“We’re working hard to entertain the masses”, heißt es im zackigen Song “Spit On The Bar”, den es beim Besuch der MySpace-Präsenz von The Toulouse auf die Ohren gibt. Und auch wenn die Massen ihrerseits möglicherweise noch nicht so ganz endgültig gewittert haben, wer da um ihre Unterhaltungsvorrechte buhlt, geben sich die fünf Berliner mit dem französischen Stadtnamen schon am Anfang ihrer möglichen Karriere alles andere als kleinlaut: “Was The Toulouse von der Masse an Bands unterscheidet, die diesseits und jenseits des Kanals aufspielen – sie machen Musik.” Aha! Dieser Satz aus der Selbstbeschreibung des Quintetts ist schon ein ziemliches Kuriosum, wenngleich wohl eher unfreiwillig komisch – was machen denn beispielsweise die erklärten Toulouse-Vorbilder wie z.B. Franz Ferdinand? Öl und Reifen wechseln? Und Oasis? Sind das Aushilfs-Kellner? Nöö, die spielen natürlich Musik.
Offizielles EPK aus dem GRÜNEN SALON/Berlin
Glücklicherweise wird dieser kleine Lapsus durch den ihm folgenden Satz etwas relativiert. Da heißt es dann nämlich weiter: “Musik gespielt von fünf versierten Musikern, die zusammen mit gekonntem Songwriting ein rundes Ganzes schaffen. Die Texte in Englisch, wider dem herrschenden Dogma sich aufs Deutsche zu beschränken.” Ob es denn nun wirklich ein “herrschendes Dogma” gibt, nach dem sich Bands aus hiesigen Gefilden in der Sprache Shakespeares auszudrücken haben, sei einmal dahin gestellt (Notiwst? Liquido? Beatsteaks?) – vielleicht wollen sich The Toulouse auf diesem Wege auch nur noch einmal deutlich von der eigenen (deutschsprachigen) Vergangenheit als Punkformation Panda distanzieren? Auf jeden Fall ist diese Selbstbeschreibung ziemlich symptomatisch für die Situation, in der sich The Toulouse derzeit befinden.
Denn “versierte Musiker” sind sie allemal, noch dazu welche, die “diesseits des Kanals aufspielen”. Und das sogar recht häufig, schaut man sich einmal die beeindruckende Auflistung in Kürze anstehender Konzerte an. Marek, Sascha, Oskar, Chris und Christopher meinen es offenbar wirklich ernst, und sind eifrig dabei, die Massen zwischen Kassel und Rostock, zwischen Großröhrsdorf und Hannover, und natürlich zwischen Heidelberg und Heimat (Berlin) zu entertainen. Auch ist ihr Songwriting nicht un”gekonnt” – das meiste, was es von den Herren bisher zu hören gibt, würde im modernen Alternative-Rock-Radio kaum negativ auffallen. Und da liegt der Hase begraben: Die Sache mit dem Unterscheiden, dem Auffallen, an der hapert es noch ziemlich. In besagtem “Spit On The Bar” beispielsweise hallen sehr eindeutig die ebenfalls bereits erwähnten (von mir und der Band) Franz Ferdinand wider, und als wäre es nicht schon problematisch genug, dass die Blütezeit für deren drahtigen Rhythmus-Rock auch schon ca. drei Jahre zurückliegt, ist die besondere Note an dem Song (wie auch an den eher klassisch Indie-rockenden anderen Stücken von The Toulouse) ausgerechnet der etwas hanebüchene Text bzw. der irgendwie an eine andere deutsche Band erinnernde Gesang – und zwar eine, die nicht nur ebenfalls “undogmatisch” englisch gesungen hat, sondern mit der eigentlich niemand gerne verglichen wird: Fury In The Slaughterhouse. Having said that, wie der Engländer sagen würde, ist es natürlich an der Zeit, ein wenig zurückzurudern: So schlimm wie olle Wingenfelder aus Hannover knödelt’s hier natürlich nicht, und nach einer kurzen Phase der Eingewöhnung klingt’s dann sogar ganz gut.
Überhaupt: Genug gemosert, schließlich haben wir es hier mit einer jungen Band zu tun, die gerade erst anfängt, just entdeckt wird – und letzteres mit ihrem Potential durchaus rechtfertig. Ein paar eingängige Songs haben sie nämlich durchaus zurechtgezimmert! Und den eigenen Weg, die individuelle Stimme und den originellen Stil zu finden ist schließlich das Schwerste überhaupt. Wünschen wir The Toulouse also alles Gute und viel Glück dabei!
Text: Ralph Schlegel
THE TOULOUSE ON TOUR
27 Sep 2008, 20:00 – Naturhaus Festival BELZIG
28 Sep 2008, 21:00 – Zum Teufel HEIDELBERG
30 Sep 2008, 20:00 – Postbahnhof BERLIN
02 Okt 2008, 21:00 – Cafe Wagner JENA
03 Okt 2008, 21:00 – Pretty Vacant DÜSSELDORF
08 Okt 2008, 21:00 – Faust MEPHISTO HANNOVER
09 Okt 2008, 20:00 – A.R.M. KASSEL
10 Okt 2008, 20:00 – Movie BIELEFELD
11 Okt 2008, 21:00 – Meyer SIEGEN
17 Okt 2008, 20:00 – Groove Station; DRESDEN
18 Okt 2008, 21:00 – Ilses Erika LEIPZIG
24 Okt 2008, 20:00 – Zebra e.V. NEUBRANDENBURG
25 Okt 2008, 21:00 – Interclub ROSTOCK
31 Okt 2008, 21:00 – Webhaus GROSSRÖHRSDORF
07 Nov 2008, 21:00 – Frannz Club BERLIN
12 Dez 2008, 22:00 – Die Kiste e.V. MAGDEBURG
13 Dez 2008, 21:00 – Moritzbastei LEIPZIG
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