Menschen haben die Tendenz, sich innerhalb weniger Sekunden ein Bild von einer Person zu machen – und manch einer beharrt auf diesem dann auch wenn es von der Realität nicht weiter entfernt sein könnte. Die Konfrontierung mit diesen Vorurteilen, egal auf welchem Part der eigenen Identität sie beruhen, nerven nicht nur, sondern haben der Berliner Künstlerin Bae.con auch die Grundlage für ihren Song “Wouldn’t know” geliefert. Uns hat sie erzählt, wie der Song entstanden ist und wie ihr Alltag als Produzentin aussieht.
Why you wanna act like you know me? – Das Thema
Der Song thematisiert, dass Leute immer gerne denken oder behaupten sie würden einen kennen und einem dann was über das eigene Leben erzählen wollen, obwohl sie überhaupt keine Ahnung haben können, da ich ja selbst nicht mal weiß wer ich bin. Heißt: Wie sollen es andere dann wissen?! Ich gebe ja auch nur das preis was ich preisgeben möchte und andere Menschen können niemals fühlen, wie es sich für mich anfühlt, wenn es mir z.B. schlecht geht. Jeder hat seine eigenen Emotionen und seinen eigenen Schmerz. Die Hauptmessage des Songs ist also einfach, dass niemanden einen richtig kennt, dass man dementsprechend auch keine voreiligen Schlüsse ziehen soll und man sich nicht einreden lassen soll, dass womöglich jemand einen sogar besser kennen könnte als man selbst sich kennt – weil das ist unmöglich.
I do this for myself / I do this for the show – Die Inspiration
Es sind einfach alltägliche Situationen, die mich zu dem Song inspiriert haben. Es gab keinen speziellen Moment. Es kommen halt einfach immer wieder irgendwelche Leute zu mir, die mich verurteilen und mir auch gar nicht zuhören wollen. Dazu kommt, dass ich mich selbst als sehr facettenreich und nicht sonderlich Genre fixiert sehe, aber die Leute wollen ja immer gerne einen in eine Schublade stecken. Aber ich will mich nicht begrenzen müssen.
Tell me what I’ve been through bitch – Die Produktion
Der Song ist schon Anfang letzten Jahres entstanden und zu dem Zeitpunkt war mein Entstehungsprozess noch etwas anders als jetzt, da ich da noch nicht selbst produziert habe. Inzwischen produziere ich die Beats zuhause selbst, lass den Vibe entstehen und nehme dann den Song dazu auf. Bei „Wouldn’t know“ war das noch anders, da wurde der Beat noch von jemandem anderen produziert, so dass ich beim Beat hören einfach geschaut habe, was ich dabei Stimmungsmäßig fühle und dann darauf bezogen den Song zuhause geschrieben habe und dann nur nochmal zum Aufnehmen zurück ins Studio gegangen bin.
I don’t even know myself – Der Songwritingprozess
Immer wieder sag ich mir, dass ich beim Songwriting andere Songs anhören möchte, um einen neuen Rhythmus beim Schreiben zu bekommen. In Wirklichkeit kommt die Inspiration aber einfach aus mir selbst heraus in dem Moment, wo ich mich an Ableton setzte und ohne richtige Idee anfange zu produzieren. Wenn ich den Beat baue und die Melodie hinzufüge, kommt auch die Stimmung dazu die dann den weiteren Verlauf des Prozesses/ der Lyrics bestimmt. Kurz gesagt: Ich gehe beim Songwriting einfach immer extrem mit dem Flow.
Zu der Zeit, wo auch „Wouldn’t know“ entstanden ist, hatte ich immer einen Haufen Texte vorbereitet, da ich von den Beats anderer Menschen abhängig war und ich dementsprechend einfach immer bereit sein wollte, wenn mir jemand einen Beat schickte. Aber jetzt, wo ich alles selbst mache, mache ich mir da gar keinen Stress mehr mit Lyrics. Manchmal hab ich natürlich dennoch auch schon vorweg Ideen, die ich dann später in einen Song umwandle, aber meistens mache ich erst den Beat und dann den Text. Wobei ich mich auch total leiten lasse, ob erst die Hook kommt oder erst die Verse. Manchmal passiert der Refrain zum Beispiel direkt, wenn ich die Melodie schreibe.
Living like I don’t give a shit – Der Alltag
Ich versuche jeden Tag ein bisschen, was zu machen. Klar manchmal ist man auch einfach uninspiriert und ich muss einfach im Groove sein, um gut und produktiv arbeiten zu können. Das Song produzieren hilft mir dann auch immer total irgendwas zu machen, wenn kreativ nicht super viel läuft. An anderen Tagen habe ich wiederum an einem Tag einen ganzen Song geschrieben.
You could never feel the way I felt when I fell – Das Musikvideo
Stinny Stone, ein Kumpel von mir, hatte mich für das Musikvideo gestylt und hat auch die ganzen Outfits selber entworfen und geschneidert, weil ich bei diesem Video so ein bisschen mehr auf Ästhetik gehen wollte und nicht meine eigenen Street Wear mäßigen Klamotten tragen wollte. Es sollte einfach so richtig geil Fashion mäßig und mit einer besonderen Stimmung sein. Das Video ansich wurde dann von Max Zimmermann und Charlotte Hansel gedreht. Als grobe Idee hatte ich eigentlich nur das ich in einem Studio drehen will und neben dem Fashion Element auch Lichter die Ästhetik bestimmen sollen. Es war sehr cool, da die beiden auch voll Bock und viele Ideen, wie zum Beispiel das schwarz-weiß-rote Farbkonzept hatten. Wir haben dann am Ende 11 Stunden mit neun Outfits im Studio gedreht, was gut anstrengend war – nicht zuletzt, da ich mich in manchen der Outfits kaum bewegen konnte.
Ihr könnt Bae.con hier auf Instagram folgen und hier geht es zu ihrem Spotify Profil.
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