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Watteweicher Elektrosound

„Wenn man anfängt, hat man manchmal Erfolg mit etwas Originellem, das sonst kein anderer macht. Aber wenn der Erfolg dann da ist, vergisst man manchmal, womit man es überhaupt so weit gebracht hat.“ So kurz und knapp fasst Nikolas Godin nicht nur die Entwicklung von Air seit dem mittlerweile legendären Debüt „Moon Safari“ zusammen, sondern liefert en passant auch die Erklärung, warum er und Kollege Jean Benoit Dunckel auf dem neuen Album „Pocket Symphony“ sich ihrem früheren Sound so stark angenähert haben wie lange nicht.

Die mitunter arg verkomplizierten Rock-Experimente, mit denen Air zwischenzeitlich Heerscharen von Easy Listening-Fans verschreckt hatten, sucht man auf dem vierten regulären Studioalbum vergeblich, denn die beiden widmen sich wieder ganz ihrem watteweichen Elektrosound. „Wir haben versucht, nicht so viel nachzudenken und zu intellektuell zu sein, sondern wieder mehr auf unseren Instinkt gehört,“ erklärt Nikolas die Tatsache, dass viele der neuen Songs wieder ohne Gesang oder klassische Melodien daherkommen und immer wieder an die sphärischen Klangräume ihres wunderbaren „Virgin Suicides“-Soundtracks erinnern.

Once Upon A Time Video

Doch es ist beileibe nicht so, dass Air sich dieses Mal gegen jegliche Neuerungen gesträubt haben. Dank der Koto und der Shamisen, zweier japanischer Saiteninstrumente, die Godin mit Feuereifer und in Windeseile erlernt hat, zollen sie ihren asiatischen Einflüssen mehr Respekt denn je. Und mit Ex-Pulp-Frontmann Jarvis Cocker und Neil Hannon von Divine Comedy haben sie sich auch zwei neue Kollaborateure ins Studio geholt. Allerdings kommen einem auch die bekannt vor: man hatte sich schließlich bei der Arbeit am Album von Charlotte Gainsbourg im vergangenen Jahr kennen gelernt.
Für Charlotte haben wir unglaublich viele Songs geschrieben, doch für unser Album sollte es wieder mehr um Sounds gehen. Selbst die Stücke auf dem Album, die man vielleicht als echte Songs bezeichnen könnte, sind eigentlich nicht viel mehr als eine Stimme und ein Refrain,“ beschreibt Nikolas die Unterschiede zwischen diesen Arbeiten, die in ihrer Ruhe und Schönheit dennoch auch Ähnlichkeiten aufweisen. Auch das zweite Air-Lebenszeichen, das es 2006 neben dem Gainsbourg-Album zu hören gab, unterscheidet sich mindestens in Details von „Pocket Symphony“: Jean Benoits unter dem Pseudonym Darkel veröffentlichtes Solo-Album ließ zwar die Nähe zu seinem Hauptprojekt erkennen, kam aber vor allem deswegen zustande, weil der Geschmack des Duos eben doch nicht immer der gleiche ist.

Ich wusste, dass er das irgendwann machen würde, denn er schreibt seit vielen Jahren alleine Songs, die er mir auch vorspielt,“ erinnert sich Nikolas. „Aber die sind eben nicht mein Geschmack, deswegen macht er eben ab und zu sein eigenes Ding. Darin, dass wir uns solche Freiheiten lassen, liegt ja auch unser Erfolgsrezept als Air. Ich kann eben mit Glamrock und ähnlichem nichts anfangen, während er mir manchmal vorwirft, ich würde nur langsame Musik mögen.“ Trotzdem scheint Langsamkeit nichts zu sein, worauf sich Air nicht einigen könnten. Bester Beweis dafür ist das entspannte, bezaubernde neue Material auf „Pocket Symphony“.

Text: Patrick Heidmann

Air über Pocket Symphony auf myspace.com/intairnet


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