Mit manchen Bands könnte man sich die ganze Nacht unterhalten. Purity Ring aus Edmonton zum Beispiel. Das Future Pop-Duo bestehend aus Megan James (Vocals, Lyrics) und Corin Roddick (Instrumentals) veröffentlichen am 03. März ihr zweites Album „Another Eternity“. Sie sind junge Künstler, wie vielleicht du und deine 5 WG-Mitbewohner, nur reißen die sich verdammt noch mal den Arsch auf.  Auf der Bühne und in der Musik klingt das locker flockig nach dem hippen Soundtrack des nächsten Bloggertreffs. Was den Sound von Purity Ring so gegenwärtig macht, ist das Wechselspiel von ungewöhnlichem Sound und catchy Melodien, mit denen sie sich in deinen Kopf pflanzen werden. Ich habe mich mit den zwei netten Kanadiern an einem Abend in Friedrichshain getroffen. Sie haben mir mit Leidenschaft davon erzählt, dass sie heute noch Döner essen werden. Und unter anderem auch das hier:

motor.de: Bei „Shrines“ habt ihr euch Songideen per Mail geschickt, für dieses Album zum ersten Mal zusammen in einem Raum aufgenommen und produziert. Wie war das?

Corin: Die enge Zusammenarbeit hat unser Songwriting sofort beeinflusst. Jeden Aspekt eines Songs ist man immer mit der Idee angegangen, wie er am Schluss eigentlich klingen soll. Und das hat die Songs auch schnell weitergebracht und verändert.

Megan: Es war auch Teil des Prozesses seine Ideen gehen zu lassen, auch wenn man sich immer ein bisschen angegriffen gefühlt hat. Letztendlich will man aber zusammen Musik machen, und das ist eben anders als alleine für sich zu schreiben.

Wie geht ihr bei kreativen Prozessen mit der befürchteten Blockade um?

Megan: Spazieren gehen. Den Kopf frei kriegen.

Corin: Ich habe das ständig und ich habe wirklich keine Lösung dafür. Die richtige Antwort wäre „Pause machen“, aber wenn es nicht vorangeht, werde ich nur noch ehrgeiziger. Ein Song gefällt mir nicht? Nächster! Der gefällt mir auch nicht? Ok, dann fange ich noch mal einen neuen an. Manchmal geht so eine Woche vorbei, manchmal nur ein Tag. Klingt wirklich nicht gesund, aber ich muss hart für gute Ideen arbeiten.

Oh Gott, das klingt frustrierend. Wie viel von dem was du für dieses Album geschrieben hast, fandest du dann tatsächlich auch gut?

Corin: Hm. Also ich denke generell mag ich wirklich nur 5% von dem was ich produziere. Aber ich bin deswegen nicht sauer oder so. Das ist es eben, was es braucht. Ich will nichts rausbringen, das ich nicht wirklich für gut halte.

Welche Musik inspiriert euch denn für euer Songwriting?

Corin: Ich habe schon mein ganzes Leben lang Pop gehört. Und als Produzent muss ich ja auch wissen was gerade so angesagt ist. Ehrlich gesagt kann ich Songs, die ewig brauchen um auf den Punkt zu kommen nicht ausstehen. Ich liebe eingängige Melodien die man mitsingen kann. Also schreibe ich auch nur Songs, die ich selbst hören würde.

Und was hört ihr gerade?

Megan: Wir haben gerade das Album aufgenommen und dabei tatsächlich kaum Musik gehört! 2014 war, was Musik angeht, irgendwie auch nicht so gut.

Corin: Also, es gab schon gute Musik, aber jetzt nicht Musik die mich umgehauen und inspiriert hat. Das kann aber auch ein Grund dafür sein etwas kreieren zu wollen. Da gibt es diese musikalische Lücke, die man dann füllen will.

…und etwas kreieren, das es so vorher noch nicht gab?

Megan: Ja. Ich finde ein großer Teil dieses Prozesses ist es auch, sich von anderer Musik ein bisschen fern zu halten. Das neue Björk Album ist aber richtig gut. Ihre Musik ist sehr inspirierend. Sie macht schon so lange Musik und sie hat einfach immer noch Relevanz.

Habt ihr das Pitchfork-Interview mit ihr gelesen? Darin hat sie erzählt, wie oft ihr als Frau im Musikbusiness zu wenig Anerkennung für ihre Arbeit gegeben wurde. Habt ihr damit auch Erfahrungen gemacht?

Megan: Das habe ich sofort auf Facebook geteilt! In der Band ist es absolut kein Thema. Wir beide sind wichtig für das Projekt und arbeiten auch hart dafür. Aber wenn wir mit anderen Leuten im Business zu tun haben, werde ich oft übersehen oder komisch behandelt. Vor allem wenn wir mit Männern reden – die reden dann oft nur mit Corin. Ich kann Björk da definitiv verstehen. Corin, weißt du noch, einmal bei dieser Session…

Sorry, nur kurz zum Verständnis, was ist denn eine Session?

Corin: In LA gibt es diese vielen A&R-Typen, die ständig auf der Suche nach dem nächsten Hit sind. Also nehmen sie sich frische, junge Künstler an die Hand und lassen sie mit anderen Songwritern zusammen an etwas schreiben. Damit sie dann ihren Namen drauf setzen können.

Megan: Ja, und die Jungs dort haben sich am Ende der Session nur zu mir umgedreht und meinten so: „Also, du singst das hier dann einfach, ja?“ Ich weiß, wir sind eine sehr typische Boy-Girl-Band. Manchmal bekommt man von außen das Gefühl, ich bin „nur“ die Sängerin und Corin schreibt die Songs. Deswegen wollten wir auch mit dieser Art der Zusammenarbeit an „Another Eternity“ klarstellen, dass wir beide an unserer Musik beteiligt sind. Ich denke meine Rolle wird oft Missverstanden, weil die Welt so ist wie sie ist, und Leute ständig Annahmen machen, die einfach sind, und dann letztendlich aber nicht stimmen.


Purity Ring – Bodyache on MUZU.TV