Endlich ist es so weit: Bilderbuch veröffentlichen morgen ihr neues Album „Schick Schock“. Lang genug haben wir auch auf den Drittling gewartet, kam „Die Pest In Piemont“ doch schon 2011 raus (Singles & EPs zählen da nicht!). Ich treffe die GQ-Nummer eins der bestangezogenen Österreicher alleine, ohne den Rest der Band. Die sind nicht etwa bockig, weil der Maurice Ernst schicker sein soll als sie, sondern fleißig in Wien am Proben.
Die wichtigste Frage zuerst (Spaß): Wann und Wo hast du davon erfahren, dass du Österreichs bestangezogener Mann bist?
Ich glaub mein Vater schickte mir den Zeitungsausschnitt. Naja. Das sind eben Redaktionen, die sitzen so da, gucken sich Bilder an und dann bestimmen sie das. Und du kannst nur sagen: Juhu, genau!
War die Veränderung zum minimalistischen „Schick Schock“-Sound eine bewusste Entscheidung? Das erste Albums „Nelken und Schillinge“ (2009) war dagegen ja noch sehr klassischer Indie-Rock à la Kaiser Chiefs.
Ich glaube es ist immer ein bisschen bewusst und ein bisschen unbewusst. Für uns ist Veränderung extrem wichtig, vom ersten auf das zweite Album war es schon eine große Veränderung. Das älteste Lied vom ersten Album haben wir mit 16 geschrieben, der Rest erklärt sich dann selbst, man wird älter. Irgendwo ist es ja immer die Herausforderung, wie kann Bilderbuch weitergehen. Stillstand war für uns schon immer langweilig, wir wollen uns selbst überraschen.
„Wir sind nicht die Band, die dir am Hintern vorbei geht. Wir sind die Band, die dir den Hintern ins Gesicht hält.“
40 Jahre à la AC/DC wäre also der Tod für Bilderbuch?
Genau, da müsste man dann schon AC/DC selbst sein, um das zu machen. Aber wir sehen uns eher so inspiriert an Leuten wie David Bowie. Leute die nicht stillhalten, sondern weiter schreiten.
„Feinste Seide“, „Plansch“ und „Maschin“ habt ihr auch schon 2013 auf der EP „Feinste Seide“ verbraten. Warum sind sie jetzt auf dem Album? Musste die Platte voll werden?
Nein, mit der EP hätten wir sogar 17 mögliche Songs gehabt. Wir haben uns im Finale aber für Qualität statt Quantität entschieden. Was es außerdem rechtfertig: Mit der EP, das war für und einfach nur „machen“, wie so ein Demo. Das war alles kein Plan, wir wollten nicht zwangsläufig ein Album machen. Trotzdem ist so eine EP wie ein Gedanke, den du in die Welt wirfst und den du nicht zu Ende denkst. Eine Tür, die du aufstößt und die du erst wieder zumachen kannst, wenn du mit einem Album ein Kapitel beendest. „Schick Schock“ ist eine Manifestation von zwei Jahren Bandgeschichte.
Wer rappt bei „Softdrink“?
Wir haben uns geschworen, bis das Album wirklich rauskommt und die Leute es im Booklet lesen können, nichts zu verraten. Es ist uns wichtig, dass der Sound und der Rap an sich im Vordergrund steht und nicht der Name. So ein bisschen Geheimnistuerei mögen wir.
Gibt es eine tiefere Bedeutung oder handelt es sich um eine Ode an die Limo?
In erster Linie ist es ein Liebeslied. Das ist mit Abstand der sexieste Song, meiner Meinung nach. Allein der Satz „Das Perlen an deiner Haut / also mach dich auf“. Softdrink ist meiner Meinung nach so close, closer kann man nicht mehr an das Gefühl kommen, jemandem ins Ohr zu Hauchen in einem Lied.
Der Spaß an dem Song war, wie viel Werbung man in ein Lied stecken kann, dass man sagt: Minus und Minus ergibt schon wieder Plus. Es ist also so sehr plakativ, dass man erkennt, dass die Werbesprache nur ein Stilmittel ist, um ein Gefühl zu vermitteln.
Wie stehst du zu klassischen Liebessongs? Auf „Schick Schock“ kann man ja eigentlich nur den letzten Song „Gibraltar“ einwandfrei als Love-Story ausmachen.
Das ist immer ein präsentes Thema, vielleicht ist es einfach nur nicht so klassisch bei uns. Aber ich finde, dass sehr viele Sehnsuchtssongs dabei sind. Eine Sehnsucht kann sich irgendwo hinrichten, bei uns ist das etwas geografisch geraten – sei es jetzt Gibraltar, Copacabana oder Tijuana, Mexiko. Irgendwie sucht man etwas, was man scheinbar nicht ganz betiteln kann, es liegt irgendwo im Nirgendwo. Das ist mir erst beim Hören im Nachhinein aufgefallen, dass da an den leisen Stellen diese Sehnsucht ist. Das Album ist ein großer Flirt.
„An leisen Stellen ist da diese Sehnsucht“
Was ist der „Schick Schock“?
Es ist das, wie es heißt. So unkonkret und konkret wie es ist, bringt es das Album am besten auf den Punkt. Es ist schon feinste Seide und diese ganzen luxuriösen Dinge und dann dieses Schockige, dass sich die Musik mehr traut. Es ist ein schicker Schock.
Muss man sich heutzutage nackig machen, um in der Musikbranche Erfolg zu haben? Ich spiele auf euer Promo Foto bei Facebook an.
Als Boyband, als die wir uns so ein bisschen sehen, war es einfach mal wieder an der Zeit, den Oberkörper frei zu machen. Da haben wir gut einen Moment getroffen, wo das passte. Das soll jetzt nicht zum „Oben Ohne“-Sport werden. Das hat es doch das letzte Mal in den 70ern gegeben, dass man sich als männliche Gruppe, ohne gleich wieder im Punk oder Metall zu sein, auch mal sexy oben ohne zeigt. So, dass es eben auch sexy ist, und nicht nur ein lustiger Bubenstreich.
Wenn’s mit der Musikerkarriere ab morgen nicht mehr klappt, was wäre Plan B?
Wahrscheinlich nach Italien ziehen und ein neues Leben anfangen, so weit südlich runter wie es geht und bei der Mafia einsteigen.
Foto: (c) Daliah Spiegel
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