Kurz bevor sie ihr “Einjähriges” feiern, gibt es im Hause Popular Damage noch einen weiteren Jubelgrund: “Top Hits Of The USA” heißt der, und stellt die neue EP des Berliner Trios dar.

Doch auch wenn ihre MySpace-Seite innerhalb dieser knapp zwölf Monate ihres Bestehens bereits zig-tauenden Zugriffen inklusive begeisterter Hörer und Downloader standgehalten hat: Ein gutes Stück Wegstrecke dürften Bassist Stephan Hengst, Drummer Fabian Hoffmann und Sängerin/Samplerin Nadine Raihani noch vor sich haben, bevor der Titel des digitalen Schmuckstückes Wirklichkeit wird. Immerhin – die allenthalben eingeheimsten bisherigen Kritiker- und Fanmeinungen waren fast durchweg positiv. Das wiederum verwundert kaum, ist doch der elektrisch-elektrisierende Elektropop der drei eingängig und treibend wie nix Gutes.

Das Rezept dahinter scheint einfach zu sein: Man nehme zwei ehemalige Mitglieder einer “klassischen” Indie-Rock-Band (Stephan und Fabian spielten beide einst bei Last Call For Disco), suche sich einen Mann fürs Feine im Hintergrund (Allesandro heißt dieser ursprüngliche Vollzeit-Pop-Schädiger Allessandro, der aufgrund einer Prioritätenverschiebung zwar nicht mehr “offiziell”, dank einer Herzblutbindung aber dennoch als “vierter Schaden” dabei ist), und stelle all dem eine “Lyrics- und Bandnamenbeauftragte” (so Popular Damage in einem popmonitor-Interview) vornan, die zudem auch noch die catchy Vocals, Samples und die anfallenden Gitarrenarbeiten übernimmt. Und so kommt dann Nadine ins Spiel. Die ist nicht nur unter dem Nom-de-Plume Who Stole The Kitten als Solo-Elektro-Künstlerin unterwegs, sondern Dank einiger Jahre Erfahrung mit der Berliner Post-Rock-Combo Lux ebenfalls ein abgebrühter Hase, was das grundlegende Handwerk betrifft.

Dank der inzwischen fast als “Mainstream” zu bezeichnenden, ehemals alternativen Popularisierungsideen “Download” und “Internet” schafften es Popular Damage binnen weniger Monate nicht nur auf unzählige iPods, sondern sogar ins Vorprogramm der Rakes, drehten ein – zugegebenermaßen sehr an eine nur unwesentlich unpeinlichere Version des FatBoy Slim-Spackentanz-Clips “Praise You” erinnerndes – Video zum Song “Easy Money” sowie diverse andere Kurzstreifen, veröffentlichten drei EPs, und – ja, und nun also “Top Hits Of The USA”.

Das gibt es derzeit in einer kurzweiligen, mit diversen lustigen Sprachsamples verfeinerten Preview-Überblicksversion auf der offiziellen MySpace-Seite der Band zu hören. Und selbst angesichts dieser verhältnismäßig kargen Brosamen, die dort in knapp zwei Minuten der hungrigen Meute vor die Füße gestreut werden, lässt sich erahnen, dass das Trio einen gewaltigen Sprung nach vorne vor sich hat. Die “Top Hits” klingen tatsächlich wie solche: Pop und Tanzfläche in einem, wuchtig und filigran zugleich, so süß wie selbstbewusst, und – tatsächlich: international durchaus konkurrenzfähig. Mal schauen, manchmal ist es ja nur ein kleiner sprichwörtlicher Funke, der das ebensolche Faß zum Überlaufen bringt. Und wer weiß, ob genau der Popular Damage nicht vergönnt ist. Das nötige Motto haben sie sich jedenfalls auf die Fahnen geschrieben – bzw. im Preview verankert -, um bei der angepeilten Zielgruppe zu landen: “Don’t really waste your time trying to analyze it”. Ganz genau! Nicht analysieren, sondern genießen! Ihr wisst ja, wie der Spruch mit dem befreiten Hintern und dem folgsamen Hirn geht, oder?

Ralph Schlegel