(Fotos: John Sauter)
Comeback Kid sind wie gewohnt hefitg am Touren und klampfen endlich am neuen Album. Wir haben uns Frontmann Andrew Neufeld zum gemütlichen Plausch auf ein Bier geschnappt.
motor.de: Andrew, welche Rolle spielst du gerade in der Band?
Andrew: Ich schreibe am neuen Album. Und ich bin der Tourmanager, ein bisschen notgedrungen, haha.
motor.de: Comeback Kid ist dein Spielplatz?
Andrew: Der Bandsound ist stark durch mich geprägt, ich denke, mein musikalischer Geschmack spielt eine starke Rolle.
motor.de: Ihr hattet in der Vergangenheit viele Wechsel, was die Bandmitglieder betrifft…
Andrew: Weißt du, wenn du tourst… Wir sind seit 2002 eine Band. Und wir touren jetzt schon zehn bis elf Jahre umher. Hin und wieder verlässt uns ein Bandmitglied. Touren ist nicht für jedermann. Viele machen gern Musik, aber stehen nicht so darauf, ständig unterwegs zu sein. Nach drei bis vier Jahren, kann es dann schon mal passieren, dass das jemand zu viel wird. Manchmal heiratet auch jemand…
motor.de: Kommt das mit dem Heiraten denn oft vor?
Andrew: Haha, das ist mehr als einmal vorgekommen.
motor.de: Sind ständige Abgänge denn frustrierend für die Band?
Andrew: Naja. In der jetzigen Besetzung sind drei von uns originale Bandmitglieder: Ich bin dabei, unser Drummer Kyle und unser Gitarrist Jeremy. Wenn wir mal ein Bandmitglied verlieren, motiviert uns das nur, noch intensiver weiterzumachen. Wir haben einen sehr klaren Plan davon, was wir tun und erreichen wollen. Stu, der jetzt neu an der Gitarre ist, ist einfach ein sehr guter Musiker. Wie ich schon sagte, wenn uns jemand mal verlässt, dann ist das eben so. Du kannst nicht alle immer zwingen, zehn Jahre in einer einzigen Band zu bleiben. Manchen reicht es nach zwei Jahren Touring einfach.
motor.de: Ist das viele Touren der Grund, warum man immer länger auf eure Alben warten muss? Das letzte ist auch schon wieder fast drei Jahre her.
Andrew: Ja. Wir brauchen immer so zwei bis drei Jahre, bevor eine neue Platte fertig ist. Bald wird unser fünftes Album erscheinen, da arbeiten wir gerade dran.
motor.de: Aber ihr tourt doch gerade hier…
Andrew: Wir werden es im Oktober aufnehmen.
motor.de: Wann wollt ihr es veröffentlichen.
Andrew: Puh… ich denke im neuen Jahr.
motor.de: Wie viel Zeit beansprucht denn der Studio-Prozess bei euch?
Andrew: Einen Monat, denke ich, vielleicht eineinhalb. Wir nutzen die Zeit davor, um die Songs zu schreiben. Auch auf Tour.
motor.de: Wenn du drei Worte hättest. Welche würdest du nutzen, um zu beschreiben, welche Gefühle eure Band transportiert?
Andrew: Das würde ich… lieber nicht. Ich meine, das auf drei Worte reduzieren, da ich sehr schlecht mit Worten bin, haha.
motor.de: Andrew, du bist der Sänger…
Andrew: Ich denke, es sind mehr als Worte. MEHR. ALS. WORTE. Haha.
motor.de: Wie würdest du euer aktuelles Material einem jungen Dude beschreiben, der gerade erst anfängt Hardcore zu hören?
Andrew: Wir sind eine Hardcore-Punkrock-Band mit vielen Einflüssen.
motor.de: Wie viel Hardcore, wie viel Punk?
Andrew: Als wir anfingen Musik zu machen, kam das direkt von unseren Einflüssen. Die Bands, die wir gern gehört haben: 90er-Skate-Punk. Propagandhi, NOFX. Aber auch die Buzzcocks, Sexpistols, der komplette Film. Dazu hörten wir viel Hardcore. Agnostic Front, Cro-Mags, Bad Brains. Und als wir die Band gründeten, wollten wir, dass all diese Einflüsse – Punk und Hardcore – eine Rolle spielen. Auf der ersten Platte klangen wir dann wie keine dieser Bands, aber ich denke, die Einflüsse sind da! Schnell, manchmal melodisch, heavy, hardcore. Aber wir legen uns nicht fest und probieren auf jeder Platte neue Sachen aus. Wir versuchen das Genre immer wieder in eine andere Richtung zu lenken.
motor.de: Wird die neue Platte melodiöser oder brutaler?
Andrew: … …. Beides!
motor.de: Du hast gerade über diese straighten US-Hardcore-Bands gesprochen. Wie ist denn eure Verbindung zur US-Szene?
Andrew: Die US-Bands haben wir natürlich immer gehört. Wir wohnen eine Stunde von der Grenze entfernt. Also ist das keine komplett andere Welt für uns. Die ganze Welt ist von amerikanischer Kultur und Musik beeinflusst.
motor.de: Gibt es denn Unterschiede zwischen der kanadischen und US-amerikanischen Szene?
Andrew: Das kann man nicht so richtig vergleichen. Aber innerhalb ist es sehr unterschiedlich. New York unterscheidet sich sehr von Kalifornien. Du kannst die US-Szene also nicht als das eine Ding generalisieren. Genau so wie sich Montreal sehr von Toronto, Winnipeg sehr von Vancouver unterscheidet.
motor.de: OK, dann mal so gefragt – Wo in der USA gibt es denn eine große und gesunde Hardcore-Szene, wo spielst du am liebsten? Was ist dein Favorit?
Andrew: Mmm… … mein Favorit… Philadelphia hat eine beeindruckende Hardcore-Szene. Süd-Kalifornien! Da sind so viele Leute, die auf diese Musik stehen und so viele Locations, wo man auftreten kann. Da unten ist es echt sehr cool!
motor.de: Ihr tretet heute auf einem Festival auf, bei dem viele Bands am Start sind, die, ich möchte es vorsichtig formulieren, aus eurer Sicht etwas poppigeren Sound spielen… und trendgetriebene Musik machen. Ist es nicht etwas komisch, als Hardcore-Band hier zu sein?
Andrew: Ja, das ist schon sehr bizarr hier. Haha. Ich habe noch nicht zu viele Hardcore- oder Punk-T-Shirts gesehen, als ich hier ein bisschen rumgelaufen bin, die Show wird auf jeden Fall interessant.
motor.de: Ich habe schon einige Konzerte in der Halle gesehen, in der ihr auftreten werdet. Der Sound ist…äh… wie soll ich es sagen, schwierig.
Andrew: Den Eindruck hatte ich auch. Wir machen das Beste draus.
motor.de: Aber es ist sehr laut, sehr, sehr laut, das passt ja soweit.
Andrew: Ich habe mir Torche angeschaut, und das es war ein großer Spaß, die Jungs zu sehen. Ich bin also gespannt. Ich würde mir auch sehr gerne drüben auf der anderen Stage Nick Cave and the Bad Seeds anschauen, aber wir spielen zu der Zeit, das ist schade.
motor.de: Habt ihr für euer kommendes Album ein festes Label, das euch unter die Arme greift?
Andrew: Ja.
motor.de: Ihr könnt also von Musik leben?
Andrew: Von Musik leben hat nichts mit unserem Label zu tun. Unser Label bezahlt uns nichts. Wir leben von unserer Musik nur, weil wir so viel touren. Manchmal müssen wir auch hier und da Jobs machen. Aber meistens sind wir On the Road, für zehn Monate im Jahr normalerweise.
motor.de: Ihr seid um den Globus getourt, was war denn – ich weiß, du magst das Wort nicht – dein Favorit?
Andrew: Mein Favorit… haha… ich habe keine Ahnung… … Oh, doch, ich liebe es, in Australien zu sein!
motor.de: Viele Hardcore-Bands mögen Australien, liegt das an den Fans da unten?
Andrew: Vielleicht, aber ich denke es ist deswegen, weil es einfach wunderschön ist. Das Meer… es ist einfach ein wundervoller Ort und wir haben eine Menge Freunde dort. Südostasien ist auch toll oder Portugal und Spanien.
motor.de: Was kannst du über die Szene in Südostasien erzählen?
Andrew: Die Szene dort ist sehr jung und die Leute sind sehr begeistert, wenn sie Live-Konzerte sehen können. Besonders in Malaysia, Thailand, Hongkong, Singapur oder in Indonesien sind die Leute sehr euphorisch. Es ist für sie nicht so normal, wie für Menschen in Nordamerika, ein Hardcore-Konzert zu erleben.
motor.de: Sind sie richtig into Hardcore, oder freuen sie sich einfach Live-Mucke zu feiern?
Andrew: Nein, sie sind richtig hardcore, dort gibt es eine große Szene. Wenn sie Geld haben, sammeln sie auch Vinyls. Aber in der Regel haben die Leute dort kein Geld, um irgendwelche Dinge zu horten. Erstmal wollen sie Essen auf dem Tisch, also musst du auch bei Gigs aufpassen, dass der Eintritt niedrig genug ist, damit jemand hingehen kann. In der Regel bringen wir trotzdem ein bisschen Merch mit, aber die meisten haben schon Bootleg-Shirts, hahahaha.
motor.de: Haltet ihr den Ball inzwischen flach, wenn ihr tourt, oder…
Andrew: Es ist vier Uhr nachmittags, und ich trinke Bier. Natürlich nur, weil es so heiß ist. Sonst würde ich das nicht tun, haha. Nein, mal im Ernst, wir sind da sehr moderat. Den Exzess, so wie ihn andere Leute ununterbrochen leben, lassen wir aus. OK, wir sind keine Langweiler, die immer früh zu Bett gehen, um am Taug drauf bloß fit für eine professionelle Show zu sein, aber wir sind nicht jeden Tag abgefuckt, wir versuchen die Balance zu halten – um tun zu können, was wir tun.
motor.de: Gab es schon Backstage-Beef mit Straight Edge-Bands?
Andrew: Niemals. Wir hatten ja auch schon Straight Edge-Members in unserer Band. Aber zurzeit sind wir alle Kanadier, und du weißt… Kanadier… und… haha, also gerade sind keine Straight Edge-Member in der Band.
motor.de: Trink nicht zu viel, ist wirklich heiß heute. Ich wünsch euch einen dicken Auftritt.
Andrew: Du weißt… die Balance… haha, ja danke.
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