Du meine Güte: immer diese Namen! Letztens haben wir ja schon “Malk” für euch entdeckt – jetzt folgen Alias Caylon, in deren Reihen sich dann auch noch Menschen tummeln, die von ihrer näheren Umgebung “Thays” und “Fin” gerufen werden. Das mag noch mit der nordischen Herkunft der Band zu begründen sein. Schließlich haben die Menschen hoch im Norden Deutschlands offenbar auch Freude daran, ihre Land- und Ortschaften mit Namen wie “Wursten” und “Ratekau” zu versehen. Und – hey: Nicht nur im Gegensatz dazu sind Fin und Thays ganz schön coole Namen! Zumindest lassen sie, ebenso wie die Musik des Quartetts, nicht sofort auf teutonische Herkunft schließen.
Ach ja, die Musik:
Was es mit dem Namen der gemeinsamen Band von besagtem Doppel Fin (Gitarre) und Thays (Gesang und ebenfalls Gitarre) plus Bassist Rainer und Drummer Jan Dünne auf sich hat, wissen die Vier hingegen allerdings auch nur bedingt zu erklären. Aus der Not sich für den ersten Auftritt irgendwie nennen zu müssen und ankündigen zu können, sei “Alias Caylon” geboren worden. Auch als Zeichen dafür, dass der Sound der Band den einzelnen als Alias dienen kann. Die Geschichte von der Summe also, die größer ist, als ihre Einzelteile. Okay, kann man mit leben.
Mehr als nur damit leben kann man natürlich mit der Musik des Flensburg-Vierers. Die kann man zum Beispiel abfeiern. So größtenteils geschehen anlässlich des Debütalbums “Resorbing Everything“. Das wurde im Jahr des Erscheinens ob seiner musikalischen Vielfalt zwischen Indie und Post-Hardcore gelobt, und findet sich dieser Tage sogar in wegweisenden Lieblingslisten von amazon.de-Usern wieder, die so urige Titel tragen wie: “Dreckige Musik für stinkende Asis“. Sachen gibt’s!
Alias Caylon – Dropping Out (Live)
Denn “stinkende Asis” sind Fin & Co. keinesfalls. Und auch nicht so faul, wie die bald vier Jahre seit besagtem Debüt (2005) vermuten lassen. Fleißig und sorgfältig sind Alias Caylon vorgegangen, und statt den wohlgelittenen Sound von ” Resorbing Everything” schlicht wiederzukäuen, haben sie den ohnehin schon vielen Facetten ihrer Musik noch ein paar mehr hinzugefügt.
“Follow The Feeder” heißt der Zweitling, den es ab dem 27.2. nicht nur als schnöde CD, sondern auch als schniekes Doppelvinyl samt heutzutage beinahe obligatorischem Download-Gutschein zu kaufen gibt. Und nahrhaft ist es wirklich geworden: Vom Opener “High Time“, der die anfangs gestellte Frage “Is it High Time?” so überzeugend beantwortet (“YES IT IS!“), dass sich vor dem punchy Bass und den cleveren Chören nicht nur die Skandinavien-Showbands á la Hives und (International) Noise Conspiracy in acht nehmen sollten, über das schlicht schöne “Ocean Ocean” bis hin zum stampfenden “Copy Paste Sold Out” – kein Ausfall. Statt trendy auf cool und gleichgültig-ironisch zu machen, besinnen sich Alias Caylon nämlich auf eine Zeit, als Bands wie At The Drive-In und Sunny Day Real Estate für ehrfürchtiges Staunen auf Kennergesichtern sorgten, als Jimmy Eat World noch in Jugendzentren und die Donots im Vorprogramm von Samiam spielten und “Emo” noch kein Schimpfwort war. Apropos “Worte“: Genug davon! Hört selbst:
Ralph Schlegel
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