Bisweilen geschehen recht seltsame und unvorhersehbare Dinge in der großen weiten Welt der Rockmusik: Gerade fragt man sich noch, wann wohl endlich einmal wieder ein wirklich spannender und aufregender Newcomer ans Tor klopfen mag, da stehen auch schon die Dresdener Blues-Metaller von Krieger vor der Tür. Und was das Quartett aus der sächsischen Hauptstadt mit seinem Ende September erscheinenden, selbst betitelten Debüt abliefert, das gehört definitiv zum gewöhnungsbedürftigsten und auch zum faszinierendsten, was die deutsche Szene dieser Tage zu bieten hat!
Wenn es Nacht wird irgendwo in einem ländlichen Vorort von Dresden, zwischen Feldern und Wiesen, dann zieht sich Krieger-Sänger Thomas Baumgärtel in sein Studio zurück und schreibt. Von all den Dingen, die ihn bewegen: Über Liebe und Leid, über Suchen und Finden, über Glück und Schmerz und all das, was zwischen diesen Polen noch so liegt. Oft geprägt von einer gewissen Schwermut, mit Option allerdings auf alles Positive. Symbolschwangere, Metaphern durchsetzte Gedankenbilder mit einer Message, wie der Song “Mein Degen”: “Es geht um den Glauben an sich selbst und darum, sich niemals aufzugeben. Was immer auch passieren mag. Ich bin sicher, dass es so eine Art Lauf der Dinge gibt, auf den man nicht wirklich Einfluss hat. Man sollte einfach eine positive Grundeinstellung haben und öfter auf seine Instinkte, seine innere Stimme hören.” Wie Krieger mit ihrem Erstling in fast paradebeispielhafter Manier beweisen: Deutschsprachiger Metal mit Country-Gitarren – Johnny Cash meets Rage Against The Machine, ZZ Top treffen auf Slayer. Und wer will, der darf sich außerdem noch angenehm an Ton Steine Scherben oder Selig erinnert fühlen.
Ungewohnt exotische Klänge aus Dresden Rock City. “Jeder von uns kommt aus einer anderen musikalischen Richtung mit ganz unterschiedlichen stilistischen Einflüssen. Wir waren uns von Anfang an darüber im Klaren, etwas ganz Neues machen zu wollen. Einfach frei zu sein und los zu spielen ohne irgendwelche Beschränkungen oder Stilgrenzen. Am Ende konnten wir uns alle auf den Blues einigen. Wir haben mit Krieger ein großes, gemeinsames Ziel: Großartige Songs zu schreiben und die Leute zu begeistern!”
Wie Frontmann Thomas Baumgärtel, Bassist Rajko Gohlke, Gitarrist Andre Toth und Drummer Johannes Baumgärtel jüngst auch schon als Supportband für Größen wie In Extremo oder Stone Sour vor großem Publikum erfolgreich demonstrieren konnten. Einmal laut durch die Welt – und immer mit den unsterblichen Klassikern von Dostojewski und Tolstoi als inspirierende Reiselektüre. “Ich lese tatsächlich sehr viel und oft – es gibt dieses bekannte Sprichwort: Wie man liest, so schreibt man auch. Ganz sicher stellen diese russischen Autoren auch einen gewissen Einfluss auf meine Texte dar. Es ist sehr schwer, einen guten deutschen Text zu komponieren, ohne banal oder zu verkopft zu klingen. Ich kann mich bei Krieger nicht hinter englischen Phrasen verstecken, sondern muss versuchen, in einer schön klingenden und anspruchsvollen Bildersprache meine Gedanken und Gefühle zu vermitteln. Als großer Fan von Udo Lindenberg und Rio Reiser habe ich mir meine eigene Messlatte zugegebenermaßen ziemlich hoch gehängt. Außerdem war es für mich zu keinem Zeitpunkt eine Frage, nicht deutsch zu singen. Ich will, dass mich die Leute verstehen. Deswegen singe ich auf Deutsch.”
Ab Anfang November auch wieder live zu sehen, wenn Krieger den ganz großen Tour-Blues auf heimischen Bühnen zelebrieren.
Thomas Clausen
No Comment