Der 23 Jahre alte Ami Avi Buffalo alias Avi Zahner-Isenberg brachte mit 19 sein erstes gleichnamiges Album "Avi Buffalo" auf den Markt und jetzt, vier Jahre später, am 12.9., erscheint sein zweites Studioalbum "At Best Cuckold". Es wäre falsch, würde man das Projekt Avi Buffalo auf ein reines Soloprojekt reduzieren, doch trotzdem dreht sich bei der Band irgendwie alles um den Gründer Zahner-Isenberg. Der junge Mann aus dem US-Sonnenstaat Kalifornien ist der Kopf hinter Avi Buffalo und warum und wieso, erklärt sich im Interview, das wir mit ihm geführt haben. Wer also mehr über das neue Album erfahren will oder ein bisschen verwirrt ist, ob es sich nun um eine Band oder einen Solokünstler handelt, der sollte sich die folgenden Zeilen nicht entgehen lassen. Der gute Avi ist zum Glück alles andere als kurz angebunden – den Beweis gibts hier:
motor.de: Avi, das kommende Album ist dein zweites Album überhaupt. Das erste namens "What's In For It?" wurde 2010 veröffentlicht. Was ist die letzten vier Jahre passiert? Was folgte nach deinem Debüt?
Avi: Ich hab erst einmal ein bisschen getourt und anschließend eine kleine Auszeit eingelegt, hab angefangen Songs zu schreiben, hab verschiedene Instrumente gelernt, Songs gespielt, im Studio aufgenommen und komplett neue Songs für’s kommende Album produziert.
motor.de: Würdest du sagen, dass deine Erwartungen erfüllt waren nach deinem Debütalbum?
Avi: Bei meinem alten Album gab es ein paar Sachen, bei denen ich behaupten würde, dass meine Erwartungen nicht ganz erfüllt worden sind. Aber ich hab von Anfang an gewusst, dass ich dieses Mal, mit diesem Album vollständig glücklich sein werde. Und das bin ich.
motor.de: Bevor wir zum neuen Album kommen: Was für Shows und Festivals hast du bisher so gespielt?
Avi: Mit meinem ersten Song haben wir zum Beispiel auf dem Primavera Sound Festival in Barcelona gespielt. Als dann mein erstes Album released wurde, haben wir auch auf dem Glastenbury Festival gespielt und naja. In der Kategorie hatten wir einfach ganz viele Auftritte. Ganz viel verschiedene: Latitude Festival, Reading- und Leeds Festival. Und dann gab es eben noch Shows zwischendrin: In Europa, in den Staaten und ein paar Tour-Gigs hier und da.
motor.de: Wir haben ein bisschen im Internet gesurft und rausgefunden, dass du ja in gewisser Weise ein Solokünstler bist, der dann wenn es mal sein muss eine Band um sich herum aufbaut, für Live-Shows usw. Wie läuft das so mit den anderen Musikern?
Avi: Hängt davon ab. Ich meine, jetzt im Moment haben wir eine feste Band. Schlagzeug, Keyboard, Bass und Gitarre und für dieses Album werden wir erst einmal in der Konstellation bleiben. Ich denke, es ist wichtig einige andere mitwirkende Musiker zu haben, denn das macht eine Band letztlich kreativ. Ich vermute mal, wenn ich wirklich nur Solo-Künstler wäre, müsste ich Teilzeit-Musiker engagieren. Ich will aber einfach Leute, die selber Träume haben, eigene Songs für sich schreiben. Und einfach Leute, die, auch wenn sie meine Songs spielen, trotzdem ihre Kreativität mit einbringen.
motor.de: Lass uns über dein neues Album sprechen. Es heißt „At Best Cuckold“ und ist dein zweites Album. Erzähl doch mal: Um was geht’s?
Avi: Ich denke es reflektiert einfach die letzten Jahre meines Lebens im Alter von 19 bis 22, 23. Die ganzen Veränderungen, die es im Leben gibt – das Erwachsenwerden. Ich meine die Zeiten, in denen ich meine ersten Songs mit 18, 19 geschrieben habe, waren einfach grundlegend anders. Das hat sich ja schon die Jahre danach, selbst nach nur einem Jahr wieder komplett anders weiterentwickelt. So gesehen spiegelt das Album einfach die verschiedenen Phasen des Erwachsenwerdens wieder, ohne dabei jetzt den Lehrer spielen zu wollen oder so.
motor.de: Unterscheidet es sich arg vom alten Album? Spürst du, wie du dich weiterentwickelt hast?
Avi: Ja es ist grundverschieden. Mit ganz viel neuen Lebenserfahrungen. Weil man erlebt jetzt einfach andere Dinge als früher.
motor.de: Was ist denn so anders? Sind die Unterschiede rein textlich oder hat sich auch der Sound verändert?
Avi: Vom Sound her. Es klingt völlig anders, viele Instrumente sind neu. Ich habe angefangen mehr Klavier zu spielen und auch mehr Songs extra dafür geschrieben. Dann wurde der Sound teilweise auch deutlich von Keyboards beeinflusst. Und eben auch von Dingen, die einfach besser zusammen harmonieren. Ich meine die erste Erfahrung, die ich mit professionellen Aufnahmen gemacht habe, war bei einem Gig für mein erstes Album und da bin ich damals einfach mal eben ins Studio, hab sämtliche Sachen übereinander gelegt, bin auch teils nicht sachte genug damit umgegangen und… ja. Dieses Mal sollten die besonderen Momente der Songs einfach auch besonders sein.
motor.de: In Zeiten des Elektro: Lässt er dich kalt oder gibt es bei deinen neuen Songs auch elektronische Einflüsse?
Avi: Ja, die kommen tatsächlich öfter mal zum Vorschein. Meine Songs entstehen aber eher unter dem Einfluss traditioneller Folk-Musik. Also letztlich habe ich doch nicht so viel davon reingebracht, ich hab aber versucht mich auf einen Mittelweg zu einigen. Also es ist nicht so, dass einem die Drum-Beats um die Ohren fliegen, doch manchmal gibt es auch Songparts mit den typischen Vintage-Synthesizer der 80er, wie zum Beispiel die Sounds vom Juno 60.
motor.de: Was erwartest du vom neuen Album?
Avi: Ich bin einfach nur glücklich, dass ich meine Songs fertig geschrieben habe, nachdem ich eine lange Zeit damit beschäftigt war, sie aufgenommen habe und dass sie eben auch emotional in das Klangbild passten, in dem ich sie gern haben wollte. Und jetzt bin ich einfach nur froh, dass es endlich der Welt präsentiert wird, dass Leute es kaufen können oder kostenlos downloaden (lacht) oder was auch immer, um es hören zu können. Das ist einfach ein gutes Gefühl.
motor.de: Was ist besser: Songs im Studio aufnehmen oder live performen?
Avi: Ich mag beides auf seine ganz eigene Art. Beides hat seinen Reiz.
Avi Buffalo – Avi Buffalo 'The Truth Sets In' on MUZU.TV.
motor.de: Wenn du Songs schreibst, schreibst du sie komplett alleine oder lässt du auch Platz für Ideen anderer?
Avi: Ich schreibe die Songs und am Songwriting ist auch niemand sonst beteiligt. Es kann nur mal vorkommen, dass bei manchen Parts eben gemeinsam drangebastelt wird. Wenn wir zum Beispiel eine Drum-Spur brauchen, dann überlegt sich unsere Drummerin eine, wenn sie eine Idee hat. Mit ihr spiele ich schon zusammen seit wir 12 oder 14 Jahre sind – wir waren zusammen in einer Rock- und in einer Jazzband auf der Highschool. Also da ist jede Menge Kreativität abrufbar.
motor.de: Nervt es dich auch mal, wenn du unbedingt Songs schreiben musst, komme was wolle?
Avi: Ja manchmal kann es schon sehr anstrengend sein, wenn du was schreibst und irgendwie läuft es nicht so wie du’s gerne hättest. Aber das musst du einfach üben und dann wird es irgendwann funktionieren. Songwriting ist eine gute Möglichkeit sich auszudrücken und deswegen muss man es so oft machen wie nur möglich. Denn wenn man eines Tages darauf zurückblickt, ist man einfach nur dankbar, dass einem das die Möglichkeit gegeben hat, sich selbst ein Stück weit zu finden.
motor.de: Eine wahrscheinlich längst ausgelutschte Frage, aber immer wieder interessant zu wissen. Wenn du Songs schreibst, mit was fängst du an? Melodie oder Lyrics?
Avi: Für gewöhnlich wechselt das. Mal so mal so. Meistens spiele ich einfach ein paar Akkorde auf Gitarre oder Klavier und sing irgendwas vor mich hin. Einfach Wörter, die gerade so aus mir heraussprudeln, unbewusst, aber eben gesungen in einem schönen Stil dazu passend. Das nehm ich dann auf, hör’s mir am Computer nochmal an. Und wenn ich dann merk, „oh da könnte jetzt noch das Wort reinpassen“ oder so, dann schließe ich die Lücken im Nachhinein. So zu schreiben liegt mir. Manchmal passiert es auch, dass ein Song von Anfang an komplett ist. Und wieder ein anderes Mal kann es sein, dass ich im Auto eine Melodie singe, die aufnehme und mir zuhause denke, dass die Melodie auf die Akkorde einer meiner Tracks passt. Man kann das echt mal so mal so machen, hängt davon ab. Es kommt so, wie es sich eben gerade am natürlichsten anfühlt.
motor.de: Wann war der Moment gekommen, in dem du realisiert hast, dass Musik das ist, was du den Rest deines Lebens machen willst?
Avi: Ich war so um die 12, 13 Jahre alt. Da hab ich auch mit dem Gitarrespielen angefangen und damals konnte ich mir vorstellen einfach nur Gitarrist zu werden. Einfach für jemanden anderen Gitarre zu spielen bei seinen Gigs. Ein Session-Gitarrist sozusagen.
motor.de: Auf deinem Facebook-Profil schreibst du, du hast „so viele verschiedene Einflüsse“ – sag uns, was ist dein wichtigster Einfluss?
Avi: Puh, da gibt es wirklich so viele, so viele wichtige Einflüsse. Songwriter, die ich liebe; Produzenten, die ich liebe und Komponisten, die ich liebe.
motor.de: Gib uns ein paar Namen…
Avi: Wenn ich die Frage höre, dann erzähl ich meistens von der Musik, die ich selbst hörte. Und als ich klein war und mir noch keine Gedanken über alles machte, hörte ich viel Paul Simon, Joni Mitchell, The Beatles, …natürlich… oder Mike Oldfield und dann ist es ja auch noch so, dass ich in den 90ern aufgewachsen bin, und da gab’s dann auch unter anderem so Musik wie die von „No Doubt“ – aber auch Hip-Hop, ja eigentlich sogar recht viel Hip-Hop. Auf Jazz fahr ich als Musiker ebenfalls ab. Und das alles, zusammen mit der Erfahrung meiner eigenen Musik, macht es aus.
motor.de: Du kommst aus Los Angeles und lebst auch da. Und damit lebst du inmitten der Musikmetropole schlechthin. Inwieweit ist das ein Vorteil?
Avi: Absolut, es ist eine unfassbare Stadt für Musik. Eine unfassbare Stadt für Kunst. Es ist krass, ich liebe es dort zu sein. Ich bin circa 30 Minuten südlich der Stadt aufgewachsen, was aber perfekt war, weil ich dann gerade so abgeschottet war, um genügend Platz zu haben, mich frei vom Trubel einer Großstadt zu bewegen. Letztes Jahr dann bin ich hochgezogen, um eben auch viele Sachen für’s neue Album aufzunehmen. Aber da meine Mutter auch dort aufgewachsen ist, fühl ich mich eigentlich ziemlich heimisch und noch dazu gibt es richtig viele andere Künstler, die sich dort rumtreiben, weil sie es einfach unbedingt schaffen wollen und Musik machen wollen. Es ist großartig!
motor.de: Was passiert jetzt im Anschluss an das Album? Was steht für Avi Buffalo in den Sternen?
Avi: Vieles: Mehr Musik machen, mehr schreiben, wahrscheinlich mehr Alben produzieren. Ich will es einfach laufen lassen. Ich habe so viele Träume, aber nur ein Leben. Also gibt es eine Menge, was ich machen will. Weiter Gitarre spielen, andere Leute produzieren und mehr Instrumente lernen, gehört mit dazu.
(Foto: Renata Raksha)
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