Oh dear, nicht schon wieder. The Films haben mal wieder alles, was die angloamerikanische Hypemaschinerie auf Touren bringt: das obligatorische The vor dem Bandnamen, sie kommen aus dem Nichts, a.k.a. aus einem amerikanischen Südstaaten-Kaff, MySpace hat in ihrer Bandgeschichte eine nicht unerhebliche Rolle gespielt, das Styling stammt direkt aus dem Indie-Katalog und die passenden Frisuren haben sie auch. Und genau an einer Überdosis dieser Mixtur sollen im letzten Jahr schon einige Bands elendig verreckt sein. Halt, hiergeblieben – wer wird denn da gleich weiterclicken!?

Dass The Films trotzdem auf dieser Seite landen, liegt an dem, was viele ihrer current Kollegen trotz ähnlicher Attribute in letzter Zeit vergessen haben: den perfekten Pop-Song zu schreiben. Und davon haben The Films gleich einige aufs Debüt “Don’t Dance Rattlesnake” gepresst. Kaum einer der Songs ist länger als magische drei Minuten, aber in denen erfährst du alles, was du wissen musst. The Films fackeln nicht lange, sie treten dir mit ihrem Sound direkt in die Fresse.

Und das geht so: Brit-Pop gepaart mit Blues und Glamour meets Hillbilly. Und damit wären wir auch schon wieder mitten drin in der Referenzhölle. “Wir lieben Oasis, The Kinks, Bowie, T. Rex und die Rolling Stones”, diktiert The Films-Chef Michael Trent in den MD-Recorder. Aber anstatt einfach nur die Kopien zu kopieren, greifen The Films gleich nach den Wurzeln von Sixties-Beat und Rock’n’Roll, nach dem Blues, der einst auch die inzwischen vergreisten Stones befiel. “Für uns sind Blues und Hillbilly-Country etwas ganz Alltägliches. In den Südstaaten wächst du damit auf. Unsere Väter haben fast alle in irgendwelchen Bluegrass-Bands gespielt. Klar durften wir da als Kids auch mal mit in den Proberaum.” Und so erfinden The Films mal eben mit ihrem Debüt ein neues Fach für den Tonträgerhandel: “Glamourbilly” nennen das die Herren.

Gerade gewöhnen sich The Films an den Rock’n’Roll on the Road und Touren mit The Kooks, The Cooper Temple Clause und Sugarplum Fairy. “Some days are more rock’n’roll than others”, grinst Bassist Jake und stöhnt: “Das Touren ist aber viel anstrengender als wir gedacht hätten.” Das erste Don’t auf der Do’s and Don’t-Liste haben The Films gleich am ersten Abend der Deutschlandtour abgearbeitet: “Nach der ersten Show, die wir mit den Kooks gespielt haben, sind die Jungs ziemlich schnell abgehauen. Also habe ich mich mal in ihrem Backstageraum umgesehen. Da stand eine Flasche Whiskey, die habe ich dann mitgenommen. Leider kam da gerade der Tourmanager der Kooks um die Ecke. Was soll ich sagen, der hat ziemlichen Stress gemacht.” Jake zuckt mit den Schultern. “Aber für die Kooks ist die Sache schon wieder erledigt, jedenfalls reden sie wieder mit uns.” Das sollten sie auch besser, denn The Films werden dem mittlerweile schnarchigen Gitarren-Pop mal wieder einen amtlichen Tritt in den Po verpassen. Hoffen wir also, dass The Films ganz schnell ein eigenes Fach im Lieblingsplattenladen bekommen, irgendwo zwischen der Blues-Ecke und den Kinks und in sicherer Entfernung zu den Hypes des letzten Jahres.

Christine Franz