Wenn eine Band mit zwei der einflussreichsten Musikern aus sehr verschiedenen Genres gleichzeitig aufnimmt, ist das schon etwas Besonderes. Und das haben die äußerst sympathischen Jungs von RDGLDGRN auch verdient. Ich habe mich mit den drei Farben über Musikmachen mit Dave Grohl und Pharrell, ihre Gang und den aktuellen Urheberrechtsklage-Trend in den USA unterhalten!
Jetzt wo ihr die USA mal längere Zeit zusammen verlassen habt und eine andere Perspektive bekommt, seht ihr euer eigenes Land anders? Fällt euch irgendetwas auf?
Ja, wir haben da gerade erst nach einem Konzert drüber gesprochen. Es gab einen Merchandise Stand und es war gerade niemand zum verkaufen da. Die Leute haben sich die Sachen, die sie wollten einfach ganz ordentlich heraus genommen und haben das Geld auf den Tisch gelegt. Bei uns Zuhause würde das wahrscheinlich nicht passieren, die Leute würden das einfach klauen. Unsere Sachen wurden sogar schon geklaut, aber irgendwie ist das auch wie eine Ehre…
Eine Ehre?
Naja, von all den Sachen der vielen Bands, die dort lagen haben sie ausgerechnet unsere Klamotten und unsere Musik geklaut! (lacht) Sie wollten tatsächlich unsere Musik! Es ist ein bisschen wie mit den Torrents, das ist doch gut, klaut euch den Scheiß und teilt es mit euren Freunden (lacht).
Auch eine coole Art das ganze zu sehen! Ihr habt zwar eine Menge Interviews momentan und vor allem als Newcomer hört ihr das wahrscheinlich des Öfteren, aber erzählt mal kurz was über eure Farben, woher sie kommen und die Bedeutung dahinter. Wie ich sehe zieht ihr das ja ziemlich durch und seid immer in eurer jeweiligen Farbe gekleidet.
Jaja das ist alles, was wir in unseren Kleiderschränken haben.
Auch Unterwäsche und Pyjamas?
Ja, Pyjama auf jeden Fall. Ich habe einen grünen Onesie, den ich in Glasgow gekauft habe. Der ist vom Glasgow FC, dem Fussballverein dort.
Wir tragen die Farben jetzt schon seit 10 Jahren, „Red“ hat irgendwann begonnen nur noch rote Sachen zu tragen und wir alle wussten, dass er ziemlich auf die Farbe steht. Da ist das irgendwann so in unseren Freundeskreis hinein gesickert. Das wurde dann irgendwie immer größer, es hat auch immer viel über unsere Musik, Ideale und Individualität ausgesagt, als wir begonnen haben uns als Band zusammen zu tun. Wenn man heutzutage über diese Farben nachdenkt, stehen sie für so viele Sachen – man denkt an Reggae, Afrika, man denkt an Gerechtigkeit, Frieden und Liebe. All diese Sachen hängen zusammen und es ist auch irgendwie witzig, wie wir dann letzten Endes bei diesen Farben hängen geblieben sind – irgendwas, das wir mit unseren Freunden gemacht haben, das dann so viele Dinge repräsentiert.
Um ehrlich zu sein hat es mich am Anfang ein wenig an Gang-Farben erinnert, würdet ihr vielleicht mal eure eigene Gang starten? Eine mit vielen Farben?
Naja so gesehen haben wir das ja schon. Aber halt eine friedliche.
Okay sagen wir weniger eine Gang als eine Bewegung. Eine weltweite Bewegung, was wären die Prinzipien und Grundsätze?
Individualität! Das ist denke ich das Wichtigste. Im Moment zitieren wir immer eine Werbung mit dem Slogan „Be together, not the same“. Das ist ein toller Slogan. Ab jetzt ist das unser Slogan, den sollten wir jetzt benutzen. Ganz im Ernst, wir sollten unser nächstes Album so nennen!
Oh, dafür werdet ihr auf jeden Fall verklagt!
(Großes Gelächter) Ja dafür werden wir auf jeden Fall verklagt! Vielleicht nicht, wenn wir es einfach gratis anbieten. Oder wir schreiben den Slogan einfach in deutsch, dann werden sie niemals merken, wie ihnen geschieht!
Ihr mischt ja ganz gerne mal verschieden Genres durcheinander, wollt ihr keinem Genre angehören oder könnt ihr in kein Genre passen?
Also ich habe damals mit rappen angefangen und solche Songs geschrieben, aber je länger ich Musik gemacht habe, desto mehr wollte ich mich auch weiterentwickeln. Irgendwann ging es dann weniger um das Genre, als um das, was man damit sagen will. Da hat es einfach natürlicher geklungen, verschiedene Genres zu mischen.
Wenn ihr einen Song schreibt, überlegt ihr euch schon davor, wie das Ganze klingen soll oder seht ihr einfach was dabei heraus kommt?
Als wir begonnen haben, haben wir auch viel von der Musik, die uns am meisten gefallen hat wiederholt, wie zum Beispiel die „Beatles“ oder „A Tribe Called Quest“, aber irgendwann kamen sie uns auch dumm vor, weil sie das waren, was sie waren aber man sie nicht miteinander kombiniert hat. Macht das etwas Sinn? Die Beatles waren großartig, aber sie haben nun mal nicht gerappt. Also haben wir gemacht, was sie gemacht haben, nur halt mit Rap. „A Tribe Called Quest“ klangen nun mal nicht so wie die Beatles, deswegen haben wir das genommen und es wie die Beatles klingen lassen. Wir haben mittlerweile diese Kultur, Dinge zu vermischen, aber denken gar nicht mehr übers Vermischen nach, das ist halt einfach wie wir klingen.
Ihr kommt aus einem sehr Hip Hop und Gogo geprägtem Hintergrund. Wenn ich mir die Musik von Dave Grohl, also Nirvana oder die Foo Fighters beispielsweise anhöre, merke ich da weniger den Gogo Einfluss. Habt ihr das eher rausgehört?
(Lacht) Er hat es sofort gekonnt! Wir haben mit so vielen Schlagzeugern aus unserer Region gespielt, aber keiner hat die Beats richtig hinbekommen oder verstanden wie es klingen soll. Dave allerdings hatte den Groove von Anfang an und konnte es perfekt einspielen. Er hat einfach damals schon in so vielen Punk und Rockbands zusammen mit Gogo-Gruppen gespielt, dass er gleich wusste, worum es geht. Man hört in seiner eigenen Musik vielleicht nicht so viel davon, aber wenn er einen solchen Beat spielen soll, kann er es perfekt. Wir sind alle ziemlich ausgeflippt als wir in das erste mal bei uns haben spielen sehen, wir haben gleich unsere Handys rausgeholt und angefangen, das zu filmen.
Man kann also davon ausgehen dass es eine recht schnelle Aufnahmesession war?
Oh ja auf jeden Fall! Auf „Doing The Most“ zum Beispiel, das ist der erste Take – so perfekt spielt er, er ist wie ein Computer.
An „Doing The Most“ war auch Pharrell Williams beteiligt, wie groß war sein Einfluss in die Produktion bzw. wie habt ihr den Song geschrieben? Habt ihr einen Song geschrieben und ihn dann an Pharrell weitergegeben oder habt ihr alles zusammen geschrieben?
Alles zusammen. Wir waren zusammen im Studio und er hat angefangen ein paar Akkorde zu spielen und wir haben unsere Ideen dazu geworfen. Er hat das alles direkt umsetzen können, er ist sehr aufnahmefähig, auch beim Rap und Gesang. Es war sehr angenehm, man hat nichtmal gemerkt, dass er im Raum ist, weil er sich so zuhause gefühlt und angepasst hat. Er war wie Yoda, wie ein Jedi-Meister. Anfangs kam er zu uns und hat gesagt: „Jungs, wir schreiben diesen Song alle zusammen“. Nachdem wir so drei kreative Stücke geschrieben hatten, hat er den Raum verlassen und uns gesagt dass wir den Song zu Ende machen sollen. Als wir fertig waren kam er wieder rein und meinte nur: „Perfekt“, das ist genau was passiert ist.
Er sagte: „Ihr schafft das, ihr könnt diesen Song schreiben“ und verließ den Raum und wir dachten uns nur: „Wir müssen das jetzt fertig bekommen und es muss gut werden, weil wenn wir Pharrell den Song zeigen, muss es einfach gut klingen!“. Es gibt auch ein Video, wie wir zusammen im Studio sind und er hat uns eigentlich nur geholfen den Song selbst zu schreiben. Er hat ein paar Tipps und Ideen eingeworfen und ist gegangen. Wir haben praktisch genau das gemacht was er gesagt hat, aber eben selbstständig, deswegen kam es uns so Jedi-mäßig vor.
Stört es euch eigentlich manchmal dass ihr so sehr durch Pharrell und Dave definiert wird und weniger auf euren Namen geschaut wird?
Nein, so läuft das nunmal, das ist eben die Band, die wir sind. So lange uns noch wenige Leute kennen, kann man über so etwas ein größeres Publikum erreichen. Es ist auch irgendwie witzig, die Leute fragen uns in den Interviews immer wie es denn war mit Dave Grohl und Pharrell zusammen zu arbeiten. Dabei fragen sie über einen der speziellsten und aufregendsten Momente und erwarten, dass ich das in wenigen Worten wiedergeben kann. Als könnte ich sagen: „Der beste Tag meines Lebens? Klar, das war so…“, das ist so ein Gefühl, das kann man nicht mit Worten erklären. Das ist witzig, aber andererseits ist es uns wirklich egal ob wir über sie definiert werden, das sind zwei der größten Idole unseres Lebens, da sind wir einfach unglaublich froh diese Möglichkeit haben. (…) Die Sache mit Pharrell ist, er schreibt einfach was er liebt. „Blurred Lines“ zum Beispiel, er liebt einfach Marvin Gaye und diesen Funk Sound. Ich glaube er macht nichts um Pop zu sein. Er macht einfach, was er liebt. (Lacht) Pharrell liebt Marvin Gaye, das wäre mal eine Schlagzeile!
Marvin Gayes Management liebt ihn wahrscheinlich nicht mehr so… (Pharrell wurde vor Kurzem wegen Urheberrechtsverletzung bezüglich der im Song „Blurred Lines“ verwendeten Samples von Marvin Gaye verklagt, Anm. d. Red.)
Das ist doch alles Bullshit! Jemanden dieser Möglichkeit zu berauben. Meine Meinung ist ja, wenn Stevie Wonder sagt es ist okay, dann sollen alle anderen ihre Klappe halten (lacht). Stevie Wonder hat alles selbst eingespielt, alle seine Instrumente.
Aber das ist sehr tiefgehend und interessant vor Allem für die Musikindustrie. Was passiert jetzt? Wie wird es damit weitergehen? Werden jetzt alle dafür verklagt? Trinidad James zum Beispiel soll Geld für „Uptown Funk“ (von Bruno Mars, Anm. d. Red.) bekommen für den Satz „Don’t believe me just watch“(welchen Trinidad James in seinem Hit „All Gold Everything“ verwendet hat, Anm. d. Red.). Ich meine, ich kann das verstehen, ich verstehe warum er dafür Geld haben will, aber hat vorher noch nie jemand „Don’t believe me just watch“ in einem Lied gesagt? Es ist schon komisch, dass wir mittlerweile einen Punkt erreicht haben, an dem man für so etwas verklagt wird. Da ist wie mit dem Satz „Be together not the same“ – wenn wir den jetzt als Refrain in einem Lied benutzen würden, weil wir davon überzeugt sind, werden wir dafür verklagt. Es gibt doch keine Kunst mehr die komplett originell ist. Picasso war einer der größten Künstler der Welt, aber wie war das? Er hat auch angeblich nur aus Afrika geklaut? Er hat sich bestimmt gedacht: „Geil, dieser abstrakte Scheiß – das mache ich jetzt auch!“ War er jetzt auch nur ein Dieb? Schuldet er irgendwem etwas? Wer denkt sich so einen Scheiß aus?
—
Vielen Dank für dieses Gespräch!
No Comment