Mit “Wall Of Arms” veröffentlichen The Maccabees ihr zweites Album, das nicht nur an Arcade Fire erinnert, weil Produzent Markus Dravs daran mitgeschraubt hat.

Auch musikalisch lassen sich einige Parallelen zwischen beiden Bands ziehen. Doch während die Kanadier bereits ihren Erfolg genießen, müssen The Maccabees der Welt noch zeigen, was sie können. Motor.de traf Sänger Orlando Weeks und Gitarrist Felix White zum Interview.

motor.de: Ihr habt zwischenzeitlich in Brighton gelebt, wohnt nun alle wieder in London, richtig?

Felix: Ja, denn da kommen wir her. Wir haben für vier oder fünf Jahre in Brighton gelebt, sind vor Kurzem aber alle wieder nach London gezogen.
Orlando: Als das Album entstand, bin ich eine Weile zwischen Brighton und London gependelt. Es war höchste Zeit, das alle wieder zurückkommen. Ich hatte genug vom Pendeln, außerdem wurde es mit der Zeit wirklich teuer.

motor.de: Um “Wall Of Arms” aufzunehmen wart ihr aber weder in London noch in Brighton, sondern in Liverpool und Paris.

Orlando: Dabei ging es eigentlich nicht so sehr um die Orte an sich. Wir haben Paris als Stadt gar nicht richtig wahrgenommen. Es war wichtig, einfach mal nicht in unserer gewohnten Umgebung und in der Nähe unserer Freunde und Familie zu sein, sondern nur die Band um uns zu haben. Aber wir waren natürlich nicht nur im Studio eingesperrt. An einem Tag waren wir auf dem Flohmarkt, dann kamen einige unserer Freundinnen zu Besuch und nachts sind wir ausgegangen und haben uns Bands angesehen.
Felix: Unser Schlagzeuger spricht zum Glück fließend Französisch und musste immer alles für uns bestellen. Ich glaube, er hatte dabei nicht ganz so viel Spaß wie wir.
Orlando: Dabei war das eigentlich der Grund, warum wir ihn gefragt haben, in die Band einzusteigen. (lacht)

The Maccabees – Love You Better (live im Studio)


motor.de: Orlando, du bist großer Arcade Fire-Fan. Demnach muss die Arbeit mit Markus Dravs für dich besonders spannend gewesen sein. Immerhin hat er auch “Neon Bible” von Arcade Fire produziert.

Orlando: Definitiv. Ich hatte gehofft, er hätte vielleicht ein paar Geschichten auf Lager, die er mir erzählen könnte.

motor.de: Und als Gegenleistung dafür musstest du dich um seine Wäsche kümmern?

Orlando: Ja, stimmt. Das ist in unserem Videotagebuch zu sehen. Ich habe die Hausarbeit gemacht: Geputzt, gewischt und das Dienstmädchen gespielt.
Felix: Deswegen ist er auch der Sänger (lacht).
Orlando: Das ist nur ein Versuch, mich unentbehrlich zu machen. Einen neuen und besseren Sänger zu finden, wäre für die anderen wohl kein Problem – einen, der sich um die Wäsche kümmert schon(lacht).
Felix: Und mein Job ist es, ihn moralisch zu unterstützen.

motor.de: Im Sportstudio warst du da schon aktiver.

Felix: Ja, in Hookend Manor, dem anderen Studio, gab es ein Raum mit Fitnessgeräten und ich habe mich im Boxen versucht. Ich denke, wir können mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass wir nicht die sportlichste Band der Welt sind. Wir haben uns auf dem Laufband versucht und unser Gitarrist Hugo ist in seinen engen Jeans gejoggt. Danach musste er sich den Rest des Tages ausruhen …
Orlando: … und bekam eine Woche lang Schmerzmittel, weil er es übertrieben hatte. Er ist noch nie zuvor in einem Sportstudio gewesen und plötzlich diese physische Herausforderung – das war definitiv zu viel für seinen Körper.

motor.de: Klingt nicht nach dem idealen Hobby für ihn.

Orlando: Für keinen von uns. Ich habe letztes Jahr versucht, Gemüse und Kräuter in meinem Garten anzubauen. Aber sobald ich für ein paar Tage weg musste, haben sie meine Mitbewohner elendig verkümmern lassen. Grade versuche ich es mit Lavendel.

motor.de: Und wer ist euer Dinosaurier-Experte?

Orlando: Felix!

motor.de: “Small Arms On A Big Body” heißt es in eurem Song “Dinoaurs”. Welche Dinosaurier-Art wäre das dann?

Felix: Velociraptor, wenn ich mich richtig erinnere.
Orlando: Es gab auch die mit den Armen an den Flügeln. Aber sie waren überflüssig und darum geht es auch in dem Song – überflüssig zu sein.

motor.de: Die Texte sind meist sehr vage gehalten…

Felix: Wir fragen Orlando so gut wie nie, worum es genau geht. Das muss man auch nicht, um die Songs zu verstehen.
Orlando: Es gibt einige Songs, deren Geschichte ich den anderen erzähle, aber die meisten profitieren davon, dass sie Raum für eigene Interpretationen lassen. Nehmen wir “Young Lions” zum Beispiel. Der Song würde nicht besser werden, wenn ich ihn aufschlüsseln würde.

motor.de: Bei “No Kind Words” hingegen ist es ziemlich offensichtlich worum es geht.

Orlando: Ja, es geht um jemanden, der eine schwere Zeit hat. In der Situation kann man nicht mehr tun, als für die Person da zu sein, wenn sie dich braucht.

Ina Göritz