Seine Verflossene Joana bescherte ihm Liebeskummer, der wiederum brachte Moneybrother die Hits. Mit seinem vierten Werk vereint der Schwede nun den Herzschmerz der frühen Alben mit den rockigen Songs der jüngsten Vergangenheit. Vorhang auf für “Real Control” und Anders Wendin, dem Mastermind hinter Moneybrother.

motor.de: Dein neues Album heißt “Real Control”. Bist Du jemand, der gerne die Kontrolle hat?
Volle Kontrolle hat man sowie nie, vor allem als Künstler nicht. Aber als ich meine ersten Alben gemacht habe, hatte ich zumindest die volle Verantwortung, was den Aufnahmeprozess und all das anging. Ich bin mit dem fertigen Album zu meinem Label “Burning Heart” gegangen und sie haben es veröffentlicht.

motor.de: Inzwischen hast Du Dein eigenes Label “Hacka Skivindustri”.
Ja, und ich bin froh darüber. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich es nicht genossen habe, bei einer großen Firma unter Vertrag zu sein, aber ich wurde dort wie eine Prinzessin behandelt und wer mag das nicht (lacht)?!


motor.de: Dein letztes Album “Mount Pleasure” war von Thin Lizzy und Bruce Springsteen beeinflusst, die neuen Songs klingen wieder souliger.
Ich war schon immer riesiger Fan von The Clash und habe viele ihrer frühen Alben gehört, bevor ich meine erste eigene Platte “Blood Panic” aufgenommen habe. Damals wollte ich einen speziellen Sound kreieren und mochte diese Mischung aus The Clash, Bob Marley und altem Soul, die mich sehr inspiriert hat. Ich habe mich auch diesmal davon beeinflussen lassen, aber auch viel Achtzigerjahre Miami Vice Drums verwendet.

motor.de: In Deiner Heimat Schweden ist Dein neues Album bereits erschienen. Im Zuge der Veröffentlichung war auch Tomatensuppe von Dir in den Geschäften erhältlich. Ein echter Plan B oder doch nur eine Promo-Gag?
Letzteres. In Schweden ist mein Album seit ein paar Monaten draußen. Ich werde zu Hause eher als eine Art Society-Typ wahrgenommen und im Zuge der Veröffentlichung wollen die Leute nie über die jeweils neue Platte reden. Zwei befreundeteten Musiker, die je zwei Monate vor mir veröffentlicht haben, ging es ähnlich. Einer hatte sich kurz zuvor die Haare abgeschnitten, der andere war nach New York gezogen. Natürlich ging es in allen Artikeln und Interviews nur darum. Also habe ich versucht, was zu finden, worüber die Leute reden können und das war die Tomatensuppe.

Moneybrother – Born Under A Bad Sign

motor.de: Dabei hat sich in der Band auch genug getan. Dein Saxophonist Gustav Bendt ist beispielsweise nicht mehr dabei.
Ja, er und Patrick [Andersson, Gitarre, Anm.] haben beide etwa zur gleichen Zeit die Band verlassen. Patrick hat vor kurzem geheiratet und ist nun Marketingchef einer großen schwedischen Filmfirma. Er gehört zu den Typen, die in eine Bar gehen und denen der Laden gehört, wenn sie ihn verlassen. Gustav hingegen muss sich immer alles hart erarbeiten. Er war total fasziniert von alten Lambrettas, Vespas und Scootern. Bis vor sechs Jahren hatte er keine Ahnung von den Maschinen und schwärmte immer, wie schön sie seien. Letztes Jahr hat er seinen eigenen Laden eröffnet. Aber er wird zurückkommen, denke ich. Irgendwann wird ihm der Laden zu langweilig.

motor.de: Du warst kürzlich für Unicef in Guatemala und hast dort für eine schwedische Dokumentation ein Waisenheim für Mädchen besucht. Aber Du reist auch privat viel. Bist Du eher Rucksacktourist oder der Typ, den es in teure Hotels zieht?
Ich denke, ich bin eher der Rucksack-Typ. Man lernt auf diese Weise mehr vom Land und den Leuten kennen. Aber ich habe natürlich nichts gegen teure Hotels. Wenn ich in Großstädten wie beispielsweise Lima bin, wäre es nicht unbedingt ratsam, im Schlafsaal einer billigen Absteige zu übernachten. Auf dem Land ist es egal, da schlafe ich, wo ich einen Platz bekomme.

Ina Göritz