(Fotos: Universal)

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold – Wenn Jake Bugg die Wahl hätte, dann würde er am liebsten ein Künstler-Dasein im Schatten der Öffentlichkeit führen. Doch so einfach ist das nicht. Schon gar nicht, wenn man zwei Top-Alben veröffentlicht, ausverkaufte Shows spielt und mit Rick Rubin, Noel Gallagher und Chad Smith auf Du und Du ist.

Jake Bugg ist 19 Jahre alt und im Gegensatz zu vielen anderen Jungs und Mädchen in seinem Alter ziemlich maulfaul. Stundenlange Lästergespräche, Austauscharien über die neuesten Smartphones und tiefgründige Analysen der Schattenseiten des anderen Geschlechts gehen dem jungen Briten am Allerwertesten vorbei. Auch über Musik redet Jake Bugg nicht viel – und das, obwohl sich das Leben des aus einem versifften Vorstadtviertel stammenden angehende Twens seit gut zwei Jahren fast ausschließlich nur noch um Akkorde und dazu passende Gesangsmelodien dreht.  Diese präsentiert der schmächtige Barde nicht nur hinter dem heimischen Duschvorgang, sondern teilt sie mit der ganzen Welt – und die zeigt sich mehr als entzückt. So landeten seine beiden bisher veröffentlichten Alben mal eben so in den Top 3 der UK-Charts. Auch außerhalb Großbritanniens liegen Jake Bugg mittlerweile Fanscharen zu Füßen. Darüber reden will er aber trotzdem nicht: „Ich bin einfach nicht der Typ, der sich hinstellt und stundenlang über sich und seine Musik redet. Das bin ich nicht. Das war ich auch noch nie“, erklärt uns Jake Bugg im Interview.

Schade eigentlich – schließlich dürfte der junge Sänger in den vergangen zwei Jahren so einiges erlebt haben. Zwei Top-Veröffentlichungen innerhalb eines Jahres, dutzende Vieraugengespräche mit Noel Gallagher, ausverkaufte Shows rund um den Globus und  ein Malibu-Workshop mit Produzenten-Guru Rick Rubin: Hallo? Komm Junge, jetzt erzähl schon! Doch der  smarte Songwriter versteht den ganzen Trubel nicht: „Ich fühle mich nicht als Star. Dieser ganze Rummel um meine Person ist mir ziemlich suspekt. Ich versuche nur gute Songs zu schreiben. Mehr ist da nicht.“

Wir bleiben natürlich dran und lassen uns nicht so einfach abschütteln – schließlich bekommt nicht jeder 19-jährige Newcomer die Schlüssel zu Rick Rubins Recording-Tempel in Malibu.  Für Jake Bugg jedoch war selbst die Audienz bei einem der wohl erfolgreichsten Regler-Zauberer der vergangenen dreißig Jahre keine große Sache. Warum auch? Rick Rubin? Muss man den kennen? Jake Bugg schmunzelt: „Ich kannte Rick vorher gar nicht so richtig. Letztlich war er für mich einfach nur ein cooler Typ, der Ahnung hat. So konnten wir uns erst einmal ganz ungezwungen aufeinander einlassen. Das war toll; denn er ist nicht nur ein begnadeter Produzent sondern auch ein netter Mensch.“

Irgendwann klopfte auch noch Red Hot Chili-Drummer Chad Smith an die Studiotür.  Der nächste Unbekannte? Jake seufzt: „Chad kannte ich auch nicht. Natürlich kenne ich die Chili Peppers, aber ich hatte keine Ahnung wer bei denen hinterm Schlagzeug sitzt.“ Der gute Chad findet jedoch Gefallen an den musikhistorischen Wissenslücken des Engländers – von der Qualität seiner Songs ganz zu schweigen. Und so trommelt die Kessel-Ikone mal eben so den Großteil des Albums ein – ein Werk, das den jungen Shootingstar nicht nur vom One-Album-Wonder-Status sondern ebenso aus den letzten klammernden Fängen seiner Heimat Clifton befreit. Böse drum? Nicht die Spur: „Ich liebe Clifton. Dort sind meine Wurzeln. Aber ich wollte auch immer raus aus diesem Mief. Jeder meiner Kumpel wollte raus. Ich hab es jetzt geschafft – schneller als ich dachte. Das ist ein schönes Gefühl“, verrät uns Jake.

Kein Heimweh? Jake überlegt kurz: „Manchmal blicke ich schon etwas wehmütig zurück. Meist immer dann, wenn der Stress etwas ausartet. Aber eigentlich bin ich total happy, so wie es ist.“ Lieber Jake, dann zeig das den Leuten da draußen aber auch. Öffne dich. Sei ein Teil des Ganzen. Jake lenkt ein: „Ich habe auch schon viel mit Noel darüber gesprochen – wie ich mich gebe und was ich den Leuten sage. Ich befinde mich gerade noch in einem Lernprozess.“

Text: Kai Butterweck