Acollective sind – wer hätte das gedacht – eine Art Kollektiv. Die siebenköpfige Band aus Tel Aviv wollte zuerst eigentlich gar keine Band sein, ist es jetzt aber trotzdem. Acollective verbinden gekonnt Einflüsse aus verschiedensten Genres, klingen manchmal digital, oft folkig und meistens ziemlich groß. In gewisser Weise merkt man ihnen an, dass sie früher hauptsächlich Guerilla-Auftritte irgendwo in ihrer Stadt gegeben haben, einfach um auftreten zu können. Denn live, direkt mit sieben Menschen und einem Haufen Instrumente konfrontiert, sieht man, dass der ganze Bombast tatsächlich handgemacht ist. Genau das steht im Mittelpunkt: Acollective haben ihr erstes Album eigentlich nur darum produziert, weil sie auftreten wollten – und wer engagiert schon eine Band die gar nichts fertiges vorweisen kann?

Wir haben Idan Rabinovici, dem Frontmann von Acollective, ein paar Fragen gestellt: Zum neuen Album Pangaea, Musikvideos, und wie das Kollektiv überhaupt so tickt:

Was ist das besondere an eurem neuen Album Pangaea?

Es hat ganz schön lange gedauert dieses Album aufzunehmen. Wir haben wohl mehr oder weniger drei Jahre daran gearbeitet. Damit es so klingt, wie es jetzt klingt, mussten wir viel durchmachen, haben mit verschiedenen Sounds und Herangehensweisen experimentiert, bis wir wirklich mit dem eingeschlagenen Weg zufrieden waren. Es ging hauptsächlich darum, uns selbst in gewisser Weise zu zerschlagen – kreativ, emotional, und dann Spaß dabei zu haben die Trümmer wieder zusammenzusetzen.

Warum habt ihr euer neues Album nach einem uralten Superkontinent benannt?

Es hat etwas schönes, wenn Imperien, oder in diesem Fall große Landmassen, einfach aufhören zu existieren und ihre wahre Form nur noch aus der Abstraktion ihrer Bestandteile besteht. Das scheint eine passende Analogie zu diesem rumpelnden Chaos der letzten Jahre zu sein, zumindest zu dem, was wir selbst erlebt haben.

Eure Musik beinhaltet Elemente verschiedener Genres und ist doch wiedererkennbar. Wie seid ihr zu eurem Sound gekommen?

Vieles davon besteht aus Elementen die verschmelzen, obwohl sie scheinbar gar nicht zusammen passen sollten. Das ist nie ein bewusster Vorgang – Unser kreativer Prozess ist überraschenderweise frei von konkreten Referenzen zu Genres oder ähnlichem. Das ist immer eine Erweiterung des musikalischen Hintergrunds und der Einflüsse, die jeder von uns hat. Außerdem treffen bei uns auch deshalb Genres aufeinander, da wir so viele unterschiedliche Instrumente spielen können – Der Klang eines Saxofons oder einer Ud bringt unweigerlich bestimme Assoziationen mit, unabhängig von den Tönen, die man gerade damit spielt.

Wie würdet ihr das Genre nennen, das ihr für euch selbst quasi erfunden habt? Braucht es überhaupt Genres, um Musik beschreiben zu können?

Keine Ahnung. Eine Mischung aus Electronica, Folk und Hip-Hop, mit einem Haufen anderer Zutaten zum Abrunden. Ihr könnt unser Genre @#574@#$!!! nennen.

Zu Beginn eurer Karriere habt ihr in Tel Aviv Guerilla-Gigs gespielt. Vermisst ihr manchmal diese Zeiten, in denen die Bühnen kleiner und die Shows intimer waren?

Absolut. Wenn das Setting stimmt, kann ein cooler, intimer Gig die schönste Sache der Welt sein. Für uns als Band ist es auch eine gute Herausforderung zu versuchen, aus unserem Haufen an Instrumenten und abgefahrenem Bühnen-Equipment etwas Zurückhaltenderes zu machen. Dazu müssen wir kreativ in der Art und Weise sein, in der wir die Songs in ein solches Setting übertragen und dabei gleichzeitig ihren ursprünglichen Stil beibehalten. Wir würden überall auftreten!

Euer Video zu Happiest of All Memorial Days ist ein echtes Kunstwerk. Inwiefern wart ihr als Band da involviert? Was war das Konzept hinter dem Video?

Vielen Dank. Es hat ein wenig gedauert über die Atmosphäre nachzudenken, die wir für diesen Song haben wollten. Es sollte gleichzeitig düster und bewegend sein, außerdem auch in seiner eigenen merkwürdigen Weise aufbauend wirken, einfach so wie der Song. Nachdem wir auf Gregors Arbeiten gestoßen waren hatten wir uns direkt in sie verliebt. Um ehrlich zu sein waren wir nicht mehr allzu sehr involviert, nachdem der Ball mal ins Rollen gekommen ist. Wir fanden seinen Blick und seinen visuellen Stil großartig und ließen ihn den Rest erledigen.

Was denkt ihr ist für eure Fans wichtiger: Dass ihr perfekt produzierte Alben herausbringt, oder dass ihr großartige Live-Shows spielt?

Oh, das ist schwierig. Beides sind völlig unterschiedliche Dinge, besonders heutzutage. Ich glaube wir sind schon immer eher eine Live-Band als eine Studio-Band. Es ist nicht so, dass wir keinen Spaß beim Aufnehmen hätten, oder am Herumbasteln an Details (glaubt mir, wir lieben das!)… Aber es ist etwas unglaublich Lohnendes, diese Live-Verbindung mit den Leuten zu spüren, ihre direkten Reaktionen auf Nuancen in den Liedern zu vermessen und eine wirklich spürbare Energie aus den Noten zu erschaffen.

Erzählt mal was zur Musikszene in Israel: Welche Bands sollte man unbedingt kennen?

Es gibt einen Haufen guter Bands in Israel, und noch mehr extrem talentierte Musiker. Spontan und unvoreingenommen würden wir euch empfehlen in Sun Tailor, The Anglecy, LolaMarsh und Garden City Movement reinzuhören.

Letzten Monat seid ihr auf der Fusion aufgetreten – einem ganz besonderen Festival. Wie war das?

Absoluter Wahnsinn! Alle waren nackt und meistens durchgeknallt. Und das surreale Setting eines Festivals in einer verlassenen Militärbasis war einfach unglaublich. Die Shows liefen gut, die Bühnen waren wunderschön und die Crew war spitze – mehr kann man nicht verlangen!

Lass uns ein Jahr in die Zukunft reisen: Was hofft ihr, bis dahin erreicht zu haben?

Die Weltherrschaft, wirtschaftlichen Wohlstand und das warme Gefühl der Genugtuung, wenn wir morgens aufstehen. Wir werden es mal mit vielen vielen Shows probieren, aber auch einem etwas größeren Van zum Touren.