Es gibt Covers, die sieht man und vergisst sie – und es gibt Cover, da hängen acht Barbie-Köpfe an den Ohren der Künstlerin. Unter dem riesigen schwarzen Hut und zwischen den Barbies versteckt sich FLØRE und ihre Single „Dead Boys“. Der Song klingt dann doch anders als man denkt. Statt Heavy Metal begrüßt einen eine Akustik-Gitarrenmelodie. FLØREs sanfte, leicht kratzige Stimme begleitet dann die Klimax zum energiegeladenen Refrain. Wie der Song entstanden ist, erzählt uns FLØRE:
My lovers dead boys – Der Titel
“Meine nächste EP, zu der auch „Dead Boys“ als Single gehört, ist generell in einem Split-Charakter geschrieben. Ansonsten sind meine Songs ja eher melancholisch und selbstkritisch. Der Song behandelt hingegen die Spannung zwischen Hass und Liebe, denn Hass kann ja eigentlich nur entstehen, wenn man geliebt hat. In „Dead Boys“ wird das Paradox dann dadurch verstärkt, dass man sagt, dass man dem Menschen glauben möchte, aber nur die Toten nicht lügen – deshalb muss der andere jetzt eben sterben.
Der Titel ist auch das, was bei mir meistens zuerst steht. Mir ist es wichtig, dass bereits der Titel eine Story erzählt. Die meistens Songs entstehen dann so, dass ich die Gitarre die ganze Zeit durchspiele und dann kommen die Drums. Die Melodie passiert dann einfach automatisch dabei.”
There’s a part in my brain – Das Demo
“Das Demo zu „Dead Boys“ hatte ich bereits letztes Jahr aufgenommen. Ich schreibe die Grundstruktur von Text und Melodie für die Songs immer allein und programmiere dann soweit wie ich komme mit „Garageband“. Das Ganze ist recht unspektakulär: ich nehme mit dem ganz normalen I-Pad Mikro die Demos reingequetscht zwischen Staubsauger und Konserven in unserer Abstellkammer auf. Zum einen natürlich für die Akustik, aber eigentlich vor allem, weil unser Nachbar darüber ebenfalls seine Abstellkammer hat und sich dementsprechend nicht beschwert.”
This time I’ll be the villain – Die Produktion
“Mit nur zwei Stunden Schlaf bin ich Mitte Dezember um 5Uhr nach Berlin zu meiner Produzentin Novaa gefahren. Ich wusste bereits, dass wir uns nahe an meinem Entwurf halten werden. Aber zuerst musste ich auf der Zugfahrt noch die Lyrics fertig schreiben. Die Main-Zeilen hatte ich schon, aber bei den Strophen war ich mir nicht sicher. Generell, wenn ich die richtigen Texte schreibe, dann ist das wie Arbeit für mich. Ich muss mich richtig dransetzten, das kommt bei mir nicht einfach so.
Während ich im Studio war hatte ich meine Follower*innen gebeten mir Sprachnachrichten zu schicken mit Nachrichten, die sie schon immer mal ihren Ex-Partner*innen sagen wollten, jedoch nie ausgesprochen haben. Die Nachrichten haben mich alle sehr berührt. Eine hatte auch gesagt „I wanted to kill you, when I found out what you did to me“ – das war dann extra passend.
Einer meiner Lieblingsmomente auf dem Song ist außerdem mein growlen in den Backings bei 2:27 -wir wussten erst nicht, ob wir es drin lassen oder nicht, aber jetzt finde ich es super!”
And all my friends became ghosts – Der fertige Song
“Früher hatte ich immer ein Problem, damit wenn aus Demos produzierte Songs wurden. Ich hatte immer das Gefühl, da würde ein Charme verloren gehen, wenn es qualitativ besser wird. Das hab ich inzwischen nicht mehr. Dafür war ich mir bei „Dead Boys“ auf dem nach Hause Weg sicher, dass der Song ganz furchtbar ist. Ich hatte die totale Identitätskrise, weil ich wusste, dass wir nichts nochmal neu aufnehmen können, da die Deadline bereits in zwei Tagen war. Ich hab dann völlig verzweifelt meinem Manager geschrieben, dass wir den Song nie rausbringen können. Zurückblickend war ich einfach übermüdet und hatte im Studio diesen Punkt erreicht, wo man selber gar nicht mehr weiß wie es klingt. Am Tag drauf hab ich dann alles sortiert, das war wahrscheinlich das Schwierigste bei dem Song.”
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