Live from Earth und WeBoogie, die derzeit coolsten Kollektive Berlins, haben mit Temp Affairs das geschafft, was mit dem ersten Konzert der Myspace-Stars Arctic Monkeys seinen Anfang nahm: Das Internet wird real.
Am Samstag trafen wir unsere SoundCloud Idole und YouTube Inspirationen offline in der Ipse.
Bei der mittlerweile 4. Festival-Affäre des Musik- und Künstlerkollektivs lag der Fokus erklärtermaßen auf den französischen Internet-Liaisons der Szene – unter anderem spielten Ta-Ha, Nxxxxxs, Bonnie Banane, ein echtes Highlight war außerdem der franko-Belgier Hamza.
Aber Temp Affairs ist mehr als das: Es ist fleischgewordener Hypertext, Fusion der Genres, weitergedachte Feierkultur, Berliner Szenenstolz und internationale Musik-Romantik.
Am Samstag wurden in der Ipse Genres und Menschen zusammengeführt, die unerwartet zusammenfanden oder schon längst zusammengehörten.
Das Line-Up war lang und fett, aber da es bald eh nicht mehr stimmte, haben die meisten den Abend damit verbracht, auf den unterschiedlichen Klangwelten der einzelnen Räume zu surfen und sich, wie im Rausch empfohlener Websites bei Facebook oder Querverlinkungen bei Wikipedia, der unerwarteten Fusion der verschiedenen Vibes hinzugeben.
Irgendwie hat alles gepasst und irgendwie war alles verbunden – so eben, wie das Internet: Das, was mit Goth Money Records oder Yung Lean über Österreicher wie Young Krillin eine neue Ära der zeitgenössischen Musikkultur schaffte, lässt sich schwerlich auf eine Lokalität oder Genre festlegen. Vielmehr ist es eine vernetzte, globale Community, die sich über einen retrospektiven und doch auch Post-Internet inspirierten Sinn für Ästhetik und ihren digitalen Sturm und Drang Habitus definiert – und in einzigartigen Rahmen wie Temp Affairs zueinander findet.
Das Mini-Festival in der Ipse brachte das nach Berlin, woran es der Feier-Szene hier seit Jahren fehlt: Innovative Konzepte, junge, interessantes, internationales Publikum (interessant heißt hier, das Interesse geht über : “I heard Warschauer Straße is like your party place to be” hinaus) und musikalische Experimente. Ganz nebenbei bescherten uns Unfun die schönsten Plakate, die das Stadtbild seit langem gesehen hat:
Hier ein paar Highlights, die ihr vielleicht noch nicht zu 100% auf dem Schirm hattet:
Bonnie Banane
Bonnie Banane ist mit Ta-Ha einer unser größten R&B Favoriten der weiblichen, französischen Soundsphäre – die beiden schweben gerne in Lo-Fi-Welten und 00er Ästhetik und erinnern uns musikalisch an unsere ersten geschwänzten Schultage, damals, als wir High auf der Schaukel eines Spielplatzes saßen und in schlechter Handy-Qualität einen der 5 Songs auf unserem ersten, integrierten MP3 Player hörten. Alles in allem war Bonnie Banane live sogar noch eine größere Überraschung als Ta-Ha, wobei wir beide ziemlich abgefeiert haben.
Hamza
Hamza bricht mit der oben beschriebenen Schrebbeligkeit, die in der Szene zum Stilmittel avanciert ist. In einer Mischung aus Rap und Gesang gab er seine glattproduzierten Tracks zum Besten – allerdings dafür auch gerne mal quasi-vollplayback. Trotz alledem war die Show und vor allem die Stimmung in der schwitzigen Crowd es definitiv Wert, sich in die erste Reihe zu kämpfen (schuldig!). Hamza erinnert uns stark an Soulection – inhaltlich wissen wir bis heute nicht, worum es geht, aber für die Stimmung vor Ort war das ohnehin nebensächlich.
Drae Da Skimask
Um unsere 3 Highlights rund zu machen, enden wir wieder mit einem Lo-Fi Künstler, diesmal ein Londoner, der euch dank Produktionen für deutschsprachige Künstler wie Yung Hurn oder Rin vielleicht schon ein Begriff ist. Sein Sound weckt schon wieder nostalgische Gefühle in uns: Dieses Mal erinnern wir uns an unsere ersten Dates mit dem coolen, älteren Typen, der euch in seinem vollgetaggedem Jugendzimmer in die Hip Hop Sounds aus Memphis eingeführt habt, während ihr innerlich vor seiner Coolness erstarrt seid. Das Ganze klingt nach Tapedecks, progressiven Retro Vibes und sehr viel Potential.
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