Neben Bonaparte, Monotekktoni und Reznik, sorgt am Samstag Abend im Leipziger Gewandhaus vor allen Dingen ein Act für ansteckende Euphorie: Bodi Bill.
Diese Band kam 2006 wie aus dem Nichts. Umso präsenter ist sie heute. Und die lachenden Gesichter danken es, als drei Herren in schwarz-weiß-gemusterten Motivanzügen die Bühne betreten. Es braucht kein Lied, keine Minute, eh man gefangen ist von der Show, die Bodi Bill präsentieren. Das Berliner Elektro-Trio ist ab Sekunde eins so präsent, dass sie dem Publikum ein langwieriges Einfinden in ihre Musik ersparen.
In einem steten Wechsel aus konzentrierter Arbeit hinter Mischpult und Laptop sowie Performance am Mikro, wissen sie die Bühne für sich zu nutzen. Haben die Herren die Hände frei, tanzen sie, als gäbe es keinen Morgen. Ausgelassen wie in einer Wohnzimmer-Disko springen sie bei Hits wie „I Like Holden Caulfield“ über die Bretter. Doch nicht nur körperlich verausgaben sich Bodi Bill, auch die Köpfe geben alles – so vertieft sind sie in ihre eigene Musik. Ungebrochene Präsenz auch bei ruhigeren Liedern wie „Traffic Jam“ aus ihrem ersten Album „No More Wars“.
Bodi Bill schaffen es, tanzbare Beats mit Tiefsinnigkeit in Einklang zu bringen. Es ist kein Durchschnitts-Elektro, zu dem die Masse an einem Samstag Abend tanzt, sondern eine romantische Begegnung, die hier stattfindet. Mitfiebernde Lippen hängen an den ausgeklügelten Texten und die Körper sind euphorisiert vom Synthesizer, der durch die wummernden Boxen schallt.
Manche tragen Sonnenbrillen, wirbeln ihre Arme durch die Luft und strahlen mitgerissen Richtung Bühne. Es ist laut. Das ist gut. Alle Anwesenden sind sich einig über das, was gerade passiert. Einig auch in dem Moment, in dem man im Chor „You Don´t Like Sonic Youth, So Fuck Off, Die Too!“ schreit.
Erstaunliche Textsicherheit beweist das Publikum ebenfalls beim ruhigen „Very Small“, wo Geige gekonnt auf Synthesizer trifft. Der Sound in der Halle lässt zwar den Gesang, wie auch die Elektroschnipsel, nicht aber die manchmal verwendete Gitarre zur Geltung kommen. Auch der Beat ist stellenweise etwas übersteuert.
Die Diashow im Hintergrund, eine Symbiose aus Bodi Bill-Artwork und Lyrics, sorgt für eine visuelle Bereicherung. In gleicher Weise wie die extravaganten Anzüge der Band. Konzeptarbeit. Und es ist ein Konzept, das aufgeht. Auch wenn Bodi Bill so viel auf einmal machen, schaffen sie es, ein Gesamtwerk zu konstruieren, das nicht überladen wirkt. Sie sind die Macher einer neuen Kreativität. Und die wird vom Publikum euphorisch zelebriert.
Jasmin Hollatz
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