Sie haben alles richtig gemacht, Bert Ostyn (Gesang/ Gitarre), Renaud Ghilbert (Violine, Percussion), Jan Duthoy (Klavier, Akkordeon) und Sergej van Bouwel (Kontrabass) von Absynthe Minded. Seit nun schon fast 8 Jahren musizieren sie in einer bislang unbefleckten Genre-Schublade (dem nöligen, rumpelnden, hymnischen Tom Waits Barjazz), zeigen sich vom Hypegewinsel des Gegenwartsmusik unbeeindruckt und sind mit ihrer Melange aus Variété, Folk, Rock und Blues mehr als eigenständig. Das lobt die Presse, das lobt das Publikum und ganz nebenbei auch beeindruckende Persönlichkeiten wie dEUS-Sänger Tom Barman.
Gegründet wird die Band, man mag es kaum glauben, im belgischen Gent, die 230.000 starke Hauptstadt der Provinz Ostflandern. Hier zwischen Tuchhallen und eklektischen Kathedralen ist der junge Sänger und Songschreiber Bert Ostyn zu Hause. Mit Gitarre, Klavier und anderem musikalischen Krimskrams bewaffnet, nimmt er 1999 im heimischen Schlafzimmer acht Stücke auf. Selbstverständlich auf einem Achtspurgerät. Das Ergebnis „More Than This“ verschenkt er an Freunde und Bekannte. Die Demo wird herum gereicht und findet schnell Zuspruch. Ostyn macht im kleinen belgischen Indiezirkus das erste mal auf sich aufmerksam, von einem Bandnamen, geschweige denn von einer Band kann zu dieser Zeit dennoch keine Rede sein.
Das ändert sich erst, als Ostyn 2000 für die Aufnahmen in einem echten Studio Begleitmusiker benötigt. Das Ergebnis der Zusammenschar hört auf den Namen „Mushroom Holiday“ und ist ein Geigen, Kontrabass, Klavier und Akkordeon lastiges (Akustik)-Debütalbum, irgendwo zwischen dem polternden Tom Waits und lodernden dEUS. Und doch klingen die Absinth-Gesinnten dank Folk-Groove und der gewissen Portion Kauzigkeit erfrischend selbstständig und eigen.
Ins öffentliche Bewusstsein treten die Jungs dennoch erst mit ihrem dritten Silberling „Krankenhaus Hotel“. Dieser erscheint 2001 und beschert Absynthe Minded erste Erfolge. Aus diesem Grund denkt Frontmann und Kopf der Band Bert Ostyn das erste mal laut über ein festes Bandkollektiv nach. Zusammen mit den Kollegen Renaud Ghilbert, Jan Duthoy und Sergej van Bouwel wird die Band Absynthe Minded Quartet gegründet.
Zeugnis der Zusammenarbeit ist das 2002er Werk „Sweet Oblivion“, dass nach eigener Aussage in so gut wie jeder heimischen Bar aufgeführt wird. Zusätzlich bespielen sie als Support von Zita Swoon auch größere belgische Hallen.
Ein Jahr später wird das Quartett auf ein fünftes Mitglied erweitert. Drummer Jakob Nachtergaele verstärkt das Kollektiv und ist bereits auf dem „Sweet Oblivion“ Nachfolger „Acquired Taste“ zuhören. Dieser erscheint wie auch die vorherige EP „Makes Science Fiction“ via Keremos Records.
2005 wird das verhältnismäßig ruhige „New Day“ Album auf den Markt gebracht. Eine, wenn auch ausgeglichenere Weiterführung des Blues und Barjazz des Vorgängers, zu der sich erstmalig auch Beatles und Singer-/Songwriter-Anleihen gesellen. Album-Highlight ist in diesem Fall das grandiose „My Heroics, Part One“.
Es folgt eine Tour durch Europa, bei der erstmalig auch in Deutschland halt gemacht wird.
Am 11. Mai 2007 erscheint das dritte Absynthe Minded Album in Langspielzeit, diesmal über den Labelmajor Universal. Nur allzu gerecht.
Hans Erdmann
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