünge und viel Power. Das zeigt sich schon im Opener „Into The White“: Nachdenklich beginnend, steigert sich der Song hinein in eine Post-Rock-Dynamik, um schließlich wieder vollkommen damit zu brechen und theatralisch den Rest des Albums anzukündigen: „To all the people in the city, Good night, I hope that you could find a save place, To hide“. Nahtlos geht es zum nächsten Song über. „The Weight Of The World“ ist ein kraftvoller Rocksong, der die Harmonien nur so wechselt. In der scheinbaren Strukturlosigkeit findet man sich jedoch schnell zurecht – mit jedem Hören gibt es etwas Neues zu entdecken.

Leonard Las Vegas’ Songs sind komplex, er schreckt jedoch auch nicht davor zurück, poppige Elemente einzusetzen, wie in der Up-Tempo-Nummer „Red Belly Boy“ oder dem melodischen Mitsing-Hit „The Town Is Mine“. Ganz andere Töne schlägt er bei „A Tim Burton At The Beach“ an. Elektronisch und zurückhaltend kreiert er eine verstörende Atmosphäre und wird damit ganz dem Regisseur von „Edward mit den Scherenhänden“ gerecht.

Leonard Las Vegas – No Need For Wires


So bietet „Lightspeed Your Body, We’re Going Downtown“ reichlich Abwechslung. Die große Stärke von Leonard Las Vegas liegt in der Überraschung – mit entrückten Tönen und unerwarteten Melodieumschwüngen. Sein Album ist allerdings nichts im Vergleich zu seinen Live-Auftritten. Unterstützt von seiner Band flippt Leonard Las Vegas hier völlig aus – mimisch, gestisch, musikalisch. Da kann die Bühne schon mal zu klein werden.

Claudia Jogschies

VÖ: 17.07.2009

Label: 1FourFive

Tracklist:
1. Into The White
2. The Weight Of The World
3. Be Nice To Your Own Face (Although It Looks Too Strange)
4. Red Belly Boy
5. To All The Things I Lost In Las Vegas
6. A Tim Burton At The Beach
7. This Town Is Mine
8. Villagers’s Revenge
9. Cymbals In My Bony Hands, Poison Spit From My Drooly Mouth
10. The Airplane’s Reflection Crossing The States