Madonna stürmt zusammen mit Justin Timberlake die Charts, Moritz Bleibtreu und Denis Moschitto empfehlen sich in „Chiko“ als bestes Gangster-Duo des deutschen Kinos und Brangelina wagt wohl endlich den Schritt zum Traualtar. Pärchenbildung aller Orten also – und auch im Kino geht dieser Tage der Trend zur Zweisamkeit.
Nicht in allen Fällen ist das allerdings eine gute Nachricht. „Ein Schatz zum Verlieben“ etwa bedeutet die Rückkehr von Matthew McConaughey und Kate Hudson, doch diese Kombination, die in „Wie werde ich ihn los… in 10 Tagen?“ noch gut funktionierte, erweist sich hier als Albtraumpaarung. Sie beginnen ihr Schatzsuche-Abenteuer schwer von einander genervt und kurz vor der Scheidung, beenden es allerdings glücklicher verliebt denn je. Nachvollziehbar ist das nicht, denn beim Zuschauer hält das Gefühl des Verdrusses dauerhaft an – ganz egal, wie weit Hudson ihre Augen aufreißt und wie oft McConaughey seinen nackten Oberkörper entblößt.
Dass die besten Kombinationen manchmal nichts mit amourösen Verstrickungen zu tun haben, beweist „Die Geschwister Savage“. Es geht, wie der Titel schon andeutet, um ein familiäres Paar, und auf den ersten Blick sind Jon und Wendy, die ewig keinen Kontakt mehr hatten und sich plötzlich um den senilen Vater kümmern müssen, beinahe so anstrengend wie die zankenden Turteltauben in „Ein Schatz zum Verlieben“. Doch weil hier mit Laura Linney und Philip Seymour Hoffman zwei wirklich brillante Schauspieler am Werk sind, freut man sich tatsächlich sehr über diese komplizierten Charaktere.
Spielen können auch Nicolas Cazalé und Clotilde Hesme, zwei Namen aus Frankreich, die man sich durchaus merken sollte. In „Der fliegende Händler“ bezaubern sie als Protagonisten einer sommerlichen Geschichte über einen jungen Mann, der mit einem fahrenden Kiosk durch die Provinz zieht. Wie so häufig im französischen Kino klingt das zunächst reichlich spröde, aber irgendwann kommt dann die Liebe ins Spiel und es zeigt sich wieder einmal, dass niemand so hübsch von l’amour erzählen kann wie unsere Nachbarn.
Eine Traumpaarung sportlicher Art hat dagegen „Football Under Cover“ zu bieten, wo eine Frauenfußballmannschaft aus Berlin-Kreuzberg gegen die erst seit Kurzem aktive, weibliche Nationalmannschaft des Irans antritt. Für die beiden Teams hätte es vielleicht noch bessere Begegnungen gegeben, denn immerhin trennen sie sich nur mit einem Unentschieden. Aber aus filmischer Hinsicht ist das Aufeinandertreffen faszinierend, denn Fußball und vor allem Frauen im Iran sind spannende und vor allem wichtige Themen für eine Dokumentation wie diese.
Sportiv geht es auch in „Lauf um dein Leben – Vom Junkie zum Ironman“ zu, der in dieser Woche etwas aus dem Rahmen fällt, weil es hier eben doch ein Einzelkämpfer ist, der sich am eigenen Sporthöschen aus dem Drogensumpf zieht. Und wer es dieser Thematik noch nicht entnommen hat, dem sei gesagt: „Ironman“ hat in diesem Fall nichts mit dem legendären Comic-Helden zu tun (der fliegt erst kommende Woche über unsere Leinwände), sondern mit der fast ebenso legendären Marathonstrecke.
Junge Männer, die ihr eigenes Ding machen, sind derzeit also eine Sache des deutschen Kinos, wie sich auch in „Neandertal“ begutachten lässt. Da kämpft der 17-jährige Guido (Jacob Matschenz) gegen seine Neurodermitis, was als Filmthema erst einmal genau so unsexy ist, wie es sich anhört. Alsbald beschäftigt sich die Geschichte dann aber doch noch mit anderem, was zu großen Teilen auch an Andreas Schmidt liegt, der genau wie neulich in „Fleisch ist mein Gemüse“ schon wieder als irrer Chaot den Schwung in die Handlung bringt. Selbst Kinohelden, die nicht zur Pärchenbildung neigen, scheinen also zumindest gerne einen Spaßvogel um sich zu haben. Empfehlenswerter als ein halbnackter Matthew McConaughey ist das im Zweifelsfall allemal.
Text: Patrick Heidmann
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