Der König ist tot, lang lebe der König. Anfang der 90er nahm das Unheil seinen Lauf. Grunge breitet sich wie eine Epidemie über die rockigen Landschaften aus und raffte unzählige an unschuldigen Metal-Bands dahin. Wenige überlebten, jedoch mehr schlecht als recht. Auch wenn die Jahre mit dem Tode Kurt Cobains vergingen, für eine Renaissance sollten die alten Recken noch zu sehr ihre Wunden lecken. Doch dann plötzlich, wie aus dem Nichts ertönen melodiöse, harte und unglaublich dynamische Riffs. Eine Stimme, die dir Schauer über den Rücken jagt – der Hammer fällt – Heavy Metal ist zurück! Dieses monumentale Ereignis trifft im Jahr 1997 auf den Erdball. Doch um die Story von Hammerfall zu umreißen, gehen wir noch vier Jahre zurück und landen im Jahr 1993.

Der Gitarrist Oscar Droniak und Drummer Jesper Strömblad gründen Hammerfall. Mehr als ein Projekt scheint es zunächst nicht zu sein, immerhin spielt Jesper noch bei In Flames und Oscar bei Crystal Age. Auch die musikalische bzw. gesangliche Unterstützung von Niklas Sundin und Mikael Stanne gleicht einer Nebentätigkeit, da beide hauptamtlich bei Dark Tranquillity für Krach sorgen. Nach nicht allzu langer Zeit scheiden die Beiden aber wieder aus und Joacim Cans (Gesang) sowie Glenn Ljungström (Gitarre) werfen sich die Kluft über. Bis auf einige Demo-Aufnahmen passiert zunächst nicht viel.

1996 dann die Wende. Bei einem Bandwettbewerb namens „Rockslaget“ überzeugen sie die Jury und können sich unter den besten 4 platzieren. Klug wie die Schweden nun mal sind, bannen sie zwei Songs der Performance auf Video und schicken es der Holländischen Plattenfirma Vic Records zu. Diese sagt nicht nein und nimmt die Jungs unter Vertrag.

Die Aufnahmen zum Debüt-Album sind derartig intensiv, dass schließlich nur noch Oscar und Joacim der Band erhalten bleiben. Der Rest will In Flames nicht im Stich lassen. Dafür wird mit  Stefan Elmgren (Gitarre), Fredrik Larsson (Bass) und Patrik Räfling (Schlagzeug) kräftig eingekauft. Das Deutsche Plattenlabel Nuclear Blast bekommt Wind von der Sache und bindet die Schweden für vier Alben an sich.

Dann platzt die Bombe. Am 27. Juli 1997 erscheint „Glory To The Brave“ europaweit und überrascht selbst Metal-Fanatiker. Das Werk wird in ganz Europa von Lobeshymnen überschüttet. Ein sensationeller 36. Platz in Deutschland springt heraus. Bis heute ist dies die höchste Platzierung, die je eine Debütscheibe einer Metal-Band erreichen konnte. Heavy Metal ist zurück. Sofort geht es auf Tour um den Edelstahl unters Volk zu bringen und die Lederkutten aus den Schränken zu holen. Nach ihrer Rückkehr geht es zurück ins Studio. Man soll schließlich das Eisen schmieden solange es heiß ist. Die nächste Single-Veröffentlichung „Heeding The Call“ geht allein in Deutschland über 20.000 Mal über den Tisch. Für eine Metal-Band ein schier unglaublicher Wert, haben Single-Veröffentlichungen in der Szene nicht immer den besten Ruf.

Im September 1998 erscheint mit „Legacy Of Kings“ das zweite Werk. Ohne großartige Neuerungen manövriert sich die Scheibe scheinbar mühelos auf den 15. Platz der Deutschen Albumcharts. Die anschließende Tour zeigt aber auch die Schattenseiten einer Band. Patrick verliert zunehmend die Lust und wird durch Drummer Anders Johansson ersetzt. In dieser Formation geht es an die Arbeiten für „Renegade“ (2000). Obwohl die erste Nummer 1 Platzierung in ihrem Heimatland herausspringt, scheiden sich an dieser Scheibe die Geister und das trotz der nur geringen Änderungen des Konzepts. Im Prinzip blieb alles beim Alten? War die Renaissance des Heavy Metal schon wieder vorbei? Die folgende Tour mit Virgin Steele und Freedom Call ließen die Ängste aber wieder unter den Teppich verschwinden.

Um gar nicht erst Zweifel aufkommen zu lassen, verschwinden die Schweden erneut relativ schnell wieder im Studio. 2002 erscheint „Crimson Thunder“. Logo, es folgt eine Tour. Wer schön mitliest sollte eine gewisse Konstanz im Leben der Musiker entdeckt haben. Die wird durch einen Motorradunfall von Joacim Cans je unterbrochen, so dass das fünfte Album statt 2004, nun erst im Frühjahr 2005 erscheinen sollte. „ Chapter V – Unbent, Unbowed, Unbroken“ setzt sich in gewohnte Bahnen.

Neben der Musik, sind die Mitglieder auch teilweise große Sportfans. So ist es vielleicht etwas weniger verwunderlich, dass Hammerfall zusammen mit dem Schwedischen Curling-Team das Video zu „Hearts On Fire“ für die Winterolympiade 2006 in Turin aufnehmen. Die Kooperation zeigt Wirkung, denn die Damen holen Gold. Beeindruckt von dem Erfolg der Zusammenarbeit laden die Organisatoren Hammerfall zur Eröffnungsfeier der Leichtathletik-Europameisterschaft in Göteborg ein, bei der sie ihren neuen Song „This Fire Burns Forever“ einem Millionenpublikum zum Besten geben. Angestachelt von soviel Publicity veröffentlichen die Jungs im Oktober 2006 das neue Album „Threshold“. Im Frühjahr 2007 steigt Bassist Magnus Rosen aus und wird mit Fredrik Larsson durch einen alten Bekannten ersetzt. Dieser war nämlich schon beim legendären Debüt-Album an Bord gewesen.

Nachdem Ende des Jahres mit „Steel Meets Steel (Ten Years Of Glory)“ die erste Best-Of der Schweden die Köpfe kreiseln lässt, dreht sich das Bandkarussell erneut. Anfang April 2008 verlässt Gitarrist Stefan Elmgren überraschend die Band, um sich seiner neuen Pilotentätigkeit voll und ganz widmen zu können. Nur wenige Wochen später wird der ehemaligen The Poodles-Gitarristen Pontus Norgren vorgestellt.

Hammerfall sind:
Joacim Cans – Gesang
Oscar Dronjak – Gitarre
Pontus Norgren – Gitarre
Anders Johansson – Schlagzeug
Fredrik Larsson – Bass

Enrico Ahlig