(Foto: Danny North)
Kennt ihr noch diesen Spruch, den Mädchen rund ums Konfirmationsalter passend zu Tattooketten auf ihrem Shirt stehen hatten: Gute Mädchen kommen in den Himmel – böse Mädchen kommen überall hin. Umdichten kann man das für George Ezra: Modern Yeezus aka Kanye kann dich auf dem Rücken seiner Maschine – hinter Kim selbstverständlich – in den Trance-Elektro-Wolken-Himmel bringen, Modern Elvis George Ezra bringt dich überall hin, nachdem er mit seiner kleinen Peep-Show in der Berghain-Kantine mit dir fertig ist.
George Ezra kommt auf die Bühne der Berghain-Kantine. Was dabei auffällt: Er hat offensichtlich den gleichen Friseur wie Felix von Kraftklub und das Aussehen eines 16-jährigen. Ups. Schnell bei google gecheckt, ob man sich mit den unchristlichen Gedanken, die man bei seit dem ersten „uuuh“ von „Budapest“ hegt, strafbar macht. Ne, alles safe, `93 geboren.
George Ezra – Budapest on MUZU.TV.
Ordentlich Selbstbewusstsein hat der Herr auf der Bühne, leckt sich immer wieder über die geschürzten Lippen und streckt die Hüfte ziemlich pornös nach vorne, um gleich anzuzeigen, was Sache ist. Dann legt George los und lässt uns, von der Last der späten Geburt geplagten, spüren, wie das wohl damals mit Elvis gewesen sein muss. Was erst noch unangenehm anzusehen war und an betrunkene Zeitgenossen an der Theke vom Schützenfest erinnert, wird irgendwann ganz geil. Und Damen zwischen 20 und 50 fangen beschämt an zu kichern, wenn er jede. Einzelne. mit seinem gut einstudierten Augenaufschlag fokussiert und singt „I’d lose it all. For you“. Oh Georgi! Du und deine Gitarre, ihr versteht, was wir Ladies statt Großstadt-Druffies wirklich wollen! Das konsequente, bluesige Anschlagen der E-Seite seiner Gitarre bestimmt den Bass, geht durch die Wände, den Boden, alles vibriert im Takt und irgendwann gibt der Rhythmus wohl auch den Herzschlag aller plötzlich wieder Pubertierenden an. Dann singt er in „Benjamin Twine“ von seiner kleinen Fantasie, irgendwann neben der Schwester seines besten Freundes aufzuwachen – und in diesem Moment müsste man Gitarre sein, die hier ganz klar als Körper eben dieser Schwester personifiziert und ordentlich am Schritt gerieben wird. Sein Blick erinnert stark an die Vorfreude in den Augen eines Jungen, wenn sich ein Mädchen zum ersten Mal an seiner Gürtelschnalle zu schaffen macht. Apropos Fantasie: In meiner katapultiert sich George Ezra mit einer der fabelhaftesten grrraaau-Stimmen, die ich in meinem Leben hören durfte, in Gemeinschaft von Kings of Leons Caleb Followill und Ryan Gosling cowboymäßig einen Grashalm kauend direkt an die Spitze der Liste derer, mit denen ich meinen Freund ganz legit betrügen darf.
Da wird noch einiges kommen, wenn Mr. Ezra nach zwei EPs bald nun endlich seine Debüt-Album veröffentlicht.
Nach dem Konzert gehe ich auf jeden Fall mit dieser Cowboy-Sache im Kopf und leicht feuchtem Schlüppi nach Hause!
George Ezra – Cassy O' on MUZU.TV.
Vera Jakubeit
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