Wer dreißig wird, fällt stereotypisch in irgendwas zwischen quarterlife crisis und midlife crisis – oder er schreibt einfach einen extrem fröhlich ironischen Indie Folk Song wie die Band Me and Reas. Uns hat die Band um Andreas Jäger erzählt wie der Song entstanden ist.

And I’ve tried all the different angles – Die Inspiration

„Thirty“ habe ich tatsächlich am Abend, bevor ich 30 wurde, geschrieben. An dem Tag hat sich der kollektive Frust der vorherigen Monate, vielleicht sogar Jahre, zu einer riesigen Gedanken-Shitshow geformt. Das musste alles raus. Es ging gar nicht um das Älterwerden an sich, sondern eher um das Erwachsenwerden und meine Probleme damit. Ich habe kurz vor Weihnachten Geburtstag, das heißt direkt in der Zeit der Jahresrückblicke, u.a. auch von Spotify. Da lief dann passendereweise „Dammit“ von Blink 182. „But everbody’s gone and I’ve been here for too long to face this own my own. Well, I guess this is growing up“ – klingt blöd, aber das habe ich damals gespürt.

I’ve tried burning all the bridges / I brought fire to the flame – Das Thema

Ich muss kitschigerweise zugeben, dass ich seit ich 16 bin fast jedes Jahr an oder um meinem Geburtstag Musik schreibe. Tatsächlich musste ich mir das 1-2 mal richtig vornehmen, um die Combo nicht zu brechen, haha. Aber sonst ist das einfach irgendwie ein emotionale Zeit. Sowohl positiv als auch negativ. Das brauche ich persönlich zum Schreiben. Ich habe wie gesagt Ende des Jahres Geburtstag. Daher fühlt sich das auch immer irgendwie wie ein Jahresabschluss an. Man denkt nochmal drüber nach was alles passiert ist oder eben vielleicht auch nicht passiert ist. Deswegen war das damals auch irgendwie eher eine Konsequenz als „Ich muss jetzt dringend was über meinen 30. Geburtstag schreiben“. 

Still this shitshow somehow manages / To always look the same – Der Songwritingprozess

In diesem Fall kam tatsächlich der Text zuerst, der aber sofort in meinem Kopf eine Melodie und Rhythmus hatte. Das habe ich sonst nie, weil ich für Melodien normalerweise eine Gitarre in der Hand brauche. In diesem Fall hatte ich auf einmal die ersten beiden Zeilen im Kopf und dann hab ich die beim Autofahren weitergeführt und ganz stümperhaft an der Ampel in mein Handy gesungen, um sie nicht zu vergessen. Den Refrain habe ich dann als ich Zuhause war an der Gitarre fertig gemacht. Dann alles ins Handy geplärrt und danach nicht mehr verändert. Daher hat der Song auch keinen C-Teil oder eine richtige Bridge. Sondern eben nur einen Acapella-Refrain am Ende. Am Anfang dachte ich mir immer, dass ich das noch fertig schreibe, aber ich habe festgestellt, dass der Song nichts mehr braucht. Alles wird genau so gesagt, wie ich es sagen will. Das fühlt sich gut an.

And it’s been thirty years right now/ I can’t believe how wrong this sounds – Der Studioprozess

„Thirty“ ist der erste Song, den wir gemeinsam und live im Studio eingespielt haben. Einige Spuren haben wir im Nachgang noch hinzugefügt und der „Chor“ ist auch erst im Homeoffice sozusagen entstanden. Aber das war natürlich gleich ein ganz anderes Feeling, als sonst. War spaßig, aber auch sehr anstrengend, da wir den Song bestimmt 20 Mal gespielt haben, bevor wir damit zufrieden waren. Da bluten einem die Finger – im wahrsten Sinne des Wortes.

I’ve been waiting for so long / That I grew old instead of up – Der Lieblingspart

Puh, gute Frage. Ich bin blöd gesagt konstant in einem Songwriting-Prozess. Damit meine ich, sobald ich die Gitarre in die Hand nehme, spiele ich irgendwie drauf los und wenn da irgendwas cooles dabei ist, versuche darum ein Lied oder ein Gerüst zu bauen. Oder mir fällt ein kleiner Textfetzen ein, auf dem ich den restlichen Text aufbaue. Oft passiert das parallel. Also, auf einmal ist da eine nette Akkordfolge mit einer schönen Melodie und dann hab ich irgendwo auf dem Handy ein paar passende Zeilen geschrieben und dann füge ich das zusammen. Leider passt das nicht immer oder es flowt einfach nicht. Oder es ist einfach nicht so gut, wie gedacht. Manchmal passt es aber von Anfang an und die Worte fügen sich gut in die Melodie oder machen diese noch interessanter und dann hat man auf einmal ein kleines Liedchen. Komplett roh, ohne Arrangement, ohne Aufnahme. Das ist für mich der schönste Part. 


Ihr könnt Me & Reas hier auf Instagram folgen und hier geht es zum Song auf der Streamingplattform eures Vertrauens.