Die US-Band HEALTH outet sich zunehmend nicht nur als begnadeter Noise-Rock-Nachwuchs, sondern auch als leidenschaftliche Filmbegeisterte…

Besucht man ein HEALTH-Konzert, ist das jedes mal eine Art meditatives Erlebnis. Der Noise, den BJ, Jupiter, Jake und John produzieren, klingt so sphärisch und weltfern, dass du zunächst da stehst, in diesem Raum, gefüllt von Leuten und Klängen, aber dennoch irgend wann eins mit der Musik wird. Du kannst entweder deinen Kopf schwingen (wie John) oder wie in einer Traumsequenz in dich gekehrt dastehen und HEALTH auf dich wirken lassen.

Dass die experimentellen Elektro-Punker im Interview auch mal gar nicht über Musik sprechen wollen, bewies Sänger und Gitarrist Jake bereits letzte Woche (»hier geht es zum Interview mit Jake). Nun nahm sich motor.de den Bassisten John Famiglietti vor, kam jedoch wieder am Cineastischen nicht vorbei.

Motor.de: Präferierst du es wie Jake, auch eher über Filme zu sprechen als über Musik?
John: Ja, das ist mal was Anderes. Wir machen ja sehr gerne Filme.

Motor.de: Zusammen habt ihr “Die Slow” gemacht. Was ist denn euer nächstes Filmprojekt?
John: Wenn wir wieder in L.A. sind, steht ein Internet-Projekt namens “HEALTH-Vision” an, für das ich viele Kurzfilme produzieren werde. Es wird wohl sehr ausgefallen.
Motor.de: Eurer Stil ist ja auch relativ eigen. Wenn ich mir “Die Slow” anschaue, mit den blutverschmierten Statisten, die zum Schluss alle aufeinander liegen. Glaubst du manchmal, Amerika ist, was blutige und nackte Szenen angeht, ein wenig prüde?
John: Ich glaube nicht unbedingt, dass sie prüde sind gegenüber Blut oder Nacktheit, eher was Gewalt in Filmen angeht. Es ist auch keine kulturelle Sache, finde ich, es gibt eben nur gewisse, sagen wir mal soziale Gewohnheiten und vielleicht auch Grenzen, die manche Filme für Zuschauer überschreiten. Aber wenn du bei einer Filmproduktion keine Einschränkungen hast, ist das natürlich interessanter. Ich will mich ja auch ausleben können.

Motor.de: Würdest du einen Disney-Klassiker wie “Rotkäppchen” in eine Horror-Version verwandeln?
John: Nee. (lacht) Mein liebster Disney-Film ist “Robin Hood”. Eigentlich sind alle älteren Filme von Disney gut, die muss man nicht verändern.

Motor.de: Okay. Grenzen wir uns mal ab vom Filmen. Hattest du schon immer Interesse an Noise? Es ist nicht so typisch, dass junge Bands sich gerade auf dieses Genre beziehen.
John: Ich habe schon immer Rockmusik in meinem Leben gehört. Und der Noise bei uns kam einfach so, weil wir es aggressiv und laut mögen. Der Noise an sich hat sich dann mit der Zeit so entwickelt.

Motor.de: Eure Musik wirkt für mich als Hörer auch ein wenig surreal. Manchmal fühle ich mich wie in einem Traum. Ich muss da an Dalí denken, für den die Welt des Unbewussten, die in Träumen auftaucht, eine große Wichtigkeit hatte. Wie ist das für dich, wenn du auf der Bühne stehst, spürst du dich da auch ein wenig wie in einem Traum oder gar in Trance?
John: Das hängt eben auch mit der Aufnahme zusammen. Was du mit der Musik verbindest in dem Moment und wie du dich vielleicht fühlen magst – du lässt Inspirationen spielen. Wenn ich persönlich auf der Bühne stehe, ist das natürlich alles real, weniger wie in einer Fantasie. Die Leute um mich, meine Kollegen auf der Bühne – alles ist nah und wirklich. Ich konzentriere mich da eher aufs Produzieren der Sounds, die sich dann auch stark anfühlen.

Motor.de: Und was war dein surrealster, verrücktester Traum?
John: Von klein auf und auch noch heute kommen in meinen Träumen Meeresbewohner und Menschen als quasi Meerjungfrauen vor. Ich laufe in einen Hinterhof, wo ein Swimming-Pool steht, in dem sich Haie, Fische, Meerjungfrauen und so befinden. Diese Art von Traum hat sich schon sehr oft wiederholt. Oder ich befinde mich in einem Schlafzimmer, welches sich plötzlich mit Wasser füllt und lauter Fische hereinkommen – also es sind immer Seekreaturen und menschliche Wassergestalten.

Wer wissen möchte, ob John eher Tag- oder Nacht-Mensch ist und Alkohol dem Gras-Rauchen vorzieht, sollte »hier weiterlesen, wenn Autorin Finkenstein ihm dem Entweder-Oder-Test unterzieht.

Franzi Finkenstein