Weibliche MCs sind rar gesät in Deutschland. Genauso mangelt es in letzter Zeit leider an Leuten, die auch Themen jenseits der Selbstbehauptung zwischen Straße und Club interessant rüberbringen können. Sookee könnte diejenige sein, die diese Lücke nun mit ihrer Debüt-CD ‘Kopf Herz Arsch’ (Springstoff/Rough Trade) erfolgreich füllt!

“Intro, Intro, am Anfang!/ Auf wen wartet das ganze Land?/ Wer schafft, was andere nur probieren?/ Und Styles und Sinn zu kombinieren?”, fragt Sookee im ‘Intro’ und hat die Antwort in typischer HipHop-Manier natürlich gleich parat. “Es gibt nur einen MC, dessen Rap wie Blut fließt./The incredible S – Sookee!”

Dass auf den ersten Stücken erstmal die eigenen Stärken repräsentiert werden, gehört zum Konzept. Einerseits macht das ja auch Spaß, andererseits möchte Sookee auch nicht gleich die Hörer verschrecken. “Wenn Leute das Album kaufen, werden das wohl vor allem jüngere sein, die auf den ersten drei Tracks nichts über den Weltfrieden hören wollen. Ich hoffe, dass diejenigen, die diese Ansicht bereits hinter sich gelassen haben, bis zu den Stücken weiterhören, die mehr Inhalte transportieren.”

Doch selbst bei den Party-Stücken baut sie positive Botschaften ein und zitiert selbst beim Titeltrack ‘Kopf Herz Arsch’ die Zeile “Read more, learn more, change the globe” von Nas. Sie selbst scheint diese Ansage sehr ernst genommen zu haben. So rappt sie auf ‘8ung’ sogar über die Millennium Campaign der UN, um deren Ziele in das Bewusstsein der Menschen zu bringen. “1 – Bekämpfung von Armut und Hunger!/ 2 – Mehr Schulbildung für alle!/ 3 – Gleichstellung der Geschlechter!/ 4 – Senkung der Kindersterblichkeit!/ 5 – Gesundheitsversorgung der Mütter!/ 6 – Bekämpfung von HIV und AIDS!/ 7 – Ökologische Nachhaltigkeit!/ 8 – Globale Partnerschaft für Entwicklung!” Sookee ist davon überzeugt, dass durch die rhythmische Aufbereitung selbst solche schwierigen Themen einprägsam vermittelt werden können.

Kopf Herz Arsch – Video ansehen WMV low

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Snippet – reinhören

Als Studentin der Linguistik ist sie einfach darauf geschult, bewusster mit der Sprache umzugehen. Selbst bei ihrem Liebeslied ‘Einander’ ist es ihr wichtig, dass der Satz “Wir lieben uns!” erst durch die Ergänzung um ein weiteres Wort wirklich Sinn macht. “Wenn wir sagen, wir lieben uns, heißt das eigentlich, dass jeder sich liebt. Deswegen sage ich ‘einander’, um das Wechselseitige zu betonen! Ich habe das Stück dann meinem Freund ganz romantisch zum zweijährigen Zusammensein vorgespielt. Dabei war mir das Thema anfangs eigentlich zu groß. Aber irgendwann ging es auf einmal doch.”

Ihre Vorliebe für den sprachlichen Ausdruck bringt sie dann noch einmal in ‘Sprich!’ auf den Punkt. “Ich frag mich, warum ist das Interesse gering./ Man kann doch nun wirklich nichts Besseres gewinnen./ Als Kenntnis und Wissen, Sprache und Ausdruck./ Man lernt nichts dazu, wenn man nur geradeaus guckt./ Sieh dich um. Was passiert ringsum?/ Beschreib, was du siehst, belass es nicht bei ‘Dingsbums’./ Such nach Begriffen, um treffend zu sagen, wofür es sich lohnt, Interesse zu haben.”

Text: Holger Köhler