Hin und wieder gibt es Bands, denen der eigene Ruhm ziemlich egal ist. Da geht es einzig und allein um den vielbeschworenen Do It Yourself-Geist, stilistische Unabhängigkeit und eine gute Zeit mit den Kumpels. Und vielleicht hier und da ein paar Gigs. Eine von eben jenen Combos, denen ein gute Platte mehr bedeutet, als Groupies, Charts und 15-Minuten Scheinwerferlicht, ist Dr. Dog. Dabei bringen sie alles mit, was man braucht um nicht nur die Kritiker in Ekstase zu versetzen. Von 60ies-Melodien im Beatles-Stil, über Americana-Folk bis hin zu Singer-Songwriter-Anleihen, das Quartett aus Philadelphia macht nicht ohne Grund einige amerikanische Rezensenten stolz auf ihr Land. „Wir haben uns nicht gerade angestrengt, einen bestimmten Hybriden zu erschaffen. Unser Sound kam eher durch unsere natürlichen Vorlieben zu Stande, wir sind wirklich nicht so gerissen,“ antwortet Keyboarder Zach Miller zurückhaltend auf die Frage, nach dem Ursprung ihres ungewöhnlich zeitlosen Mixes. „Wir saßen nicht rum und haben uns verschiedene Stilrichtungen überlegt, die wir zusammen bringen könnten. Eigentlich ist es nur das was heraus kam, als wir unsere Instrumente in die Hand genommen haben und anfingen zu singen.“

Von Beginn an waren Dr. Dog immer ein wenig anders, irgendwie unkonventioneller als der Rest. Man tauschte die Instrumente nach Lust und Laune, nahm im heimischen Studio Platten auf, deren Klang an die guten alten Mixtape-Zeiten erinnerte und verwirrte die Journalisten mit unsinnigen Spitznamen. Inzwischen sind sie ernsthafter, wesentlich fokussierter geworden. „Zum größten Teil bleiben wir inzwischen bei unseren Instrumenten. Wir haben immer den Drang bekämpft zu tauschen, weil es nach einer Weile irgendwie lächerlich wird.“ Und auch die Spitznamen mussten weichen. „Die Ära ist vorbei. Manchmal nennen wird Doug O’Donnell, unseren ursprünglichen Gitarristen, noch Truck; die meisten Leute nennen ihn heute aber Big Head. Sonst haben wir mittlerweile gewöhnlichere Spitznamen, auf die wir uns berufen.

Vielleicht kam die Zeit der Besinnung mit dem 2007er Album „We All Belong“ für das Dr. Dog erstmals ein richtiges Studio von innen sahen. Damals noch vollkommen unbedarft im Umgang mit dem hochtechnischen Equipment, fühlten sich die Hundeliebhaber bei den Aufnahmen zum neuen Longplayer „Fate“ dann auch um einiges heimischer umringt von all den Reglern, Knöpfen und Apparaturen. „Die Aufnahmen zu ‘We All Belong’ waren ein sehr Entdeckungsprozess. Ein großer Teil der Album-Aufnahmen drehte sich in erster Linie darum, wie man in einer solchen Umgebung arbeitet. Als wir ‘Fate’ begonnen haben, fühlten wir uns schon wesentlich wohler mit der Situation. Es ist wie alles, was man einmal gelernt hat. Es macht den Prozess schneller,“ schätzt Zach die Arbeit an „Fate“ ein.

Dr. Dog – The Breeze (Live)

Vor allem live haben die Doktoren schon den einen oder anderen Hund hinter dem Ofen hervor locken können. So heimisch, vertraut und knarzig wie ihre Musik zuweilen klingt, ist auch ihre Show. Da missbrauchen die Jungs Plastikbäume als Bühnendeko, setzen sich Opahüte auf und tun auch sonst alles, was in ihrer Macht steht, um es sich und dem Publikum so richtig gemütlich zu machen. Da verwundert es nicht, wenn sie empfehlen Tanzschuhe, ein Opernglas und Geld für Bier zum Konzert einzupacken. Ok, ein wenig Schelm muss wohl immer noch sein.

Anna-Christin Voigt