Nicht jeder Film passt zu jedem Zuschauer. Und nicht immer entspricht das zugehörige Plakat tatsächlich dem, was einen dann auf der Leinwand erwartet. Ganz ähnlich also wie im Zwischenmenschlichen und bei entsprechenden Kontaktanzeigen, um hier mal einen gänzlich unvirtuellen und damit vermutlich vollkommen altmodischen Vergleich zu ziehen. Würde man sich also wünschen, neue Filme würden erst einmal per Annonce an einen herantreten und sich ein bisschen vorstellen, bevor man eine Karte für sich kauft? Ein Versuch ist es wert. Und selbst wenn es am Ende doch nicht gut geht, gibt es eine gute Nachricht: Anders als beim Blind Date kann man im Kino jederzeit problemlos aufstehen und gehen!

“Der Kaufhaus Cop”

Hallo erstmal! Ich bin vermutlich auf den ersten Blick nicht ganz die Komödie, von der Du nachts voller Sehnsucht träumst. Weder bin ich so klug und raffiniert wie die von den Coen-Brüdern, noch bin ich so romantisch wie die, in denen Sandra Bullock meist zu sehen ist. Genau genommen bin ich noch nicht einmal ein forscher Draufgänger wie der übliche Adam Sandler-Hit. Viel mehr bin ich der gemütliche, nette, vielleicht auch ein wenig durchschnittliche Typ, also ein bisschen wie die Serie „King of Queens“, aus der man meinen Hauptdarsteller kennt. Aber letztlich kommt es doch auf die inneren Werte an, oder? Und verglichen mit prolliger Zoten-Comedy bin ich mit meinen Abenteuern eines Sicherheitsangestellten wirklich ein herzensguter Film!

“Notorious B.I.G.”

Yo! Kannst Dir ja denken, was Dich bei mir erwartet: Drogen, Schusswaffen und dazu wummert die ganze Zeit Rap aus den Boxen. Klar, leicht bekleidete Frauen sind auch am Start, obwohl die hier nie besonders gut behandelt werden. So ist das eben, wenn man wie ich vom rauen Alltag auf den Straßen Brooklyns erzählen will. Hey, nicht mal mein Titelheld packt’s am Ende, also sei mal nicht zimperlich. Oder guck einfach genau hin, denn dann fällt dir schnell auf, dass ich eigentlich nur ein Sprücheklopfer und Aufschneider und letztlich ziemlich harmlos und durchschaubar bin.

“Inside Hollywood”

Viel Lärm um nichts? Kann schon sein, denn heiße Luft gehört für mich zum Geschäft. Ich bin nun einmal ein Film über die Filmbranche, da darf man sich nach außen keine Blöße geben. Also tue ich einfach mal so, als würde ich echt neue Einblicke in die Maschinerie hinter den Kulissen geben, richtig clever und frech. Dass ich in Wahrheit eigentlich nur Allgemeinplätze und amüsante Harmlosigkeiten zu bieten habe, muss ja nicht gleich jeder mitkriegen. Außerdem ist es ja nicht so, dass ich Dir nichts bieten könnte. Wo sonst bekommst Du neben Robert de Niro auch noch Sean Penn, Bruce Willis, John Turturro und Catherine Keener, alle auf einmal?!

“Die Herzogin”

Na gut, ich gebe es ja zu. Vielleicht bin ich ein wenig altmodisch. Womöglich sogar ein bisschen konservativ. Trotzdem versuche ich natürlich, mir nicht den Vorwurf machen lassen zu müssen, angestaubt und langweilig zu sein. Vielleicht sollte ich mich bemühen, etwas über die schwierige Lage von Frauen im 18. Jahrhundert zu sagen. Aber meine Güte, wem will ich denn was vormachen? Im Zweifelsfall bin ich eben doch genau wie Keira Knightley, meine Hauptdarstellerin: ein echter Hingucker, richtig elegant und rausgeputzt. Nur wirkliche Tiefgründigkeit ist eben nicht so ganz meine Art.

“Spritztour”

Hey, muss ich hier viele Worte verlieren? Weiß doch sowieso jeder, worum es mir geht, oder? Hier geht es um Jungs im Teenager-Alter, Hormone liegen im Überfluss. Jawohl – es geht nur um das eine. Deswegen auch der wenig subtile Titel, die leicht verklemmten Homo-Gags etc. Da kann ich einfach nicht aus meiner pickeligen Haut. Aber, hey, immerhin ist der Pfeil auf dem Filmplakat kein riesiger Penis. Sooo plump bin nicht einmal ich!

“Vorstadtkrokodile”

Humorvoll, sympathisch, amüsant – es gibt viele Worte, mit denen ich mich beschreiben könnte. Aber wenn es etwas über mich zu sagen gibt, was unbedingt jeder wissen sollte: Ich bin kinderfreundlich. Und natürlich erwarte ich das auch von anderen. Nichts gegen Erwachsene wie Nora Tschirner, Maria Scharder oder Smudo, die auch einen Platz in meiner harmlosen Bandengeschichte haben. Ohne Kinder im Kino bin ich aber auf jeden Fall nur der halbe Spaß!

“Deutschland 09”

Ganz ehrlich? Bei mir steht Chaos auf dem Programm. Ein bisschen dies, ein wenig das. Lustig, traurig, frech, spießig, aufregend, öde – bei mir weiß man nie genau, woran man ist. Bordellbesitzer, fliegende jüdische Kinder, überforderte Junglehrerinnen, Angela Merkel: Ich kann mit jedem und habe für jeden in unserem was zu bieten. Vielleicht sollte ich aber gleich mit offenen Karten spielen, schließlich steckt hinter mir nicht nur ein Filmemacher, sondern gleich 13. Da ist es also nur verständlich, dass ich ein wenig wie eine gespaltene Persönlichkeit daherkomme.

Patrick Heidmann