“Lang lebe die Party”, mit diesem Satz stellen Els Pynoo und Danny Mommens zwei Dinge von vorn herein klar: Erstens, dass auf ihrer Platte statt tiefsinnigen eher Tanz-, Sex- und Alkohol-orientierte Texte vorkommen werden und zweitens, dass sie aus Frankreich kommen. Dabei stimmt nur ersteres auch tatsächlich, denn die beiden sind stolze Belgier. Danny spielte jahrelang Bass bei den Hard-Rockern von dEUS. Die Geschichte um ihre Band erzählen Vive La Fête bewusst reißerisch. Schenkt man ihnen Glauben, dreht sich beider Leben ausschließlich um sich gegenseitig, Sex, Champagner und Mode. Als sie also eines Morgens mit Brummschädel im zerwühlten Satin-Bett aufwachten, spielte Danny an seinem Lo-Fi-Synthie herum und Els begann auf Französisch dazu zu singen (obwohl das nicht einmal ihre Muttersprache sei), als Homage an ihre großen Heldinnen Brigitte Bardot, Jane Birkin, Jacques Dutronc und Serge Gainsbourg. Fertig war der 80er Synthie-Pop mit Elektronica von Vive La Fête, wie wir sie heute kennen. Jedenfalls fast. Prägend für ihren Auftritt sind noch das Outfit und Bühnenbenehmen der beiden: Els’ Oberklasse-Chanel-Fummel, gepaart mit Dannys Mittelfinger-Rock-Attitüde, das – so hoffte man – ergäbe eine echte Sensation. Doch Pustekuchen, vom Debutalbum “Attaque Surprise” wollten die Kritiker nichts wissen und die Hallen blieben ebenfalls nur zur Hälfte gefüllt. Es bedurfte also etwas medialer Aufmerksamkeit und Els’ wusste, wie man diese bekommt. Nach einem Festival-Auftritt von Vive La Fête, den Els oben herum lediglich in Universalklebeband gekleidet bestritt, sprach alle Musik-Welt von den beiden und die Neuauflage des Debutalbums verkaufte sich prima. “République Populaire” wurde dann im Jahre 2001 aufgenommen. Diesmal gemeinsam mit der Liveband-Besatzung bestehend aus Jeroen Swinnen, Dirk Cant und Jules De Borgher.
Einige Auftritte in der Mode-Szene zu diversen Schauen von Chanel und Karl Lagerfeld in ganz Europa ließ die neuen Lieblinge des Jet-Sets auch jenseits der frankophopnen Sprachgebiete bekannter werden. Dem vierten Album “Nuit Blanche” folgte daher eine ausgiebige Europa-Tour. Ihr “Elektro-Pop/Kitsch-Pop” (wie sie ihre eigene Musik selbst nennen) wurd oft geremixt und fand so den Weg in die Club-Szene, während Els und Danny vormachten, wie man ein Image richtig pflegt. Sie ließen sich mit Porno-Stars ablichten, standen Modell für Magazine, steuerten Exklusiv-Tracks für Compilations bei und tourten weiter, mit erwähnenswertem Erfolg vor allem in Südamerikas Clubs. Danny spielte 2004 eine weitere Scheibe mit dEUS ein und Vive La Fête brachte 2005 mit “Grand Prix” ebenfalls ein neues Album heraus. Mit der Scheibe “Jour de Chance” und im Zuge der zunehmenden Elektro-Affinität vieler Alternative-Bands erreichen Vive La Fête im Jahre 2007 sogar ein breiteres Indie-Publikum und spielten Festival-Gigs von Roskilde bis Sizilien. Bleibt festzuhalten: Vive La Fête leben vor, wie man die falsche Musik zur falschen Zeit machen kann. In den Retro-feindlichen 90ern wollte niemand so recht etwas von ihnen wissen, während sie heute ganze Stadtviertel zum Tanzen bringen. Und auch wenn man für Champagner und Tüll mit Synthesizer nicht viel übrig hat, gönnt man ihnen ihren schlussendlichen Erfolg.

Samuel Jackisch

Vive La Fête sind (in der Live-Besetzung):
Els Pynoo (Gesang)
Danny Mommens (Gesang / Gitarre)
Ben Brunin (Bass)
Matthias Standaert (Schlagzeug)
Marc Requilé (Keyboard)