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Es gibt diesen Moment, der sich anfühlt als würde man plötzlich in die Baupläne des eigenen Lebens schauen. Man sieht jede Schraube der Erinnerung, jedes Kabel der Erlebnisse und wie Dinge, die so unlogisch schienen, plötzlich mit einander verbunden werden und Sinn ergeben. Von eben jenem Moment handelt der Song “Everything Is On Fire” von der großartigen Lea Lu. Der Song ist so fröhlich und energiegeladen, dass man eben jenen Moment genau nachkonstruieren kann. Uns hat Lea Lu erzählt wie der Song entstanden ist.
Im Frühling letzten Jahres kam mir wie aus dem Nichts die Melodie von „Everything Is On Fire“ zugeflogen. Ich musste sie wieder und wieder singen, bis ich mir dann schnell meine Gitarre geschnappt habe und innerhalb von zwanzig Minuten den Song geschrieben habe.
Generell entstehen meine Songs nicht aus der Intention zu schreiben, sondern mich befällt plötzlich dieser pure Moment, in dem sich eine Idee in mir in Musik übersetzt. Dieser Moment kann absolut immer passieren, ich muss mich dafür jedoch öffnen und das kann ich am besten, wenn ich alleine bin – wo genau macht aber eigentlich überhaupt gar nichts aus. „Everything Is On Fire“ ist zum Beispiel in Zürich an meinem Küchentisch entstanden, andere Songs auf dem neuen Album sind in Paris oder Kambodscha entstanden – das einzige, was ich brauche, ist meine Gitarre und die kommt dementsprechend auch wirklich immer mit.
Einige Stellen der Lyrics kommen bereits in diesem ersten Moment, aber natürlich nicht die kompletten. Doch was ich für mich selbst auch immer spannend finde, ist zusehen, dass die Geschichte des Songs durchaus immer schon komplett da ist, sodass ich sie ab dem Moment, wo ich mich hinsetze, gar nicht mehr bewusst verändern kann. Ich mein, ich sage, die Songs fliegen mir zu, aber natürlich heißt das letzten Endes das sie aus mir entstehen, und meistens ist es ein Gefühl oder ein Zustand, in dem ich mich befinde, der die Grundlage für die Lyrics bildet. Die Songs sind für mich immer wie so ein innerlicher Abdruck meiner selbst. Dadurch sind sie auch sehr ehrlich und nicht konstruiert. Bei „Everything Is On Fire“ war die Inspiration ganz klar ein Moment des Aufwachens und des Erkennens, inwieweit bestimmte Sachen einen Zusammenhang haben. Es geht auch um das innere Feuer, das schlussendlich all diese Punkte verbindet – sei es Neugier oder Lebensfreude.
Ich nehme nie Demos auf, sondern starte gleich direkt mit der richtigen Aufnahme. Meistens sind es dann auch wirklich First Takes, die ich am Ende verwende. Nachdem ich die Idee zu einem Song habe, treffe ich mich mit meinem Schlagzeuger und Mit-Produzenten Claudio Strüby in unserem Studio in Zürich. Meistens spiele ich dann zuallererst die Gitarrenbegleitung ein – bei „Everything Is On Fire“ war das erst nur eine Line auf der E-Gitarre und dann habe ich noch eine zweite Single Line gemacht, als nächstes habe ich die Leadvocals eingesungen und als dritter Schritt kamen die backing vocals dazu. Die drei Sachen bildeten erst mal das Gerüst des Songs. Claudio spielte dann die Drums über dieses Gerüst.
Wegen der Pandemie war es sehr schwierig andere Musiker*innen zu treffen, weshalb ich dann noch schnell Bass spielen gelernt habe, um zuhause erstmal den Bass selbst aufzunehmen. Gegen Sommer hatte ich das grosse Glück, dass Mocky, mit dem ich schon lange zusammenarbeiten wollte, aus der Ferne dazu stiess und unglaubliche Basslines einspielte. Eigentlich wollte ich mit ihm fürs ganze Album zusammenarbeiten, aber da er in Los Angeles ansässig ist, konnten wir natürlich nicht allzu eng zusammenarbeiten. Stattdessen hat er mir dann die eben besagten Bass eingespielt und geschickt. Als wir die Files seiner Basslines in unsere Songgerüste eingesetzt hatten, waren wir erstaunt- es klang, also ob wir alle zusammen die Songs gemeinsam eingespielt hatten, es passte so perfekt!
Als man sich dann letzten Sommer wieder etwas mehr mit anderen Musiker*innen treffen konnte, haben wir unser Studio mit dem Auto auf eine Alphütte in der Schweiz hochgefahren. Es war dann auch sehr klischeehaft: Unfassbar viele Kühe um uns herum und ein paar Mal am Tag mussten wir warten mit dem Aufnehmen, weil die Kühe mit ihren Glocken vorbeizogen. Dort haben wir dann noch Posaunen, Trompeten, Backing Vocals, Percussion und Bassklarinetten aufgenommen, indem wir über die Basis des Songs gejammt haben.
Am Ende habe ich den Song gemeinsam mit Claudio produziert.
Das Video habe ich mit dem jungen Regisseur Liam Erlach spontan in Zürich gedreht. In dem Video spiele ich alle Instrumente im Song selbst, was wahnsinnig viel Spaß gemacht hat. Um diesen Prozess des Verbindens sichtbarzumachen, haben wir dieses orangene Garn verwendet, mit dem ich alles im Video einwickle. Er soll darstellen wie am Ende alles wie ein großes Spinnennetz verbunden ist – egal, ob es ein Song oder das Leben ist.
Ihr könnt Lea Lu hier auf Instagram folgen und hier geht es zu ihrem Spotify Profil.
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